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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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wieder nach Hause gehen, Ben», sagte er. «Niemand wird dir etwas zuleide tun. Wir möchten dir nur ein paar Fragen stellen. Du kennst doch Mr. Favell, nicht?»
    Diesmal schüttelte Ben den Kopf. «Nie gesehen», sagte er.
    «Stell dich doch nicht so dämlich an», sagte Favell grob. «Du weißt ganz genau, daß du mich kennst. Du hast mich oft genug zum Bootshaus am Strand gehen sehen, zu Mrs. de Winters Bootshaus. Dort haben wir uns doch oft gesehen, nicht?»
    «Nein», sagte Ben. «Ich habe nie jemand dort gesehen.»
    «Du dreckiger, blöder Lügner», sagte Favell aufge-bracht. «Du stehst da und willst mir ins Gesicht behaupten, du hättest mich nie gesehen, voriges Jahr, dort unten im Wald, mit Mrs.
    de Winter, am Bootshaus? Haben wir dich nicht sogar einmal erwischt, wie du durchs Fenster zu uns hereingucken wolltest?»
    «Heh?» sagte Ben.
    «Das ist ja ein wahrer Kronzeuge», bemerkte Oberst Julyan sarkastisch.
    Favell fuhr herum. «Ihr treibt ein abgekartetes Spiel», rief er. «Einer von euch hat sich diesen Idioten vorgeknöpft und ihn auch bestochen. Ich schwör’s Ihnen, Oberst, er hat mich dutzendmal gesehen. Hier, vielleicht hilft das deiner Erinnerung nach?» Er griff wieder nach seiner Brieftasche und zog eine Pfundnote heraus, mit der er vor Bens Nase herumfuchtelte.
    «Jetzt kannst du dich vielleicht besser erinnern?»
    Ben schüttelte den Kopf. «Den hab ich nie gesehen», sagte er, und dann packte er Frank am Arm. «Ist er hier, um mich in die Anstalt mitzunehmen?» fragte er ängstlich.
    «Aber nein», sagte Frank, «ganz bestimmt nicht, Ben.»
    «Ich will nicht in die Anstalt», sagte Ben. «Die sind da schlechte Menschen. Ich will zu Hause bleiben. Ich hab nichts getan.»
    «Ja, ja, Ben, keine Sorge, niemand steckt dich in eine Anstalt», sagte der Oberst. «Weißt du ganz genau, daß du ihn noch nie gesehen hast?»
    «Nein» sagte Ben. «Ich hab ihn nie nicht gesehen.»
    «Aber an Mrs. de Winter erinnerst du dich doch, nicht wahr?» fragte ihn der Oberst.
    Ben blickte zögernd zu mir herüber.
    «Nein», sagte Oberst Julyan sanft. «Nicht diese Dame. Die andere, die immer im Bootshaus war.»
    «Heh?»
    «Du mußt dich doch noch an die Dame mit dem Segelboot erinnern!»
    Ben blinzelte ihn an. «Die ist fort», sagte er.
    «Ja, das wissen wir», sagte Oberst Julyan. «Sie segelte doch immer in ihrem Boot in die Bucht hinaus, nicht wahr? Warst du damals unten am Strand, als sie zum letztenmal hinaussegelte? An einem Abend vor ungefähr einem Jahr, als sie nicht mehr zurückkehrte?»
    Ben wand sich vor Verlegenheit. Er sah erst Frank und dann Maxim hilfesuchend an.
    «Heh?» sagte er.
    «Du warst doch da, nicht wahr?» sagte Favell und beugte sich zu ihm hinunter. «Du sahst Mrs. de Winter zum Bootshaus gehen, und gleich darauf hast du auch Mr. de Winter gesehen.
    Er ging hinter ihr ins Bootshaus. Und was geschah dann? Los, was hast du dann noch gesehen?»
    Ben wich erschrocken zurück. «Ich habe nichts gesehen», sagte er. «Ich will zu Hause bleiben. Ich gehe nicht in die Anstalt. Ich habe Sie nie gesehen, ich hab Sie und niemand nie im Wald gesehen.» Er fing wie ein kleines Kind zu heulen an.
    «Du dreckiger, kleiner Kretin», sagte Favell heiser vor Wut. «Du verfluchter Kretin!»
    Ben wischte sich die Augen mit seinem Ärmel.
    «Ihr Zeuge hat Sie auch nicht weitergebracht», sagte Oberst Julyan. «Ihre kleine Vorstellung ist nur Zeitverschwendung gewesen. Oder wollen Sie ihm vielleicht noch mehr Fragen stellen?»
    «Es ist ein abgekartetes Spiel», rief Favell. «Ihr habt euch gegen mich verschworen, alle, wie ihr da seid. Jemand muß diesen Blödian bestochen haben, damit er mir mit diesem Lügengefasel kommt.»
    «Ich glaube, Ben kann jetzt nach Hause gehen», meinte Oberst Julyan.
    «Ja, lauf nur, Ben», sagte Maxim. «Robert soll dich nach Hause fahren. Und hab keine Angst, niemand wird dich in eine Anstalt stecken. Sag Robert, er soll ihm in der Küche etwas zu essen geben», fügte er, zu Frank gewandt, hinzu. «Etwas kaltes Fleisch oder worauf er gerade Lust hat.»
    «Lohn für treue Dienste, wie?» sagte Favell. «Für heute hat er sich dir sehr nützlich erwiesen, nicht wahr, Max?»
    Frank brachte Ben aus dem Zimmer. Oberst Julyan sagte zu Maxim: «Der arme Kerl schien ja halbtot vor Angst zu sein. Er zitterte wie Espenlaub. Ist er irgendwann mal schlecht behandelt worden?»
    «Nein», erwiderte Maxim. «Er ist völlig harmlos, deshalb lasse ich ihn auch überall ungehindert

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