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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen, und ich war ihm dankbar und empfand ihn trotz seiner Langweiligkeit als Verbündeten.
    «Jasper braucht mehr Bewegung», sagte Beatrice, den Hund mit dem Fuß anstoßend. «Er wird viel zu fett, und dabei ist er noch keine zwei Jahre alt. Womit fütterst du ihn eigentlich, Maxim?»
    «Meine liebe Beatrice, er wird genauso gehalten wie deine eigenen Hunde», erwiderte Maxim. «Brüste dich hier bitte nicht mit der Behauptung, daß du mehr von Tieren verstehst als ich.»
    «Aber lieber alter Junge, wie kannst du denn wissen, was Jasper zu fressen bekommen hat, nachdem du monatelang fortgewesen bist? Du willst mir doch nicht erzählen, daß Frith zweimal täglich mit ihm bis zum Tor gelaufen ist. Der Hund hat seit Wochen keine richtige Bewegung mehr gehabt, das habe ich seinem Fell sofort angesehen.»
    «Mir wäre es jedenfalls lieber, er würde noch einmal so fett, als daß er so verhungert aussähe wie dein Köter», sagte Maxim.
    «Deine Bemerkung zeugt nicht gerade von großem Wissen», entgegnete Beatrice.
    «Schließlich hat Lion in der letzten Februarausstellung zwei erste Preise bekommen.»
    Die Atmosphäre wurde wieder ziemlich gespannt. Das merkte ich schon daran, wie Maxim seinen Mund zu einem dünnen Strich verzog, und ich fragte mich, ob Geschwister sich immer so zanken und es den unfreiwilligen Zuhörern so ungemütlich machen mußten. Ich hoffte, daß Frith bald melden würde, das Essen sei angerichtet. Oder würden wir wie zum Frühstück durch dröhnende Gong-schläge zu Tisch gebeten? Ich wußte ja nicht, was auf Manderley Sitte war.
    «Wie weit wohnt ihr eigentlich von uns entfernt?» fragte ich Beatrice und setzte mich zu ihr.
    «Mußtet ihr sehr früh losfahren?»
    «Wir wohnen etwa fünfzig Meilen von hier, in der nächsten Grafschaft auf der anderen Seite von Trowchester. Die Fuchsjagden sind bei uns viel besser. Du mußt uns dann einmal besuchen und ein paar Tage bleiben, falls Maxim dich entbehren kann. Giles wird dir ein Pferd besorgen.»
    «Ich muß gestehen, daß ich noch nie eine Jagd mitgemacht habe», vertraute ich ihr an. «Als Kind habe ich zwar reiten gelernt, aber sehr weit habe ich es nicht gebracht. Ich fürchte, sehr sattelfest bin ich nicht mehr.»
    «Dann mußt du es wiederaufnehmen», riet sie. «Du kannst unmöglich auf dem Land leben, ohne zu reiten. Du wüßtest sonst gar nicht, was du mit dir anfangen solltest. Maxim erzählte mir, daß du malst. Das ist natürlich eine nette Beschäftigung, aber doch wohl mehr für einen Regentag, wenn man nichts Besseres zu tun hat, und man hat eben gar keine Bewegung dabei.»
    «Wir sind eben nicht alle solche Frischluftnarren wie du», sagte Maxim.
    «Ich habe nicht zu dir gesprochen, mein lieber Junge. Wir wissen alle, daß du restlos glücklich bist, hier im Garten herumzuschlumpen und keine schnellere Gangart ein-schlagen zu müssen.»
    «Ich gehe auch schrecklich gern spazieren», sagte ich rasch. «Ich glaube sicher, daß ich es niemals müde sein werde, hier auf Manderley herumzustrolchen. Und wenn es erst wärmer ist, kann ich ja auch schwimmen.»
    «Du bist eine Optimistin, meine Liebe», sagte Beatrice. «Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals hier geschwommen zu sein. Das Wasser ist viel zu kalt, und der Strand ist ausgesprochen steinig.»
    «Das macht mir nichts aus», sagte ich. «Ich schwimme leidenschaftlich gern. Das heißt, wenn die Strömung nicht zu stark ist. Ist das Baden in der Bucht sicher?»
    Niemand antwortete, und plötzlich wurde mir klar, was ich soeben gesagt hatte. Mein Herz begann laut zu klopfen, und ich fühlte, wie meine Wangen flammend rot wurden. In tödlicher Verlegenheit beugte ich mich zu dem Hund nieder und streichelte seine Ohren. «Jasper würde das Schwimmen auch gut tun», unterbrach Beatrice das Schweigen. «Aber er würde es wohl etwas zu anstrengend finden, nicht wahr, Jasper? Guter, alter Kerl, bist ein braves Tier!»
    Beide streichelten wir den Hund, ohne einander anzusehen.
    «Ich muß gestehen, daß ich sehr hungrig bin», sagte Maxim. «Warum bekommen wir eigentlich nichts zu essen?»
    «Nach der Uhr auf dem Kamin ist es gerade erst eins», bemerkte Mr. Crawley.
    «Die Uhr ist schon immer etwas vorgegangen», behauptete Beatrice.
    «Seit einem Jahr geht sie immer richtig», sagte Maxim.
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Frith meldete, daß das Essen angerichtet sei. «Ich muß unbedingt noch die Pfoten waschen», rief Giles mit

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