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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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gegangen?» fragte sie mich.
    «Nein», antwortete ich, «ich habe nur eine Tür geöffnet, aber ich ging nicht hinein. Es war alles so dunkel und mit Tüchern zugedeckt. Es tut mir leid, ich wollte hier nichts durcheinanderbringen. Ich nehme an, daß die Räume verschlossen bleiben sollen.»
    «Wenn Sie sie in Gebrauch nehmen wollen, werde ich das Nötige veranlassen», sagte sie.
    «Sie müssen es mir nur sagen. Die Zimmer sind vollständig eingerichtet und können jederzeit wieder benutzt werden.»
    «Oh, nein», sagte ich, «das hatte ich durchaus nicht sagen wollen.»
    «Soll ich Ihnen den ganzen Westflügel zeigen?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Nein, lieber nicht», sagte ich. «Nein, ich muß jetzt nach unten gehen.» Ich begann die Treppe hinunterzusteigen, und sie folgte mir und ging an meiner Seite, als ob ich ein Häftling gewesen wäre, den sie bewachen mußte.
    «Wenn Sie einmal nichts Besseres zu tun haben, brauchen Sie mich nur zu fragen», sagte sie beharrlich, was ein leises Unbehagen in mir hervorrief. Ich wußte nicht, warum. Ihre Hartnäckigkeit weckte eine Erinnerung an den Besuch bei Freunden meiner Eltern in mir. Ich war noch ein Kind, und die etwas ältere Tochter des Hauses nahm mich am Arm und flüsterte mir zu: «Du, im Schlafzimmer meiner Mutter liegt ein Buch, das sie in einem Schrank verschlossen hat; wollen wir uns das mal ansehen?» Plötzlich sah ich ihr vor Erregung blasses Gesicht mit den kleinen Vogelaugen wieder vor mir und erinnerte mich daran, wie sie mich in den Arm gekniffen hatte.
    «Ich werde Tücher und Bezüge entfernen lassen, damit Sie sehen können, wie die Zimmer früher waren, als sie noch bewohnt wurden», fuhr Mrs. Danvers fort. «Sie brauchen mich nur anzurufen, wenn Sie Lust dazu haben. Es wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen, die Räume wieder herzurichten.»
    Wir waren am Fuß der kurzen Treppe angelangt, und sie öffnete eine kleine Tür und trat beiseite, um mich durchgehen zu lassen, während ihr Blick forschend auf mir ruhte.
    «Es ist sehr freundlich von Ihnen, Mrs. Danvers», sagte ich. «Ich werde Ihnen gelegentlich Bescheid sagen.»
    Wir gingen zusammen auf den Flur, und ich sah, daß wir uns hinter der Galerie am obersten Absatz der Haupttreppe befanden.
    «Es wundert mich, daß Sie sich verlaufen konnten», sagte sie, «die Tür zum Westflügel sieht doch ganz anders aus.»
    «Ich bin nicht hier hinaufgegangen», sagte ich.
    «Dann müssen Sie durch den untapezierten Korridor gegangen sein und die Hintertreppe benutzt haben», stellte sie fest.
    «Ja», bestätigte ich, ihrem Blick ausweichend, «ja, ich bin durch den untapezierten Korridor gegangen.»
    Sie fuhr fort, mich anzustarren, als erwartete sie, daß ich ihr erzählte, warum ich so erschreckt und eilig das Morgenzimmer verlassen und den Weg über die Hintertreppe genommen hatte. «Mrs. Lacy und Major Lacy sind schon einige Zeit hier», sagte sie schließlich. «Ich hörte ihren Wagen kurz nach zwölf Uhr vorfahren.»
    «Oh!» rief ich aus, «das wußte ich nicht.»
    «Frith wird sie ins Morgenzimmer geführt haben», fügte sie hinzu, «es muß gleich halb eins sein. Jetzt finden Sie sich doch wieder zurecht, nicht wahr?»
    «Ja, Mrs. Danvers», sagte ich. Und ich ging die breite Treppe zur Halle hinunter mit dem Bewußtsein, daß sie da oben stehenblieb und mir nachsah.
    Es half nichts, ich mußte wieder ins Morgenzimmer zurückkehren und Maxims Schwester und ihren Mann begrüßen. Jetzt konnte ich mich nicht mehr in meinem Schlafzimmer verstecken. Als ich in den Salon ging, blickte ich mich verstohlen um und sah Mrs. Danvers wie eine schwarze uniformierte Wache noch immer oben auf dem Treppenabsatz stehen.
    Vor der Tür zum Morgenzimmer zögerte ich einen Augenblick und horchte auf das Stimmengewirr. Maxim war also während meiner Abwesenheit zurückgekommen und hatte offenbar seinen Verwalter gleich mitgebracht, denn es klang so, als wären mehrere Menschen im Zimmer.
    Mich überkam dasselbe Gefühl von Unsicherheit, mit dem ich als Kind regelmäßig zu kämpfen hatte, wenn ich gerufen wurde, um irgendwelche Gäste zu begrüßen; und während ich noch am Türknopf drehte, stolperte ich bereits hinein und wurde von lauter erstaunten Gesichtern und einem allgemeinen Schweigen empfangen.
    «Da ist sie ja endlich», sagte Maxim. «Wo hast du denn gesteckt? Wir wollten schon eine Suchexpedition ausschicken. Hier ist Beatrice, und das ist Giles, und dies ist Frank Crawley.
    Paß auf, du

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