Rebecca
Rebecca ermordet, und ich werde den Beweis dafür erbringen.»
«Einen Augenblick, Mr. Favell», sagte Oberst Julyan völlig gelassen. «Sie waren doch heute nachmittag bei der Verhandlung, nicht wahr? Ich erinnere mich sogar, Sie dort gesehen zu haben. Wenn die Ungerechtigkeit Sie so tief berührt, warum sagten Sie es dann nicht gleich den Geschworenen oder dem Vorsitzenden selbst? Warum legten Sie den Zettel da nicht dem Gericht vor?»
Favell starrte ihn nur an und lachte wieder. «Warum?» sagte er. «Weil es mir nicht in den Kram paßte, deshalb. Ich zog es vor, Max de Winter höchst persönlich auf den Zahn zu fühlen.»
«Deswegen rief ich Sie auch an», sagte Maxim und trat vom Fenster weg ins Zimmer.
«Favell hat seine Anklagen vorhin schon einmal zum besten gegeben, und ich stellte ihm dieselbe Frage wie Sie. Er antwortete mir, er sei nicht reich, und wenn ich ihm eine Lebensrente von jährlich zwei-bis dreitausend Pfund aussetzte, würde er mich nicht wieder behelligen. Frank war dabei und meine Frau auch. Beide haben es gehört. Sie können sie fragen.»
«Ja, das stimmt, Sir», sagte Frank. «Ein ganz klarer, sauberer Fall von Erpressung.»
«Zweifellos», bemerkte Oberst Julyan. «Nur ist Erpressung niemals ein klarer, sauberer Fall.
Es kann zu endlosen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten führen, selbst wenn der Erpresser schließlich im Gefängnis landet. Es kommt vor, daß auch Unschuldige Bekanntschaft mit dem Gefängnis machen müssen, und das wollen wir doch vermeiden, nicht wahr? Ich weiß nicht, ob Sie nüchtern genug sind, Favell, um meine Fragen beantworten zu können; und wenn Sie Ihr unsachliches Geschimpfe unterlassen würden, dann kämen wir bestimmt rascher zum Ziel. Sie haben soeben eine sehr schwerwiegende Beschuldigung gegen Mr. de Winter vorgebracht. Können Sie diese durch einen Beweis erhärten?»
«Beweis? Was, zum Teufel, brauchen Sie noch Beweise? Sind Ihnen die Löcher im Boot nicht Beweis genug?»
«Allerdings nicht», erwiderte Oberst Julyan, «falls Sie nicht einen Augenzeugen nennen können. Haben Sie einen solchen?»
«Ich pfeife auf Ihre Augenzeugen», rief Favell. «Natürlich hat de Winter es getan. Wer sonst sollte denn ein Interesse daran gehabt haben, Rebecca zu ermorden?»
«Kerrith hat eine ziemlich große Einwohnerzahl», entgegnete Oberst Julyan. «Warum nicht von Tür zu Tür gehen und Erkundigungen einziehen? Ich könnte ja auch als Täter in Frage kommen, denn Sie haben offenbar gegen de Winter keine schlüssigeren Beweise als gegen mich.»
«Aha, ich verstehe», sagte Favell. «Sie wollen ihm also die Stange halten. Sie wollen ihn schön bei der Hand halten, damit ihm nur ja nichts zustößt. Sie wollen nicht die Wahrheit hören, weil Sie an seinem Tisch gesessen haben und er an Ihrem. Er ist der große Mann hier, er, der Besitzer von Manderley. Sie erbärmlicher, kleiner Snob!»
«Hüten Sie Ihre Zunge, Favell!»
«Sie glauben, Sie können mit mir machen, was Sie wollen, was? Sie glauben wohl, ein Gericht würde mich abweisen? Ich werde schon genügend Beweise beibringen. Lassen Sie sich’s gesagt sein, de Winter hat Rebecca getötet, weil er wußte, daß wir ein Verhältnis hatten und weil er wahnsinnig eifersüchtig war. Er wußte, daß sie in jener Nacht im Bootshaus auf mich wartete, und deshalb ist er hingegangen und hat sie getötet. Und dann hat er die Leiche in die Kajüte gelegt und das Boot zum Sinken gebracht.»
«Klingt gar nicht dumm, Ihre Geschichte, Favell, aber ich wiederhole, Sie haben keine Beweise. Bringen Sie einen Augenzeugen herbei, dann werde ich anfangen, Sie ernst zu nehmen. Ich kenne das Bootshaus dort am Strand. Eine Art Sommerhäuschen, nicht wahr?
Mrs. de Winter pflegte wohl ihre Bootssachen darin aufzubewahren. Ihre Geschichte würde viel gewinnen, wenn fünfzig gleiche Häuser in einer Reihe dort stünden. Dann gäbe es immerhin die Möglichkeit, daß einer von den Bewohnern gesehen hätte, was Sie uns da erzählen.»
«Einen Augenblick», sagte Favell langsam, «einen Augenblick … vielleicht ist de Winter in jener Nacht tatsächlich von jemandem beobachtet worden. Das müßte man doch feststellen können. Was würden Sie denn dazu sagen, wenn ich Ihnen Ihren Augenzeugen doch noch anbrächte?»
Oberst Julyan zuckte die Achseln. Ich sah Frank Maxim einen fragenden Blick zuwerfen.
Maxim betrachtete Favell gleichmütig und schwieg. Plötzlich wußte ich, wen Favell meinte, worauf er anspielte. Und ein
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