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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Jacht vorbei, die Mrs. Van Hopper so sehr bewunderte, weil sie einem Herzog gehörte, und mit einer verächtlichen Handbewegung taten wir das blitzende Messing ab und sahen einander an und lachten wieder. Ich erinnere mich noch deutlich an mein schlecht sitzendes, aber bequemes Flanellkostüm, dessen Rock durch das häufigere Tragen dünner war als die Jacke; an meinen alten Hut mit seiner zu breiten Krempe und an meine Schuhe mit den niedrigen Absätzen und dem einfachen Spangenverschluß. Meine nicht ganz saubere Hand umklammerte ein Paar Stulpenhandschuhe. Nie hatte ich jünger ausgesehen, und niemals hatte ich mich älter gefühlt. Mrs. Van Hopper mit ihrer Grippe existierte nicht mehr für mich.
    Cocktail-gesellschaften und Bridgeabende waren vergessen und mit ihnen die
    Belanglosigkeit meiner Person. Jenes von Schüchternheit gepeinigte Mädchen war ein armseliges Geschöpf, und’ ich dachte voller Geringschätzung an sie zurück, falls ich mich überhaupt noch mit ihr abgab.
    Es war zu stürmisch, um zu zeichnen, übermütige Windstöße jagten sich um die Ecken meines alten Marktplatzes, und so besannen wir uns nicht lange, stiegen wieder in den Wagen und fuhren – ich weiß nicht wohin. Die Landstraße erklomm unermüdlich die bergigen Hügel, und das Auto kletterte ihr nach, und wir kreisten in die Höhe wie auf Vogelschwingen mit einer gefährlichen Geschwindigkeit, und ich freute mich über die Gefahr, weil das etwas Neues für mich war, weil ich jung war.
    Ich lachte laut auf, und der Wind entführte das Lachen; aber als ich meinen Gefährten ansah, bemerkte ich, daß er nicht mehr lachte; schweigend und verschlossen saß er da, wieder der Mensch vom gestrigen Nachmittag, unnahbar in sein geheimnisvolles Ich gehüllt.
    Ich sah auch, daß der Wagen jetzt nicht höher steigen konnte. Wir hatten den Gipfel erreicht, und unter uns wand sich schwindelerregend steil das Band der Straße, die wir gekommen waren. Er hielt an, und ich merkte, daß der Weg unmittelbar an einer senkrechten Felswand entlanglief, die in das gähnende Nichts wohl zweitausend Fuß hinabstürzte. Wir stiegen aus und blickten in den Abgrund.
    Das ernüchterte mich endlich. Ich wußte jetzt, daß kaum eine halbe Wagenlänge zwischen uns und dem Absturz gelegen hatte. Das Meer erstreckte sich wie eine riesige zerknitterte Landkarte bis zum Horizont und brandete gegen die scharf ausgezackte Küste. Uns traf ein anderes Sonnenlicht, und die Stille ringsum ließ es noch härter und strenger erscheinen.
    Unser Nachmittag hatte sich gewandelt, er glich nicht mehr dem zarten Gespinst von vorhin.
    Der Wind hatte sich gelegt, und es wurde plötzlich kalt. Als ich dann das Schweigen brach, klang meine Stimme viel zu gleichgültig. Es war die törichte, nervöse Stimme eines Menschen, der sich unbehaglich fühlt. «Kannten Sie diese Stelle bereits?» fragte ich. «Waren Sie schon einmal hier?» Er sah auf mich nieder, als erkenne er mich gar nicht, und es wurde mir mit einem schmerzlichen Stich klar, daß er mich offenbar völlig vergessen hatte, vielleicht schon seit einiger Zeit, und daß er sich in dem Labyrinth seiner quälenden Gedanken so sehr verloren haben mußte, daß ich für ihn nicht mehr existierte. Sein Gesicht war das eines Schlafwandlers, und einen schrecklichen Augenblick lang schoß es mir durch den Kopf, er sei vielleicht nicht ganz normal, nicht ganz zurechnungsfähig. Es gab doch Menschen, die solche Zustände bekamen, ich hatte davon gehört, sie folgten seltsamen Gesetzen. Vielleicht war er einer von diesen, und hier standen wir, nur sechs Fuß breit vom sicheren Tod entfernt.
    «Es wird spät, wollen wir zurückfahren?» sagte ich, und meine Gelassenheit, mein unsicheres kleines Lächeln hätten nicht einmal ein Kind getäuscht. Meine Phantasie hatte mich natürlich in die Irre geleitet.
    Er litt durchaus nicht an Zuständen, denn als ich ihn zum zweitenmal ansprach, tauchte er ganz wach aus seiner Versunkenheit auf und begann sich zu entschuldigen. Ich glaube, ich war ganz bleich geworden, und er bemerkte es.
    «Das war unverzeihlich von mir», sagte er, ergriff meinen Arm und führte mich zum Wagen zurück; wir stiegen wieder ein, und er schlug die Tür zu. «Haben Sie keine Angst, das Wenden ist hier viel leichter, als es aussieht», sagte er, und während ich mich in einer Anwandlung von Schwindel und Übelkeit mit beiden Händen an den Sitz klammerte, setzte er den Wagen behutsam, sehr behutsam, vor und zurück, bis

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