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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Boot trieb noch, obwohl es schon zu sinken begann. Das Segel flatterte und knallte immer noch. Ich fürchtete, jemand könnte es hören, irgendein später Spaziergänger oder ein Fischer aus Kerrith, dessen Boot ich nicht sehen konnte. Rebeccas Boot lag jetzt schon tief im Wasser, es war nur noch ein schwarzer Schatten. Der Mast schwankte und ächzte, und als das Boot sich plötzlich umlegte und sank, zerbrach er. Der Rettungsring und das Netz schaukelten ein Stück von mir entfernt auf dem Wasser. Von dem Boot war nichts mehr zu sehen. Ich starrte noch eine Weile auf den Fleck, wo es untergegangen war. Dann ruderte ich zurück. Ein leichter Regen hatte eingesetzt.»
    Maxim hielt inne. Er wandte mir zum ersten Mal während seiner Erzählung das Gesicht zu und sah mich an.
    «Das ist alles», sagte er. «Mehr ist nicht zu erzählen. Ich machte die Jolle an der Boje fest, wie sie es zu tun pflegte. Dann ging ich noch einmal ins Bootshaus. Der Boden war noch naß.
    Er sah nicht anders aus, als ob sie ihn aufge-wischt hätte. Ich lief durch den Wald zum Haus zurück und die Treppe hinauf in mein Ankleidezimmer. Es stürm-te und regnete jetzt heftiger. Ich saß auf meinem Bett, als Mrs. Danvers an die Tür klopfte. Ich schlüpfte in meinen Schlafrock, öffnete und fragte, was sie wolle. Sie mache sich Sorgen um Rebecca. Ich sagte ihr, sie solle wieder zu Bett gehen, und schloß die Tür hinter ihr zu. Dann setzte ich mich ans Fenster und lauschte in die Nacht und den Regen hinaus.»
    Wir saßen eine Weile schweigend da. Ich hielt noch immer seine kalten Hände. Mir fiel plötzlich ein, daß Robert längst hätte kommen müssen, um den Teetisch abzuräumen.
    «Das Boot ist zu nahe am Land gesunken», sagte Maxim. «Ich hatte vor, es aus der Bucht hinauszusegeln. Dort hätte man es nie gefunden. Ich bin nicht weit genug gekommen.»
    «Das gestrandete Schiff ist schuld», sagte ich. «Wenn das nicht gewesen wäre, hätte man das Boot nie entdeckt.»
    «Es ist zu nahe am Land gesunken.»
    Wir schwiegen wieder. Ich fühlte mich auf einmal sehr müde.
    «Ich wußte, daß es eines Tages so kommen würde», fing Maxim wieder an. «Sogar als ich damals nach Edgecoombe fuhr und die fremde Frauenleiche als Rebecca identifizierte, wußte ich, daß es damit noch nicht sein Ende haben würde. Das war nur eine Verzögerung, ein kleiner Auf-schub. Letzten Endes würde Rebecca doch gewinnen. Daß ich dich gefunden habe, hat auch nichts daran geändert; daß ich dich liebe, hält den Lauf des Schicksals nicht auf. Rebecca wußte, daß sie über mich triumphieren würde. Ich sah es an ihrem Lächeln, als ich sie erschoß.»
    «Rebecca ist tot», sagte ich. «Wir dürfen uns nicht von Phantasien gefangennehmen lassen.
    Rebecca ist tot. Sie kann nicht mehr sprechen, sie kann kein Zeugnis ablegen. Sie kann dir nichts mehr antun.»
    «Aber die Leiche», sagte er. «Der Taucher hat sie dort in der Kajüte gesehen.»
    «Wir müssen eine Erklärung dafür finden», entgegnete ich. «Wir müssen uns etwas ausdenken; wir müssen sagen, es ist die Leiche eines Menschen, den du nicht kennst, von dem du nichts weißt.»
    «Ihre Sachen werden noch da sein, die Ringe an ihren Fingern. Ihre Kleider können sich noch nicht so aufgelöst haben, daß man sie nicht erkennen könnte. Es wäre ja etwas anderes, wenn die Leiche im Wasser getrieben hätte und an der Felsenküste zerschlagen worden wäre. Die Kajüte ist noch unberührt. Die Leiche muß noch genauso daliegen, wie ich sie damals hingelegt habe. Das Boot hat die ganze Zeit an derselben Stelle auf dem Meeresboden gelegen.»
    «Aber eine Leiche löst sich doch im Wasser auf», flüsterte ich. «Selbst wenn sie unberührt am gleichen Fleck gelegen hat, wird das Wasser sie doch aufgelöst haben, glaubst du nicht?»
    «Ich weiß nicht», sagte Maxim. «Ich weiß es nicht.»
    «Wie kannst du es denn in Erfahrung bringen? Wann wirst du es wissen?»
    «Morgen früh um halb sechs wird der Taucher wieder hinuntersteigen. Searle hat schon alle nötigen Vorbereitungen getroffen, um das Boot zu heben. Zu der frühen Stunde werden sich keine Neugierigen einfinden. Ich werde aber dabei sein. Searle holt mich in seinem Boot an der Bucht ab. Morgen früh um halb sechs. Er wird seinen großen Leichter so nahe wie möglich ankern lassen. Wenn das Holz noch nicht verfault ist, wenn die Planken noch zusammenhalten, dann kann der Kran das Boot heben. In dem Fall werden sie nach Kerrith zurückfahren und den Leichter an

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