Rebecca
hat einen verdammt guten Geschmack und haut dich bestimmt nicht übers Ohr.»
Sie erhob sich vom Frisiertisch und strich sich den Rock glatt. «Glaubst du, daß ihr viel Besuch haben werdet?» fragte sie.
«Ich weiß nicht, Maxim hat nichts davon gesagt.»
«Komischer Kerl! Man kennt sich nie so recht bei ihm aus. Früher war hier oft nicht ein einziges Bett frei, das Haus quoll förmlich über von Menschen. Irgendwie sehe ich dich nicht
…» Sie hielt plötzlich inne und klopfte mir den Arm. «Na ja, wir werden es ja erleben. Es ist nur ein Jammer, daß du nicht reitest und nicht schießen kannst, es entgeht dir so viel. Segelst du vielleicht zufällig?»
«Nein», sagte ich.
«Gott sei Dank!» entgegnete sie und ging zur Tür. «Wenn du mal Lust hast, komm und besuch uns einfach», sagte sie. «Ich erwarte immer von den Menschen, daß sie sich selbst anmelden. Das Leben ist viel zu kurz, um die Zeit noch mit Einladungen zu vertrödeln.»
«Ja, danke schön», sagte ich.
Wir standen oben auf dem Treppenabsatz, von dem aus man in die Halle hinuntersehen konnte. Die Herren waren schon nach draußen auf die Terrasse gegangen. «Beeile dich, Bee», rief Giles. «Es fängt bereits zu regnen an, und wir haben das Verdeck schon hochgemacht. Maxim sagt, das Barometer fällt.»
Beatrice nahm meine Hand, beugte sich zu mir nieder und gab mir einen flüchtigen Kuß auf die Wange. «Auf Wiedersehen», sagte sie, «verzeih mir, daß ich dich mit meinen Fragen so belästigt und überhaupt alle möglichen Dinge gesagt habe, die ich eigentlich nicht sagen sollte. Aber Takt ist nie meine starke Seite gewesen, wie Maxim dir bestätigen wird. Und wie ich dir schon sagte, du bist genau das Gegenteil von dem, was ich mir vorgestellt hatte.» Sie sah mir gerade in die Augen, die Lippen wie zum Pfeifen gespitzt, und nahm sich dann eine Zigarette aus der Tasche.
«Verstehst du», sagte sie, während sie das Feuerzeug zuklappte und die Treppe hinunterging,
«du bist so ganz anders als Rebecca.»
Und wir traten auf die Terrasse hinaus und entdeckten, daß die Sonne hinter einer Wolkenwand verschwunden war. Ein feiner Regen fiel vom Himmel, und Robert lief über den Rasen, um die Stühle hereinzuholen.
10
Wir sahen dem Wagen nach, wie er hinter der Biegung der Anfahrt verschwand, und dann nahm Maxim meinen Arm und sagte: «So, Gott sei Dank, das haben wir hinter uns. Hol dir schnell einen Mantel und komm mit nach draußen. Zum Teufel mit dem Regen, ich muß mir etwas Bewegung machen. Dieses Herumsitzen geht mir auf die Nerven.» Er sah bleich und erschöpft aus, und es wunderte mich, daß die Unterhaltung mit Beatrice und Giles, seiner eigenen Schwester und seinem Schwager, ihn so angestrengt hatte.
«Warte hier, ich laufe rasch nach oben», sagte ich.
«Im Blumenzimmer findest du einen Haufen Gummimäntel, hol dir einen von da», sagte er ungeduldig. «Frauen brauchen immer eine halbe Stunde, wenn sie in ihr Schlafzimmer gehen.
Robert, holen Sie bitte für Mrs. de Winter einen Mantel aus dem Blumenzimmer. Da muß mindestens noch ein halbes Dutzend Regenmäntel hängen, die irgendwelche Gäste im Laufe der Zeit hier vergessen haben.» Er stand bereits auf dem Weg und rief nach Jasper: «Komm her, du kleines Faultier, damit du etwas von deinem Fett los wirst.» Jasper sprang im Kreis herum und begann bei der Aussicht auf einen Spaziergang hysterisch zu bellen. «Still, Idiot», sagte Maxim. «Wo bleibt denn nur dieser Robert?»
Da kam er schon aus der Halle herbeigerannt mit einem Regenmantel über dem Arm, in den ich so eilig hineinschlüpfte, daß ich mir den Kragen falsch zuknöpfte. Natürlich war er mir viel zu weit und zu lang, aber daran ließ sich ja nun nichts mehr ändern, und wir marschierten über den Rasen auf den Wald zu, Jasper in großen Sprüngen vor uns her.
«Ich kann meine Familie nur in kleinen Dosen genießen», sagte Maxim. «Beatrice ist einer von den besten Menschen der Welt, aber sie tritt unweigerlich immer ins Fettnäpfchen.»
Ich war mir nicht klar darüber, womit Beatrice eigentlich angeeckt war, und hielt es für besser, ihn nicht danach zu fragen. Vielleicht ärgerte er sich noch über das Gerede von seinem elenden Aussehen vor dem Mittagessen.
«Wie gefällt sie dir denn?» fuhr er fort.
«Sehr gut», antwortete ich. «Sie war furchtbar nett zu mir.»
«Und worüber habt ihr euch nach dem Essen unterhalten?»
«Oh, ich weiß nicht recht. Ich glaube, ich habe die Unterhaltung fast allein
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