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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Restaurant zusammen gegessen hätten. Ich fühlte mich frei und ungezwungen in meinem Reisekleidchen, lachte und redete über alles mögliche, was wir in Italien und Frankreich erlebt hatten; wir sahen uns sogar bei Tisch unsere Photos an, und Frith und der Diener waren genauso unpersönliche Wesen wie Kellner in beliebigen Hotels.
    Nach dem Essen setzten wir uns in die Bibliothek, die Vorhänge wurden zugezogen und neue Scheite auf das Kaminfeuer gelegt. Es war kühl für einen Maiabend, und ich war dankbar für die Wärme, die die ruhig brennenden Scheite ausströmten.
    Es war etwas Neues für uns, nach Tisch so beisammen zu sitzen, denn in Italien pflegten wir immer ein wenig spazierenzugehen oder umherzufahren, wir waren in irgendein kleines Café gegangen oder auf eine Brücke, um ins Wasser zu sehen. Hier setzte sich Maxim instinktiv in den Sessel links vom offenen Kamin und griff nach den Zeitungen. Er rückte sich eins der breiten Kissen hinter dem Kopf zurecht und zündete sich eine Zigarette an.
    «Das ist die Macht der Gewohnheit», dachte ich, «so hat er es immer gehalten, das ist nun schon ein jahrealter Brauch von ihm.»
    Er sah mich nicht an, sondern las seine Zeitung zufrieden und gemütlich, wieder ganz zu Hause, der Herr von Manderley. Und wie ich da grübelnd saß, das Kinn in die Hand gestützt, und die weichen Ohren eines der Hunde streichelte, kam mir in den Sinn, daß ich nicht die erste war, die es sich dort im Stuhl bequem machte. Jemand war vor mir dagewesen, gewiß trugen die Kissen noch den Abdruck ihres Kopfes und die Lehnen Spuren von ihren Händen.
    Eine andere Frau hatte aus derselben silbernen Kanne den Kaffee eingeschenkt, hatte die Tasse an ihre Lippen gehoben, hatte sich zu dem Hund hinabgebeugt, ganz wie ich jetzt.
    Ein Schauder überlief mich, als habe jemand die Tür hinter mir geöffnet, so daß Zug entstand. Ich saß in Rebeccas Sessel, lehnte mich gegen ihr Kissen, und der Hund war zu mir gekommen und hatte seinen Kopf auf mein Knie gelegt, weil es seine Gewohnheit gewesen war und er sich erinnerte, wie sie ihm immer ein Stück Zucker gegeben hatte.

8
    Ich hätte nie gedacht, daß das Leben auf Manderley so geordnet und planmäßig verlief. Ich erinnere mich noch, wie früh Maxim an jenem ersten Morgen nach unserer Ankunft schon aufgestanden war und, bereits völlig angezogen, sogar noch vor dem Frühstück Briefe schrieb. Als ich kurz vor neun, etwas verwirrt von den dröhnenden Schlägen des Messinggongs, ins Eßzimmer hinunterging, sah ich, daß er bereits fertig gefrühstückt hatte und sich gerade einen Pfirsich schälte.
    Er blickte zu mir auf und lächelte. «Du mußt dir nichts daraus machen, daß ich nicht auf dich gewartet habe», sagte er. «Daran wirst du dich jetzt gewöhnen müssen. Ich kann es mir nicht leisten, diese Morgenstunden zu vertrödeln. Einen Besitz wie Manderley zu verwalten, ist durchaus keine Halbtagsbeschäftigung. Der Kaffee und die warmen Gerichte stehen auf dem Büffet. Wir bedienen uns beim Frühstück immer selbst.»
    Ich sagte irgend etwas, daß meine Uhr nachginge und daß ich zu lange in der Badewanne gelegen hätte, aber er hörte gar nicht zu, sondern las wieder in einem Brief und runzelte über irgend etwas die Stirn.
    Ich weiß noch genau, wie beeindruckt ich war, beeindruckt und ziemlich überwältigt von der Üppigkeit des Frühstücks, das für uns angerichtet worden war. Da gab es Tee in einer großen silbernen Kanne, und außerdem noch Kaffee und auf der siedeheißen Wärmeplatte Porzellan-pfannen mit Rührei, gebratenem Speck und gebratenen Fischen. Auch ein kleiner Topf mit gekochten Eiern stand da und Haferflocken in einer silbernen Suppenschüssel, beides auf einem besonderen Rechaud. Auf einem Anrichte-tisch lagen ein Schinken und ein riesiges Stück Räucher-speck, und auf dem Eßtisch gab es noch Weizengebäck und Toast, mehrere Gläser mit Orangen-und anderer Marmelade und an den beiden Enden zwei Fruchtschalen, jede mit einem kleinen Berg von Obst beladen. Es schien mir merkwürdig, daß Maxim, der in Italien und Frankreich nur ein Hörnchen und etwas Obst gegessen und nur eine einzige Tasse Kaffee getrunken hatte, sich hier tagein, tag-aus, wahrscheinlich schon seit Jahren, ein solches Früh-stück servieren ließ, an dem sich ein Dutzend Menschen hätte satt essen können, und daß er das offenbar durchaus nicht lächerlich oder verschwenderisch fand.
    Ich bemerkte, daß er ein Stückchen von dem Fisch gegessen

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