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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Trost gewesen, als sie starb. Ertrinken soll doch ein schmerzloser Tod sein, nicht wahr?»
    Sie sah Oberst Julyan eindringlich fragend an. Aber er antwortete nicht, er strich sich zögernd seinen Schnurrbart und warf Maxim wieder einen Blick zu.
    «Was soll denn dieser verdammte Unsinn eigentlich?» rief Favell ungeduldig aus und trat einen Schritt vor. «Wir entfernen uns nur vom einzig Wesentlichen. Was geht uns denn dieser Baker an? Was hat denn der damit zu tun? Wahrscheinlich ist das irgend so ein Spezialgeschäft für Seidenstrümpfe oder Hautcreme. Wenn Baker eine Bedeutung für sie gehabt hätte, dann würde Danny ihn bestimmt kennen. Vor Danny hat Rebecca keine Geheimnisse gehabt.»
    Ich beobachtete Mrs. Danvers. Sie blätterte in dem Notizbuch. Plötzlich rief sie: «Ach, hier steht ja noch etwas, hinten unter den Telephonnummern. Baker und daneben eine Nummer, 0488. Aber ohne Amt.»
    «Brillant, Danny», sagte Favell. «Du wirst auf deine alten Tage noch ein richtiger Detektiv, was? Aber du kommst zwölf Monate zu spät. Vor einem Jahr wäre deine Entdeckung vielleicht von Nutzen gewesen.»
    «Ja, das wird schon seine Nummer sein», sagte Oberst Julyan, «0488 und daneben der Name Baker. Warum sie wohl das Amt fortgelassen hat?»
    «Probieren Sie doch alle Ämter von London durch», höhnte Favell. «Das wird Sie zwar die ganze Nacht in Anspruch nehmen, aber das macht uns ja gar nichts aus. Max läßt es völlig kalt, und wenn seine Telephonrechnung auch hundert Pfund betragen sollte, nicht wahr, Max? Du willst ja Zeit gewinnen, und das würde ich auch, wenn ich in deinen Schuhen steckte.»
    «Hier neben der Nummer steht ein Krakel, der ein Buchstabe sein könnte», sagte der Oberst.
    «Sehen Sie sich das doch mal an, Mrs. Danvers. Könnte es vielleicht ein M sein?»
    Mrs. Danvers nahm das Notizbuch wieder in die Hand. «Möglich», sagte sie zweifelnd. «Es sieht zwar nicht wie ihr gewöhnliches M aus, aber vielleicht hat sie es besonders eilig geschrieben.»
    «Mayfair 0488», sagte Favell, «genial, was für ein Köpfchen!»
    «Und jetzt?» sagte Maxim und zündete sich seine erste Zigarette an. «Irgend etwas muß doch jetzt geschehen. Frank, ruf bitte Mayfair 0488 an.»
    Mein Herz wollte sich nicht beruhigen. Ich stand ganz still und hielt die Arme an mich gepreßt. Maxim sah mich nicht an.
    «Los schon, Frank», sagte er, «worauf wartest du noch?»
    Frank ging ins Nebenzimmer. Wir warteten, während er das Amt anrief. «Sie rufen gleich zurück», sagte er. Oberst Julyan legte die Arme auf den Rücken und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Niemand sprach. Nach ein paar Minuten klingelte das Telephon mit dem langanhaltenden, aufreizenden Schrillen des Fernrufs. Frank ging wieder an den Apparat. «Ist dort Mayfair 0488?» hörten wir ihn fragen. «Können Sie mir sagen, ob ein gewisser Baker dort zu erreichen ist? Ach so, entschuldigen Sie. Ich muß das falsche Amt gewählt haben, vielen Dank.»
    Das kleine Knacken sagte uns, daß er den Hörer aufgelegt hatte. Dann kam er wieder ins Zimmer. «Das war eine Lady Eastleigh, hat nie in ihrem Leben was von einem Baker gehört.»
    Favell lachte heiser. «Nur nicht den Mut verlieren, Spürhund Nummer 1, es gibt ja nur ein paar tausend Baker in London. Welches Amt nehmen wir jetzt?»
    «Versuchen Sie Museum», schlug Mrs. Danvers vor.
    Frank sah Maxim an. «Ja, los», sagte Maxim.
    Die Farce wurde wiederholt. Oberst Julyan nahm seinen Spaziergang durchs Zimmer wieder auf. Wieder mußten wir fünf Minuten warten, bis das Amt aus London uns anrief, und wieder ging Frank an den Apparat. Er ließ die Tür weit offenstehen; er stand an den Tisch gelehnt und preßte den Hörer dicht ans Ohr.
    «Hallo, ist das Museum 0488? Können Sie mir sagen, ob ein gewisser Baker dort wohnt?
    Bitte, wer spricht da? Der Nachtportier? Ja ja, ich verstehe. Keine Büroräume. Nein, natürlich nicht. Können Sie mir seine Adresse geben? Ja, es ist sehr dringend.» Er rief uns über die Schulter zu: «Ich glaube, wir haben ihn.»
    Lieber Gott, laß es nicht wahr sein. Laß diesen Baker nicht gefunden werden. Lieber Gott, laß diesen Baker gestorben sein. Ich wußte, wer Baker war, ich hatte es von Anfang an geahnt.
    Ich beobachtete Frank durch die offene Tür; ich sah, wie er sich plötzlich vorbeugte und seinen Bleistift zückte. «Hallo? Ja, ich bin noch da. Können Sie bitte buchstabieren? Ja, danke schön. Sehr freundlich von Ihnen, gute Nacht.»
    Als Frank zu uns

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