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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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wärst beinahe auf den Hund getreten.»
    Beatrice war groß und breitschultrig, sehr hübsch und um die Augen und um das Kinn Maxim sehr ähnlich, aber nicht so elegant, wie ich sie mir vorgestellt hatte, viel einfacher und ländlicher; genau die Art Frau, die ihre Hunde, wenn sie die Staupe hatten, selber pflegte, die sich in Pferden auskannte und gut schießen konnte. Sie gab mir keinen Kuß, sondern einen kräftigen Händedruck, sah mir gerade in die Augen, und dann wandte sie sich an Maxim:
    «Genau das Gegenteil von dem, was ich erwartet hatte; sie entspricht deiner Beschreibung nicht im geringsten.»
    Alle lachten, und ich lachte mit, etwas im Zweifel darüber, ob das Lachen nun freundlich gemeint war oder nicht, und ich fragte mich im stillen, was sie denn erwartet hatte und wie Maxim mich ihr wohl geschildert haben mochte.
    «Und das ist Giles», sagte Maxim, mich am Armstupsend, und Giles streckte mir seine riesige Pfote entgegen und drückte mir die Hand, indem er mir fast die Finger zerquetschte, während er hinter seiner Hornbrille mit gütigen Augen auf mich herablächelte.
    «Frank Crawley», sagte Maxim, und ich drehte mich zu dem Verwalter um, einem blassen, mageren Menschen mit hervorstechendem Adamsapfel, in dessen Augen offensichtliche Erleichterung zu lesen war. Ich fragte mich, warum, hatte aber keine Zeit, darüber nachzudenken, weil Frith hereingekommen war, mir Sherry anbot und Beatrice wieder zu mir sprach: «Maxim sagte mir, daß ihr erst gestern abend angekommen seid. Das hatte ich nicht gewußt, denn sonst hätten wir euch natürlich nicht gleich heute überfallen. Nun, wie gefällt dir Manderley?»
    «Ich habe erst sehr wenig davon gesehen», antwortete ich. «Aber natürlich finde ich es sehr schön.»
    Sie sah mich prüfend von oben bis unten an, wie ich es erwartet hatte, aber freimütig und offen, nicht boshaft wie Mrs. Danvers, und durchaus nicht unfreundlich. Sie hatte ja auch ein Recht, mich zu mustern; sie war Maxims Schwester, und Maxim selbst trat jetzt zu mir, hakte sich bei mir ein und gab mir wieder etwas von meinem Selbstvertrauen zurück.
    «Du siehst viel besser aus, alter Junge», sagte sie zu ihm, während sie ihn mit zur Seite geneigtem Kopf forschend betrachtete: «Gott sei Dank hast du diesen abgespannten Zug um die Augen völlig verloren.» Und mit einem Nicken zu mir: «Ich nehme an, das haben wir dir zu verdanken, wie?»
    «Ich bin immer ganz gesund gewesen», entgegnete Maxim kurz. «Mir hat mein Leben lang nichts gefehlt. Du hältst offenbar jeden Menschen, der nicht so rundlich und blühend aussieht wie Giles, gleich für krank.»
    «Quatsch!» sagte Beatrice. «Du weißt selbst genau, daß du vor einem halben Jahr ein absolutes Wrack gewesen bist. Ich bekam einen Todesschreck, als ich dich damals sah; ich dachte, du würdest zusammenklappen. Giles, du kannst es doch bestätigen – sah Maxim nicht geradezu scheußlich elend aus, als wir das letztemal hier waren, und sagte ich dir nicht, ich befürchtete einen Nervenzusammenbruch?»
    «Ja, alter Freund, ich muß auch sagen, daß du jetzt ein ganz anderer Mensch bist», sagte Giles. «Sehr vernünftig von dir, daß du weggefahren bist. Sieht er nicht ausgezeichnet aus, Crawley?»
    An dem Anspannen seiner Muskeln unter meinem Arm konnte ich merken, daß Maxim sich nur mühsam beherrschte. Aus irgendeinem Grunde war ihm dieses Gerede über seine Gesundheit sehr unsympathisch, und ich fand es etwas taktlos von Beatrice, so eine Staatsaffäre daraus zu machen.
    «Maxim ist so stark von der Sonne verbrannt», bemerkte ich schüchtern. «Das verbirgt vieles.
    Ihr hättet sehen sollen, wie er in Venedig, nur um braun zu werden, immer auf dem Balkon frühstückte. Er bildete sich ein, daß er davon schöner wird.»
    Alle lachten wieder, und Crawley sagte: «Es muß zu dieser Jahreszeit doch herrlich in Venedig gewesen sein, Mrs. de Winter?» Und ich antwortete: «Ja, wir hatten wunderbares Wetter, nur einen einzigen trüben Tag, nicht wahr, Maxim?» Und das Gespräch wandte sich glücklicherweise vom Thema Gesundheit ab und Italien zu, dem harmlosesten aller Gesprächsstoffe, und der gesegneten Wetterfrage.
    Die Unterhaltung verlief jetzt leicht und ungezwungen. Maxim, Giles und Beatrice sprachen über Leistungsfähigkeit und Verbrauch von Maxims Wagen, und Mr. Crawley erkundigte sich, ob es wahr sei, daß es auf dem Kanal keine Gondeln, sondern nur noch Motorboote gäbe. Es war sein Beitrag zu meinem Bemühen, das

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