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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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ihren Namen erwähnen. Sie ertrank nämlich in einer Bucht dicht bei Manderley …»

5
    Ich bin froh, daß man nicht zweimal davon befallen werden kann, von diesem Fieber der ersten Liebe. Denn ein Fieber ist es und auch eine Last, was immer die Dichter sagen mögen.
    Sie sind nicht mutig, unsere Lebenstage, wenn wir einundzwanzig sind. Sie sind erfüllt von kleinen Feigheiten, von kleinen grundlosen Ängsten, und man ist so leicht verletzt, so schnell gekränkt, das erste unfreundliche Wort wirft einen um. Der erwachsene Mensch kann mit unbeschwertem Gewissen und heiterer Miene lügen, doch in jenen Tagen verbrannte selbst eine geringfügige Täuschung die Zunge und zündete den Scheiterhaufen im eigenen Innern an.
    «Was haben Sie den Morgen über getrieben?» Ich höre sie noch, wie sie da gegen die Kissen lehnte mit der leichten Reizbarkeit eines Patienten, der nicht richtig krank ist und der zu lange im Bett gelegen hat, und ich spüre noch heute, wie das schuldbewußte Erröten meinen Hals fleckig färbte, während ich die Spielkarten aus der Nachttischschublade nahm.
    «Ich habe mit dem Trainer Tennis gespielt», sagte ich, und schon als ich sie aussprach, versetzte mich diese Lüge in panischen Schrecken, denn was würde geschehen, wenn der Trainer zufällig am Nachmittag hereinplatzte, um sich bei ihr zu beklagen, daß ich seit mehreren Tagen einfach nicht zu meinen Stunden erschienen war! Tatsächlich hatte ich den Tennisplatz nicht ein einziges Mal betreten, seitdem sie das Bett hütete, und das tat sie nun schon über zwei Wochen. Ich fragte mich, warum ich ihr gegenüber so zurückhaltend blieb und warum ich ihr eigentlich nicht erzählte, daß ich jeden Morgen mit de Winter spazieren-fuhr und auch an seinem Tisch zu Mittag aß.
    Ich habe viel von jener Zeit in Monte Carlo vergessen, von jenen morgendlichen Fahrten, wohin wir fuhren und sogar, was wir miteinander sprachen; aber ich habe nicht vergessen, wie meine Finger zitterten, wenn ich mir eilig den Hut aufsetzte, und wie ich den Flur entlang-und die Treppen hinunterlief, zu ungeduldig, um auf den langsam heraufsurrenden Lift zu warten, und dann hinaus, in einem Schwung durch die Drehtür, bevor der Portier mir noch behilflich sein konnte.
    Er saß dann schon wartend am Steuer, in einer Zeitung lesend, und wenn er meiner ansichtig wurde, lächelte er, warf sie hinter sich auf den Rücksitz, öffnete die Tür und sagte: «Wie geht es der Vertrauten des Herzens heute morgen, und wohin möchte sie diesmal fahren?» Wenn er unentwegt nur im Kreis gefahren wäre, hätte es mir nichts ausgemacht.
    «Es weht ein kalter Wind heute, Sie hängen besser meinen Mantel um.»
    Daran erinnere ich mich, denn ich war noch jung genug, um es als Glück zu empfinden, etwas von ihm tragen zu dürfen – wie der kleine Schuljunge, der den Pullover seines Helden halten darf und ihn sich glühend vor Stolz um den Hals schlingt; und dieses Herleihen seines Mantels, selbst wenn ich ihn jedesmal nur ein paar Minuten um meine Schultern trug, war an sich bereits ein Triumph und erfüllte meinen Tag mit einem warmen Glanz.
    Das gab es für mich nicht: müdes Schmachten und verstohlene Berechnung, wovon die Romane erzählen; Herausforderung und Flucht; gekreuzte Klingen, der schnelle Blick aus dem Augenwinkel, das ermunternde Lächeln.
    Die Kunst der Koketterie war mir fremd, und ich saß da mit der Autokarte auf dem Schoß, den Wind in meinem mattbraunen strähnigen Haar, glücklich in seinem Schweigen und doch begierig auf ein Wort von ihm. Ob er sprach oder nicht, konnte meiner Stimmung nichts anhaben. Mein einziger Feind war die Uhr am Armaturenbrett, deren Zeiger unerbittlich auf die Mittagsstunde zurückten.
    Wir fuhren ostwärts, wir fuhren westwärts durch die Unzahl der kleinen Dörfer, die wie Schnecken an der Steilküste des Mittelmeeres kleben – aber heute erinnere ich mich an keines mehr.
    Das einzige, dessen ich mich noch entsinne, ist das Gefühl der Ledersitze, das Leinen der Karte auf meinem Knie, ihre ausgefransten Ränder, ihre brüchig gewordenen Faltnähte, und wie ich eines Tages, als ich auf die Uhr sah, bei mir selber dachte: «Dieser Augenblick jetzt, zwanzig Minuten nach elf, darf mir nie wieder verlorengehen», und ich schloß meine Augen, um diese Erfahrung noch eindringlicher zu erleben. Als ich sie wieder öffnete, waren wir bei einer Wegbiegung angelangt, und ein Bauernmädchen in schwarzem Brusttuch winkte uns zu; ich sehe sie noch deutlich vor

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