Rebecca
Buschwerk auf der Anfahrt wegschnei-den lassen wollte, und Beatrice stimmte ihm zu, unterbrach ihn nur, um ihrerseits noch einen Vorschlag zu machen, und warf gleichzeitig eine Handvoll Gras nach Giles. Für sie war es nur die übliche Ruhepause nach dem Mittagessen, Viertel nach drei an einem gemütlichen Nachmittag.
Sie wollten diesen Augenblick nicht festhalten, ihn einfangen und sicher aufbewahren. Sie fürchteten sich ja nicht.
«Ich glaube, wir müssen allmählich ans Heimfahren denken», sagte Beatrice und klopfte sich das Gras von ihrem Rock. «Ich möchte nicht zu spät zu Hause ankommen, weil wir die Cartrights abends zu Tisch erwarten.»
«Wie geht es Vera?» fragte Maxim.
«Genau wie früher; sie redet noch immer ununterbrochen über ihre Gesundheit. Er wird schon recht alt. Sicherlich werden sie uns genau nach euch ausfragen.»
«Grüß sie schön von mir», sagte Maxim.
Wir standen auf. Giles schüttelte seinen Hut aus. Maxim gähnte und reckte sich. Die Sonne verschwand hinter den Wolken. Ich sah zum Himmel auf. Er hatte sich bereits mit lauter kleinen Zirruswölkchen bezogen.
«Das Wetter schlägt um», sagte Maxim.
«Hoffentlich kommen wir nicht in einen Regenguß», bemerkte Giles.
Langsam gingen wir auf die Anfahrt und den parkenden Wagen zu.
«Ihr habt euch gar nicht angesehen, was für eine Veränderung mit dem Ostflügel vor sich gegangen ist», sagte Maxim auf einmal. «Kommt doch noch schnell herauf», schlug ich vor,
«es dauert ja nur ein paar Minuten.» Wir gingen in die Halle und dann die Haupttreppe hinauf, Beatrice und ich voran.
Als wir bei den Zimmern angelangt waren, sagte Giles, der sich in dem niedrigen Türrahmen bücken mußte, gleich: «Wie hell und freundlich das jetzt aussieht, das ist wirklich eine große Verbesserung, findest du nicht auch, Bee?» Und Beatrice rief: «Ich muß sagen, alter Junge, du hast dich selbst übertroffen – neue Vorhänge, neue Betten, überhaupt alles neu. Erinnerst du dich, Giles? Hier wohnten wir, als du mit deinem Bein immer still liegen mußtest. Damals war das Zimmer so düster. Und Mutter hat ja nie viel Sinn für Komfort gehabt. Du hast doch auch gar keine Gäste hier untergebracht, nicht wahr, Maxim? Außer wenn das Haus überfüllt war. Ich glaube, die Junggesellen wurden hier immer abgeladen. Ja, es ist reizend geworden, das muß ich zugeben. Und dann der Blick auf den Rosengarten! Darf ich mir mal die Nase pudern?»
Die Männer gingen wieder nach unten, und Beatrice betrachtete sich im Spiegel.
«Hat die alte Danvers das alles für euch bewerkstelligt?»
«Ja», sagte ich. «Ich finde, sie hat ihre Sache sehr gut gemacht.»
«Das soll sie wohl bei der Schule, die sie durchgemacht hat», meinte Beatrice. «Ich möchte nur wissen, was das gekostet haben mag. Ein ganz hübsches Sümmchen, wette ich. Hast du danach gefragt?»
«Nein», sagte ich. «Ich habe leider keine Ahnung.»
«Mrs. Danvers wird sich darüber sicher keine Gedanken gemacht haben», sagte Beatrice.
«Hast du etwas dagegen, wenn ich deinen Kamm benutze? Diese Toilettensachen sind sehr hübsch. Ein Hochzeitsgeschenk?»
«Ja, von Maxim.»
«Sehr nett – wir müssen dir natürlich auch etwas schenken. Was wünschst du dir denn?»
«Ich weiß nicht, das ist doch wirklich nicht nötig.»
«Sei nicht dumm, meine Liebe; ich denke nicht daran, dir ein Geschenk vorzuenthalten, wenn wir auch nicht zu euer Hochzeit eingeladen waren.»
«Ich hoffe, du hast das nicht übelgenommen; Maxim wollte gern, daß wir uns unterwegs trauen ließen.»
«Natürlich nicht. Sehr vernünftig von euch beiden. Schließlich war es ja nicht so …» Sie brach mitten im Satz ab und ließ ihre Handtasche fallen. «Verflucht noch mal, hab ich jetzt das Schloß zerbrochen? Nein, es ist noch heil. Was hatte ich eben gesagt? Ich weiß wirklich nicht mehr – ach ja, Hochzeitsgeschenk; wir werden schon irgend etwas finden. Aus Schmuck machst du dir wahrscheinlich nichts, oder?»
Ich schwieg. «Es ist so anders als bei einem gewöhnlichen jungen Brautpaar», sagte sie. «Die Tochter von einem meiner Freunde hat kürzlich geheiratet, und die beiden sind natürlich mit dem ganzen üblichen Kram beschenkt worden, mit Tischwäsche, Mokkatassen,
Eßzimmerstühlen und ähnlichem. Ich habe ihr eine sehr hübsche Stehlampe geschenkt. Hat mich bei Harrod’s einen Fünfer gekostet. Wenn du nach London fährst, um dir Kleider zu kaufen, wende dich ruhig an meine Schneiderin, Madame Carroux; sie
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