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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Parktor war nur noch eine Erinnerung, und die Landstraße hätte einer anderen Zeit, einer anderen Welt angehören können.
    Plötzlich lichtete sich die Dunkelheit vor uns; ich erblickte den Himmel wieder, die finstere Reihe der Bäume wich zurück, das Gewirr der Sträucher war verschwunden, und zu beiden Seiten des Weges erhob sich eine blutrote Mauer hoch über unsere Köpfe. Das waren die Rhododendronbüsche von Manderley. Ihr plötzliches Auftauchen hatte etwas Verwirrendes, etwas Erschreckendes. Der düstere Wald hatte mich auf diesen Anblick nicht vorbereitet. Das flammende Blütenmeer überwältigte mich, diese unwahrscheinlich verschwenderische Fülle, die kein Blatt, keinen Zweig sehen ließ, nur das blutige Rot, üppig und unwirklich, keinem Rhododendron, den ich je gesehen hatte, vergleichbar.
    Ich warf einen Blick auf Maxim. Er lächelte. «Gefällt es dir?» fragte er.
    «Ja», antwortete ich etwas atemlos, ungewiß, ob ich das wirklich meinte oder nicht, denn bisher hatte ich Rhododendronbüsche als gemütliche, etwas hausbackene Pflanzen betrachtet, die in ihrem konventionellen Lila oder Rosa schön ordentlich aufgereiht in einem runden Beet standen. Und diese hier glichen Ungeheuern, die sich gen Himmel reckten. Sie waren zu schön in ihrer ungebändigten Wildheit, dachte ich, es konnten keine Pflanzen sein.
    Das Haus mußte jetzt jeden Augenblick auftauchen. Der Weg verbreiterte sich zu der weit geschwungenen Auffahrt, die ich erwartet hatte; immer noch von der roten Mauer flankiert nahmen wir die letzte Biegung, und dann hatten wir Manderley erreicht. Ja, da war es, das Manderley, das ich erwartet hatte, das Manderley auf der Ansichtskarte von damals. Eine Schöpfung von Schönheit und Anmut, erlesen und makellos, bezaubernder noch, als ich es mir erträumt hatte, lag es da zwischen samtenen Rasenflächen eingebettet mit den Terrassen, die zu den Gärten abfielen, und den Gärten, die sich bis zum Meer hinunterzogen. Als wir uns in langsamer Fahrt der breiten Steintreppe näherten, sah ich durch eins der hohen Doppelfenster eine Menge Menschen in der Halle stehen, und ich hörte Maxim leise fluchen:
    «Der Teufel soll die Person holen! Sie weiß genau, daß ich das nicht haben wollte», und er bremste mit einem Ruck.
    «Was ist denn los?» fragte ich, «was wollen denn die vielen Leute?»
    «Ich fürchte, du wirst es über dich ergehen lassen müssen», sagte er gereizt. «Diese verfluchte Mrs. Danvers hat die gesamte Dienerschaft aus Haus und Garten
    zusammengetrommelt, um uns willkommen zu heißen. Aber keine Sorge, du brauchst nichts zu sagen, ich werde das schon machen.»
    Die lange Fahrt hatte ein leichtes Übelkeitsgefühl in mir hervorgerufen, und mich fröstelte; ich tastete nach dem Türgriff, und als ich noch daran herumfingerte, kam der Butler die Treppe heruntergeeilt, gefolgt von einem Diener, und riß den Wagenschlag auf.
    Er war alt, er hatte ein freundliches Gesicht, und ich lächelte zu ihm hinauf und streckte ihm die Hand hin. Aber er hatte sie wohl nicht gesehen, denn er griff statt dessen nach der Reisedecke und meinem kleinen Handkoffer und half mir dann beim Aussteigen.
    «So, da wären wir, Frith», sagte Maxim, während er seine Handschuhe auszog. «In London hatten wir noch Regen. Ihr scheint ja davon verschont geblieben zu sein. Alles in Ordnung?»

«Ja, danke, Sir. Nein, alles in allem haben wir einen trockenen Monat gehabt. Ich freue mich, daß Sie wieder zu Hause sind, und hoffe, es ist Ihnen gut ergangen. Und Madam auch.»
    «Doch, danke, uns geht es beiden sehr gut, Frith. Nur etwas müde von der Fahrt; eine Tasse Tee wird uns jetzt guttun. Das da kommt allerdings sehr unerwartet.» Er nickte mit dem Kopf zur Halle hin.
    «Mrs. Danvers hat es so angeordnet», sagte der Butler, ohne eine Miene zu verziehen.
    «Das dachte ich mir», entgegnete Maxim kurz.
    «Komm», wandte er sich zu mir, «es ist bald überstanden, und dann sollst du deine Tasse Tee bekommen.»
    Wir stiegen zusammen die Treppe empor, während Frith und der Diener mit den Sachen folgten, und ich fühlte, wie mir die Kehle vor Erregung trocken wurde.
    Wenn ich meine Augen schließe, kann ich mich selbst sehen, so wie ich damals, als ich zum erstenmal die Schwelle des Hauses überschritt, den anderen vorgekommen sein muß: eine linkische schlanke Gestalt im einfachen Baumwollkleid, die ein Paar Handschuhe in ihren feuchten Händen zerknüllte. Ich sehe die große, steinerne Halle, die breiten, offenen

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