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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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ursprünglich gar nicht sein Schlafzimmer?» bemerkte ich.
    «Nein, Madam, er hat die Räume in diesem Flügel früher kaum betreten.»
    «Ach so», sagte ich, «das hat er mir gar nicht erzählt», und ich trat vor den Frisiertisch und begann mich zu kämmen. Meine Sachen waren schon ausgepackt und Bürsten und Kämme ordentlich hingelegt worden. Ich war froh, daß Maxim mir die neuen Toilettenartikel geschenkt hatte und daß sie schon dort auf dem Frisiertisch vor Mrs. Danvers Augen lagen.
    Sie waren neu und waren teuer gewesen, ich brauchte mich ihrer nicht zu schämen.
    «Alice hat Ihre Koffer ausgepackt und wird Sie bedienen, bis Ihre Zofe nachkommt», sagte Mrs. Danvers. Ich lächelte sie wieder an und legte den Kamm auf den Frisiertisch zurück.
    «Ich habe keine Zofe», sagte ich halb verlegen, «aber ich bin überzeugt, Alice wird gut für mich sorgen.»
    Ihr Gesicht nahm wieder denselben Ausdruck an wie bei unserer ersten Begegnung, als ich meine Handschuhe so ungeschickt fallen ließ.
    «Ich fürchte, damit werden Sie sich nicht lange behelfen können», sagte sie, «Damen in Ihrer gesellschaftlichen Stellung pflegen eine eigene Zofe zu haben.»
    Ich errötete und griff nach der Bürste. Ich spürte die Anzüglichkeit in ihren Worten nur zu gut. «Wenn Sie es für notwendig halten, dann sehen Sie sich doch nach jemandem für mich um», sagte ich und vermied ihren Blick. «Irgendein junges Mädchen vielleicht, das in Stellung gehen will.»
    «Wenn Sie es wünschen», sagte sie. «Sie haben nur zu befehlen.»
    Es entstand ein Schweigen zwischen uns. Ich wünschte, sie wäre gegangen. Ich fragte mich, warum sie noch stehenblieb und mich so musterte.
    «Sie sind vermutlich schon sehr lange in Manderley?» nahm ich einen neuen Anlauf, «länger als all die anderen?»
    «Nein, nicht so lange wie Frith», erwiderte sie, und wieder fiel es mir auf, wie leblos und kalt ihre Stimme klang; «Frith war bereits zu Lebzeiten des alten Herrn hier, als Mr. de Winter noch ein Junge war.»
    «Ach so», sagte ich, «Sie sind also erst danach gekommen?»
    «Ja», sagte sie, «erst danach.»
    Wieder sah ich zu ihr auf, und wieder begegnete ich dem finsteren Blick jener dunklen Augen in dem weißen Gesicht. Ich weiß nicht warum, aber er flößte mir ein seltsames Gefühl von Unruhe und bösen Vorahnungen ein. Ich versuchte zu lächeln und konnte es nicht. Diese lichtlosen Augen, in denen auch nicht ein Funke von Sympathie lag, lähmten mich.
    «Ich kam her, als die erste Mrs. de Winter heiratete», sagte sie, und ihre Stimme, die bisher so stumpf und tot gewesen war, klang jetzt heiser vor unerwarteter Erregung, voll Leben und einer tieferen Bedeutung, und auf den hageren Wangen bildeten sich rote Flecken.
    Diese Veränderung ging so plötzlich vor sich, daß sie mich befremdete und sogar erschreckte. Ich wußte nicht, was ich tun oder was ich sagen sollte. Es war, als hätte sie verbotene Worte gesprochen, Worte, die sie lange mit sich herumgetragen hatte und nun nicht mehr unterdrücken konnte. Und immer noch ruhte ihr Blick auf meinem Gesicht, sie betrachtete mich mit einem eigentümlichen Ausdruck mitleidiger Geringschätzung, so daß ich mir noch jünger und unerfahrener vorkam.
    Ich mußte etwas sagen, ich konnte nicht einfach dort sitzen und mit Kamm und Bürste spielen und sie merken lassen, wie sehr ich sie fürchtete und ihr mißtraute.
    «Mrs. Danvers», hörte ich mich sagen, «ich hoffe, wir werden Freunde werden und gut miteinander auskommen. Sie müssen nur etwas Geduld mit mir haben, weil dies alles so neu für mich ist. Ich bin nicht für ein Leben wie hier auf Manderley erzogen worden, und ich möchte es doch so gern richtig machen, und vor allem möchte ich, daß Mr. de Winter zufrieden mit mir ist. Ich weiß, daß ich Ihnen den ganzen Haushalt überlassen kann, Mr. de Winter sagte es mir schon, und ich möchte auch alles beim alten lassen. Ich habe nicht vor, neue Anordnungen zu treffen.»
    Ich hielt inne, ein wenig atemlos, meiner selbst und der richtigen Wahl meiner Worte nicht sicher, und als ich zu ihr hinsah, bemerkte ich, daß sie sich bewegt hatte und daß sie mit der Hand am Türgriff stand.
    «Sehr wohl», sagte sie, «ich hoffe, ich werde alles zu Ihrer Zufriedenheit erledigen. Ich habe den Haushalt nun seit über einem Jahr selbständig geführt, und Mr. de Winter hat sich niemals zu beklagen brauchen. Natürlich war es ganz anders, als Mrs. de Winter noch lebte.
    Damals wurden ständig

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