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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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der halb verschlammten Flußmündung vor Kerrith Harbour ankern lassen, wo die Ausflügler weder mit ihren Schiffen noch zu Land herankommen können. Dort werden sie ungestört sein. Er sagte, man müsse das Wasser aus der Kajüte pumpen, und dann will er den Gerichtsarzt kommen lassen.»
    «Und was wird der tun?» fragte ich. «Was wird der Arzt tun?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Wenn sie feststellen, daß es Rebecca ist, dann mußt du sagen, daß du dich geirrt hast, als du die andere Leiche identifiziertest», sagte ich. «Du mußt einfach sagen, es müsse dir ein schrecklicher Irrtum unterlaufen sein, und daß du krank warst, als du damals nach Edgecoombe fuhrst, und deine Aussage im Fieber gemacht hast. Du ha-best im besten Glauben gehandelt; es sei ein Irrtum, nur ein Irrtum. Wirst du das sagen, ja?»
    «Ja», sagte er, «ja.»
    «Sie können dir nichts beweisen», sagte ich. «Niemand hat dich in jener Nacht gesehen. Du warst schon zu Bett gegangen. Man kann dir nichts nachweisen. Nur du und ich wissen es.
    Sonst niemand. Nicht einmal Frank. Wir sind die einzigen Menschen in der Welt, die es wissen, Maxim, nur du und ich.»
    «Ja», sagte er, «ja.»
    «Man wird annehmen, daß das Boot kenterte und gesunken ist, während sie sich in der Kajüte aufhielt», sagte ich.
    «Man wird annehmen, daß sie nach unten gegangen ist, um ein Tau oder irgend etwas zu holen, und während sie unten war, schlug der Wind um, und das Boot kenterte, und Rebecca war gefangen. Das werden die doch annehmen, glaubst du nicht auch?»
    «Ich weiß nicht», sagte er. «Ich weiß nicht.»
    Plötzlich begann das Telephon in dem kleinen Zimmer hinter der Bibliothek zu klingeln.

21
    Maxim ging hinein und schloß die Tür hinter sich.
    Kurz darauf kam Robert, um den Teetisch abzuräumen. Ich stellte mich ans Fenster, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte. Ich überlegte mir, wie lange es wohl dauern würde, bis die Neuigkeit durchgesickert war, in der Küche, bei den Pächtern und in Kerrith.
    Ich hörte das gedämpfte Gemurmel von Maxims Stimme aus dem Nebenraum. Die nervöse Spannung verursachte mir ein leichtes Übelkeitsgefühl. Das Schrillen des Telephons schien jede Nervenfaser zum Vibrieren gebracht zu haben. Ich hatte wie im Traum neben Maxim gesessen, seine Hand in meiner, mein Gesicht an seiner Schulter, und seiner Geschichte gelauscht; und ein Teil von mir hatte ihn in jener verhängnisvollen Nacht wie ein Schatten begleitet. Auch ich hatte auf Rebecca geschossen, auch ich hatte mit ihm in Wind und Wetter hinausgehorcht und Mrs. Danvers’ Klopfen an der Tür gehört. All das hatte ich mit ihm durchgemacht, all das und noch viel mehr. Aber der andere Teil von mir saß hier auf dem Teppich, unbewegt und gelassen, und dachte immer nur das eine, wiederholte es immer wieder: er hat Rebecca nicht geliebt, er hat Rebecca nicht geliebt! Und jetzt, als das Telephon läutete, vereinten sich die beiden Teile meines Ichs, und ich war wieder das Ich, das ich immer gewesen war. Aber ein neues Gefühl war hinzugekommen, das ich vorher nicht gekannt hatte: trotz aller Zweifel und Ängste war mein Herz jetzt leicht und frei. Ich fürchtete Rebecca nicht länger; ich haßte sie nicht mehr. Jetzt, da ich wußte, daß sie böse und verdorben gewesen war, brauchte ich sie nicht länger zu hassen. Sie konnte mir nichts mehr anhaben.
    Jetzt konnte ich ins Morgenzimmer gehen und mich an ihren Schreibtisch setzen und ihre Sachen anfassen und ihre Schrift auf den Schildchen über den Fächern ansehen, oh-ne daß es mir etwas ausmachte. Rebeccas Macht hatte sich wie in Nebel aufgelöst. Sie würde mich nie mehr verfolgen, nie mehr hinter mir die Treppe hinaufgehen, neben mir am Tisch sitzen, nie mehr sich von der Galerie herab-beugen, um mich zu beobachten. Maxim hatte sie niemals geliebt. Ich haßte sie nicht mehr. Ihre Leiche war gefunden worden und ihr Boot mit dem prophetischen Namen
    ‹Je reviens›; aber ich war für immer von ihr befreit.
    Ich durfte jetzt mit Maxim Zusammensein, ihn berühren, ihn in meinen Armen halten und ihn lieben. Ich würde nie mehr ein Kind sein. Nicht ich, ich, ich würde es in Zukunft heißen, sondern wir und uns. Wir würden zusammen sein, wir würden alles, was uns bevorstand, gemeinsam meistern, er und ich. Captain Searle und der Taucher und Mrs. Danvers und all die neugierigen Zeitungsleser aus Kerrith konnten uns jetzt nicht mehr einschüchtern. Unser Glück war nicht zu spät gekommen. Ich würde um Maxim

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