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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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ersten Schultag oder wie ein unerfahrenes kleines Mädchen, das niemals von zu Hause weg gewesen ist und sich jetzt seine erste Stellung suchen muß.
    «Ich glaube, du kannst deinen Regenmantel jetzt ausziehen», sagte er mit einem Seitenblick auf mich. «Hier unten hat es überhaupt nicht geregnet. Und rück dir deinen komischen kleinen Pelzkragen zurecht. Mein armes Herz, jetzt habe ich dich so überstürzt hierhergelotst, und du wolltest dir wahrscheinlich noch eine Menge Kleider in London kaufen.»
    «Das macht gar nichts, solange es dir nichts ausmacht», sagte ich.
    «Die meisten Frauen haben nichts als Kleider im Kopf», bemerkte er abwesend, und als wir die nächste Kurve genommen hatten, kamen wir an eine Straßenkreuzung, an der eine hohe Mauer anfing. «Da wären wir», sagte er mit einer ungewohnten Erregung in der Stimme, und ich klammerte mich mit beiden Händen am Sitz fest.
    Der Weg machte wieder eine Biegung, und vor uns erhob sich jetzt neben einem
    Pförtnerhäuschen ein hohes, eisernes Tor, dessen weitgeöffnete Flügel freien Zugang zu der langen Auffahrt gewährten. Als wir hindurchfuhren, sah ich hinter dem dunklen Fenster des Pförtnerhäuschens neugierige Gesichter, und ein Kind kam herbeigelaufen und starrte hinter uns her. Ich machte mich auf meinem Sitz so klein wie möglich, denn ich wußte, warum die Gesichter so dicht an die Scheiben gepreßt waren und warum das Kind uns nachstarrte.
    Vielleicht ahnte er jetzt endlich etwas von meiner Beklommenheit, denn er ergriff meine Hand und küßte sie und sagte mit einem kleinen Lachen:
    «Du darfst dich nicht daran stoßen, daß die Leute ein wenig neugierig sind; jeder will natürlich wissen, wie du aussiehst. Wahrscheinlich hat man hier seit Wochen von nichts anderem gesprochen. Du brauchst dich nur ganz natürlich zu geben, und sie werden dich alle lieben. Und um den Haushalt brauchst du dir keine Sorgen zu machen; Mrs. Danvers kümmert sich um alles. Überlaß es ruhig ihr. Sie wird dir gegenüber zuerst etwas steif sein, sie ist schon eine merkwürdige Person; aber laß dich dadurch nicht einschüchtern. Es ist nun einmal ihre Art. Siehst du diese Sträucher? Wenn die Hortensien erst blühen, verwandelt sich das Ganze in eine blaue Mauer.»
    Das Tor hatte sich dröhnend hinter uns geschlossen; die staubige Landstraße war nicht mehr zu sehen, und ich gewahrte, daß dies nicht die Anfahrt von dem Manderley meiner Vorstellung war; dies war kein breiter, heller Kiesweg, den Harke und Besen glatt hielten, und keine gepflegten Rasenflächen säumten ihn.
    Diese Anfahrt wand und schlängelte sich dahin, stellenweise kaum breiter als ein Fußpfad, und zu beiden Seiten ragten die Bäume wie Säulen empor, und ihre Kronen schwankten und vereinigten sich zu einem Gewölbe über unseren Köpfen wie der Bogengang einer Kirche.
    Selbst die Mittagssonne vermochte nicht dies eng verschlungene grüne Laubdach zu durchdringen, zu dicht war es geflochten, und nur hier und da durchbrachen warm leuchtende kleine Lichtflecke zitternd das wogende Grün und flimmerten golden auf dem Weg. Es war sehr ruhig, sehr still.
    Auf der Landstraße hatte mir ein frischer Westwind ins Gesicht geweht und das Gras am Straßenrand nach seinem Takt tanzen lassen, aber hier regte sich kein Lüftchen. Selbst der Motor des Wagens schien einen neuen Ton angenommen zu haben. Er surrte leiser, verhaltener als vorher. Als der Weg sich dann zum Tal hinabsenkte, schienen die Bäume uns entgegenzukommen, die herrlichen, hohen, grauglatten Buchen, die ihre unzähligen Äste und Zweige gegeneinander reckten, und andere Bäume, deren Namen ich nicht wußte; sie alle kamen uns so nahe, daß ich sie fast mit der Hand berühren konnte. Und weiter fuhren wir über eine kleine Brücke, die ein schmales Flüßchen über-spannte, und immer weiter wand und schlängelte sich diese Anfahrt, die gar keine richtige Anfahrt war, wie ein verzaubertes Band zwischen den dunklen, schweigenden Bäumen hindurch, und immer tiefer drangen wir in das Herz des Waldes ein – aber immer noch war da keine Lichtung, kein offener Platz, auf dem ein Haus hätte stehen können.
    Allmählich begann der schier endlose Weg mich zu irritieren; hinter dieser Biegung muß es liegen, dachte ich, oder hinter der dort vorn, doch so oft ich mich auch erwartungsvoll vorbeugte, ich wurde wieder enttäuscht; kein Haus, keine Wiese, kein heller, freundlicher Garten, nichts, nur das Schweigen und die Einsamkeit des Waldes. Das

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