Rebecca
dies ein besonders schönes Zimmer ist», sagte er. «Als Gastzimmer ist es nie so recht zur Geltung gekommen, aber ich wußte, daß man etwas daraus machen konnte. Sie haben Wunder gewirkt, Mrs. Danvers, mein Kompliment.»
«Besten Dank, Sir», erwiderte sie, ohne eine Miene zu verziehen, und dann ging sie und schloß die Tür behutsam hinter sich zu.
Maxim trat an ein Fenster und lehnte sich hinaus. «Ich liebe den Rosengarten», sagte er.
«Eine meiner ersten Erinnerungen ist, wie ich auf kleinen, noch sehr unsicheren Beinen hinter meiner Mutter herlief, als sie die verblühten Rosen abschnitt. Ich finde, dieses Zimmer hat etwas Friedliches und Zufriedenes, und es ist auch sehr ruhig. Wenn man hier ist, sollte man es kaum für möglich halten, daß das Meer so nahe ist.»
«Genau das sagte Mrs. Danvers auch», erklärte ich ihm.
Er trat vom Fenster zurück, schlenderte im Zimmer umher, sah sich die Bilder an, nahm diesen oder jenen Gegenstand in die Hand, öffnete die Schränke und nahm meine Kleider, die darin hingen, in Augenschein.
«Wie bist du mit unserer guten Danvers fertig geworden?» fragte er mich plötzlich.
Ich wandte mich ab und kämmte mir noch einmal die Haare vor dem Spiegel. «Sie schien mir ein wenig zurückhaltend zu sein», erwiderte ich nach einer Weile. «Vielleicht fürchtete sie, ich würde mich in ihre Haushaltsangelegenheiten mischen.»
«Ich glaube nicht, daß sie dir das übelnehmen würde», behauptete er. Ich blickte hoch und sah im Spiegel seine Augen auf mich gerichtet. Dann ging er wieder ans Fenster und schaukelte, leise vor sich hin pfeifend, auf den Absätzen.
«Du mußt sie gar nicht beachten», sagte er. «Sie ist in mancher Beziehung ein eigenartiger Mensch und für eine andere Frau bestimmt nicht leicht zu nehmen. Aber mach dir nichts draus. Wenn sie dir wirklich auf die Nerven geht, werden wir sie eben entlassen. Sie ist nur sehr tüchtig, weißt du, und wird dir alle Haushaltssorgen abnehmen. Wahrscheinlich tyrannisiert sie das Personal nicht wenig. Mir gegenüber wagt sie es aber nicht. Ich hätte sie schon längst vor die Tür gesetzt, wenn sie es versucht hätte.»
«Ich denke doch, daß wir uns gut vertragen werden, wenn sie mich erst etwas kennengelernt hat», beeilte ich mich zu erwidern, «schließlich ist es ja ganz natürlich, daß sie jetzt noch etwas gegen mich hat.»
«Gegen dich hat? Warum denn das? Was willst du denn damit sagen?»
Er drehte sich stirnrunzelnd zu mir um, einen merkwürdigen, fast zornigen Ausdruck im Gesicht. Ich verstand nicht, warum er sich darüber Gedanken machte, und ich wünschte, ich hätte etwas anderes gesagt.
«Ich meinte nur, daß es für eine Haushälterin doch viel einfacher ist, für einen alleinstehenden Mann zu sorgen», sagte ich. «Wahrscheinlich hat sie sich so daran gewöhnt, daß sie jetzt fürchtet, ich würde ihr zu viel dreinreden.»
«Dreinreden, du lieber Himmel …» fing er an. «Wenn du glaubst …» dann brach er ab, kam auf mich zu und küßte mich auf das Haar.
«Reden wir nicht mehr über Mrs. Danvers», sagte er. «Ich muß gestehen, sie interessiert mich herzlich wenig. Komm, ich möchte dir ein bißchen von Manderley zeigen.»
Ich sah Mrs. Danvers an jenem Abend nicht wieder, und wir sprachen auch nicht mehr über sie. Ich fühlte mich froher und nicht mehr so sehr als Eindringling, nachdem ich sie aus meinen Gedanken verbannt hatte; und als wir unten durch die Zimmer gingen und uns die Bilder ansahen und Maxim den Arm um mich legte, begann ich mich als die junge Frau zu fühlen, die ich werden wollte, die junge Frau meiner Träume, die Manderley zu ihrer Heimat gemacht hatte.
Es war unser erster Abend, das Ansehen der Bilder hatte einige Zeit in Anspruch genommen, und deshalb freute ich mich, als Maxim mit einem Blick auf die Uhr meinte, es sei zu spät, um sich zum Essen umzuziehen, so daß ich der Verlegenheit entging, von Alice, dem Hausmädchen, gefragt zu werden, was ich anziehen wollte, und mir nicht von ihr beim Umkleiden helfen zu lassen brauchte. Es blieb mir deshalb auch erspart, die hohe Treppe zur Halle fröstelnd mit bloßen Schultern herabzusteigen, in einem Kleid, das Mrs. Van Hopper mir geschenkt hatte, weil es ihrer Tochter nicht stand. Ich hatte bereits mit Schrecken an die förmliche Mahlzeit in dem nüchternen Eßzimmer gedacht, und jetzt machte die geringfügige Tatsache, daß wir uns nicht umzogen, alles ganz leicht und einfach, nicht anders, als wenn wir in einem
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