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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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heißer Schreck durchfuhr mich, als ich mir klarmachte, daß er recht haben konnte. Es hatte in jener Nacht einen Augenzeugen gegeben. Abgerissene Sätze fielen mir wieder ein, Worte, die ich nicht verstanden, die ich für das wirre Gestammel eines unglücklichen Blöden gehalten hatte. «Die ist doch auch da unten, nicht wahr? Die kommt doch nicht wieder? – Ich hab niemand nichts gesagt. – Sie haben sie doch nicht gefunden? –
    Die Fische haben sie doch gefressen, nicht? – Die kommt nicht wieder.» Ben wußte. Ben hatte alles gesehen. Ben mit seinem kranken, verschrobenen Gehirn war Augenzeuge der Tat gewesen. Er hatte sich in jener Nacht im Wald herumgetrieben und Maxim in dem Boot hinausfahren und allein in der Jolle zurückrudern sehen. Ich fühlte, wie mir das Blut aus den Wangen wich, und ließ mich kraftlos in die Kissen zurücksinken.
    «Hier gibt es eine Art Dorfidioten», sagte Favell, «der sich meistens am Strand aufhält. Er lungerte immer da herum, wenn ich Rebecca besuchen kam. Ich habe ihn oft gesehen. In warmen Nächten schlief er im Wald oder am Strand. Der Bursche ist nicht ganz richtig im Kopf und würde sich von selbst nie melden, aber ich könnte ihn schon zum Reden bringen, wenn er wirklich was gesehen hat. Und es besteht eine dicke Chance, daß er etwas gesehen hat!»
    «Wer ist denn das? Wen meint er denn?» fragte Oberst Julyan.
    «Wahrscheinlich Ben», sagte Frank mit einem neuerlichen Blick zu Maxim. «Er ist der Sohn von einem unserer Pächter. Aber der Bursche ist nicht zurechnungsfähig; er ist von Kind an ein Idiot gewesen.»
    «Was tut denn das zur Sache?» rief Favell. «Er hat doch Augen; er weiß doch, was er sieht.
    Er braucht ja nur ja oder nein zu sagen. Sie bekommen wohl schon kalte Füße? Nicht mehr ganz so selbstsicher, wie?»
    «Können wir diesen Burschen kommen lassen, um ihn auszufragen?» fragte Oberst Julyan.
    «Aber selbstverständlich», sagte Maxim. «Frank, sage Robert, er soll mal schnell zu Bens Mutter rüberspringen und ihn herholen.»
    Frank zögerte. Er sah mich wie ratsuchend an.
    «Los, geh schon», sagte Maxim. «Wir wollen doch diese Sache nicht endlos hinziehen.»
    Frank verließ das Zimmer.
    Ich begann wieder den alten, stechenden Schmerz zu fühlen. Nach ein paar Minuten kam Frank zurück.
    «Ich habe Robert meinen Wagen nehmen lassen», sagte er. «Wenn er Ben zu Hause antrifft, kann er in zehn Minuten mit ihm hier sein.»
    «Bei dem Regen wird er sich schon schön zu Hause halten», sagte Favell. «Und ich glaube, Sie werden erstaunt sein, was ich alles aus ihm herausholen kann.» Er lachte und sah Maxim an. Sein Gesicht war noch immer hochrot, und er schwitzte vor Aufregung; auf seiner Stirn standen kleine Schweißtropfen. Es fiel mir jetzt auf, wie sein Nacken über den Kragenrand quoll und wie tief die Ohren an seinem Kopf saßen. Mit seinem blühenden, guten Aussehen würde es wohl bald vorbei sein. Er war jetzt schon schlaff und dick geworden. Wieder nahm er sich eine Zigarette. «Ihr bildet hier auf Manderley eine richtige kleine Gewerkschaft, wie?» sagte er. «Alle steckt ihr unter einer Decke. Selbst die hohe Beamtenschaft zieht am selben Strang. Die junge Frau ist natürlich entschuldigt; eine Frau darf ja sowieso nicht gegen ihren Mann aussagen. Und bei Crawley ist es ja eigentlich verständlich. Er würde sich wohl ziemlich schnell nach einer neuen Stelle umsehen müssen, wenn er mit der Wahrheit rausrückte. Und ich irre mich wohl kaum in der Annahme, daß da auch ein Quentchen Rachsucht mitspricht. Wie war das eigentlich, Crawley? Sehr viel Erfolg hatten Sie wohl nicht bei Rebecca, wie? Mit einem Mondscheinspaziergang war es bei Rebecca nicht getan.
    Diesmal haben Sie es leichter, was? Die junge Frau wird gewiß mit Vergnügen in Ihre brüderlichen Arme sinken, wenn sie wieder ohnmächtig wird. Zum Beispiel, wenn sie den Richter das Todesurteil über ihren Mann aussprechen hört, dann dürfte Ihr starker Arm sehr gelegen kommen.»
    Was sich dann ereignete, spielte sich zu rasch ab, als daß ich mit den Augen hätte folgen können. Ich sah Favell stolpern und gegen das Sofa fallen und dann auf den Boden gleiten.
    Maxim stand neben ihm. Mir war übel. Es lag etwas Erniedrigendes darin, daß Maxim Favell geschlagen hatte. Ich wünschte, ich hätte es ungeschehen machen können. Oder es nicht mit ansehen müssen. Oberst Julyan sagte nichts und sah nur sehr verbissen drein. Er wandte den beiden den Rücken zu und kam zu mir

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