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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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aufhören wollte. ‹Gott, ist das komisch›, rief sie schließlich, ‹wie unbeschreiblich herrlich komisch! Ich sagte dir doch eben, ich müßte ein neues Leben beginnen – jetzt weißt du, warum. Das wird eine Freude geben bei all diesen selbstgefälligen Kleinstädtern hier und deinen lieben Pächtersleuten. Darauf haben wir schon immer gehofft, Mrs. de Winter, werden sie sagen. Ich werde eine vorbildliche Mutter sein, Max, so wie ich dir eine vorbildliche Frau gewesen bin. Und niemand wird jemals die Wahrheit ahnen; kein Mensch wird wissen, was du weißt.›
    Sie wandte sich um und lächelte mich an, die eine Hand in der Hosentasche, in der anderen ihre Zigarette. Sie lächelte noch, als ich schoß. Ich zielte auf ihr Herz. Die Kugel ging glatt durch ihren Körper. Sie fiel nicht gleich um.
    Sie stand da und starrte mich mit weitaufgerissenen Augen leise lächelnd an …»
    Maxims Stimme war immer leiser geworden, so leise, daß es fast nur noch ein Flüstern war.
    Seine Hände fühlten sich ganz kalt an. Ich sah ihn nicht an. Mein Blick ruhte auf dem schlafenden Jasper neben mir, der hin und wieder im Traum mit dem Schwanz wedelte.
    «Ich hatte nicht daran gedacht», sagte Maxim mit müder ausdrucksloser Stimme, «daß ein Mensch, der erschossen wird, so viel Blut verliert.»
    Neben Jaspers Schwanz war ein Loch im Teppich, das eine achtlos fortgeworfene Zigarette hineingebrannt hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, es vorher schon gesehen zu haben.
    Manche Leute sagen, daß Zigarettenasche gut für Teppiche sei.
    «Ich mußte Wasser aus der Bucht holen», fuhr Maxim fort. «Ich mußte ein paarmal zum Strand hinuntergehen. Selbst am Kamin, in dessen Nähe sie gar nicht gestanden hatte, waren Blutflecke. Sie selbst lag in einer Lache. Draußen hatte es zu stürmen begonnen, und das Fenster war nicht festgehakt, so daß es unaufhörlich auf-und zu-schlug, während ich dort auf dem Boden kniend mit Scheuertuch und Eimer arbeitete.»
    Und der Regen auf dem Dach, ging es mir durch den Kopf; er hat den Trommelwirbel des Regens vergessen, diesen eintönigen, eindringlichen leisen Ton.
    «Ich trug sie zum Boot hinunter», erzählte er weiter. «Es muß nach halb zwölf gewesen sein.
    Es war eine mondlose finstere Nacht. Der Wind kam in Böen aus dem Westen. Ich trug sie in die Kajüte hinunter und ließ sie dort liegen. Dann ruderte ich das Boot gegen die einkommende Flut hinaus, die Jolle im Schlepp. Ich hatte zwar den Wind mit mir, aber er kam nur stoßweise, und außerdem befand ich mich noch im Lee der Landzunge. Und als ich das Hauptsegel setzen wollte, hakte es sich auf halbem Weg am Mast fest. Ich war so lange nicht mehr gesegelt; ich war nie mit Rebecca hinausgefahren.
    Und ich dachte daran, wie heftig die Flut in den kleinen Hafen drückte. Der Wind blies von der Landzunge herunter wie aus einem Kamin. Irgendwie brachte ich das Boot aber hinaus.
    Draußen am Leuchtturm versuchte ich, an den Felsen vorbeizumanövrieren, aber ich konnte das flattern-de Vorsegel nicht schnell genug einziehen; ein Windstoß riß mir das Segel aus der Hand, so daß es sich um den Mast wickelte. Das Hauptsegel knallte wie eine Peitsche um meinen Kopf. Ich konnte mich nicht darauf besinnen, was in solcher Lage zu tun war. Es fiel mir einfach nicht ein. Ich versuchte mich nach dem Segel auszustrecken, aber es flatterte außer Reichweite. Plötzlich schlug der Wind um und begann das Boot seitlich zu den Felsen ab-zutreiben. Es war eine so pechschwarze Nacht, daß ich auf dem schlüpfrigen, dunklen Deck gar nichts unterscheiden konnte. Stolpernd und tastend erreichte ich schließlich die Kajütentür und ging hinunter. Ich hatte den Bootshaken bei mir. Wenn ich es jetzt nicht tat, dachte ich, würde es zu spät sein. Das Boot trieb immer näher auf das Riff zu; in wenigen Minuten wäre es aus dem tiefen Wasser heraus. Ich öffnete das Flutventil, und das Wasser begann hereinzuströmen. Ich trieb den Bootshaken in die Boden-planken, eine splitterte beim ersten Hieb der Länge nach durch. Ich zog den Bootshaken heraus und schlug eine zweite Planke ein. Das Wasser reichte mir schon bis zu den Knöcheln. Ich ließ Rebecca auf dem Boden liegen, schloß beide Bullaugen und verriegelte die Tür. Als ich an Deck kam, sah ich, daß das Riff keine zwanzig Meter weit entfernt war. Ich warf den Rettungsring, das Schleppnetz und das Haltetau ins Wasser. Dann kletterte ich in die Jolle, ruderte ein Stück fort, zog die Riemen ein und wartete. Das

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