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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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mir doch nicht übel, nein?» fuhr sie fort. «Aber ich finde, du müßtest irgend etwas mit deinem Haar anfangen. Warum läßt du es nicht ondulieren? So ist es viel zu strähnig. Warum kämmst du es nicht hinter die Ohren?»
    Gehorsam tat ich es und wartete auf ihre Zustimmung.
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah mich kritisch an. «Nein», sagte sie, «nein, ich glaube, so ist es noch schlimmer. Es sieht zu streng aus und steht dir gar nicht. Nein, alles, was du brauchst, ist eine Wasserwelle, um das Haar etwas aufzulockern. Ich habe nie etwas für diese Gänselieselfrisuren übrig gehabt, oder wie man das nennt. Findet denn Maxim, daß es dir steht?»
    «Ich weiß nicht», erwiderte ich. «Er hat nie etwas darüber gesagt.»
    «Ah, so», sagte sie. «Na, vielleicht gefällt es ihm. Laß dich nur von mir nicht irre machen.
    Aber sag mal, habt ihr in Paris oder London ein paar nette Kleider für dich gekauft?»
    «Nein», sagte ich, «dazu hatten wir keine Zeit. Maxim hatte es eilig, wieder nach Hause zu kommen, und ich kann mir ja immer noch ein paar Kataloge schicken lassen.»
    «Ich sehe schon», meinte sie, «so wie du dich anziehst, ist es dir augenscheinlich ganz einerlei, was du trägst.» Ich sah schuldbewußt auf meinen Flanellrock.
    «Doch», sagte ich, «ich mag schöne Kleider sehr gern. Ich habe bisher nur nie genug Geld gehabt, um sie mir kaufen zu können.»
    «Es wundert mich wirklich, daß Maxim nicht ein paar Tage in London geblieben ist, um dir ein paar anständige Sachen zu kaufen», sagte sie wieder. «Offen gestanden finde ich das sehr egoistisch von ihm. Es sieht ihm auch so gar nicht ähnlich. Im allgemeinen ist er so eigen darin.»
    «Ist er das?» fragte ich. «Mir ist er durchaus nicht so vorgekommen. Ich glaube, er achtet gar nicht darauf, was er anzieht. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, daß es ihm etwas ausmacht.»
    «So?» sagte sie. «Na, dann muß er sich aber geändert haben.»
    Sie sah von mir weg, steckte die Hände in die Taschen, pfiff Jasper und blickte dann zum Haus hinauf.
    «Ihr scheint also den Westflügel gar nicht zu benutzen», rief sie aus.
    «Nein», sagte ich, «wir bewohnen die Zimmer im Ostflügel. Sie sind alle neu tapeziert worden.»
    «So?» sagte sie. «Das wußte ich nicht. Warum denn?»
    «Es war Maxims Gedanke», erklärte ich. «Er scheint dort lieber zu wohnen.»
    Sie schwieg und fuhr fort, zu den Fenstern hinaufzustarren und zu pfeifen. «Wie kommst du denn mit Mrs. Danvers aus?» fragte sie plötzlich.
    Ich bückte mich und begann Jasper den Kopf zu tätscheln und ihm die Ohren zu kraulen. «Ich habe sie bisher nur wenig gesehen», antwortete ich. «Sie ist mir etwas unheimlich. Ich bin in meinem ganzen Leben noch keinem solchen Menschen begegnet.»
    «Das glaube ich dir aufs Wort», meinte Beatrice.
    Jasper sah mit seinen großen Augen demütig, fast verlegen zu mir auf. Ich küßte ihn auf das seidenweiche Ohr und legte meine Hand auf seine schwarze Nase.
    «Ich wüßte nicht, warum du dich vor ihr fürchten solltest», sagte Beatrice. «Jedenfalls laß es sie nie merken, einerlei, wie dir gerade zumute ist. Ich habe ja allerdings nie etwas mit ihr zu tun gehabt, und ich glaube nicht, daß ich gern etwas mit ihr zu tun haben würde. Immerhin ist sie mir gegenüber stets sehr höflich gewesen.»
    Ich streichelte immer noch Jaspers Fell.
    «War sie freundlich zu dir?» fragte Beatrice.
    «Nein», sagte ich, «nicht sehr.»
    Beatrice begann wieder zu pfeifen und rieb ihren Fuß an Jaspers Kopf. «Ich würde mich an deiner Stelle nicht mehr mit ihr abgeben, als es unbedingt notwendig ist», riet sie.
    «Nein», sagte ich. «Sie führt den Haushalt ja ganz selbständig, so daß ich mich gar nicht darum zu kümmern brauche.»
    «Oh, das würde ihr, glaube ich, nichts ausmachen», sagte Beatrice. Maxim hatte am Abend zuvor genau dasselbe gesagt, – komisch, daß sie darin beide derselben Meinung waren.
    «Ich denke, mit der Zeit wird sie schon darüber hinwegkommen», sagte Beatrice, «aber für dich wird es am Anfang nicht leicht sein. Sie ist natürlich wahnsinnig eifersüchtig. Das hatte ich im stillen schon befürchtet.»
    «Aber warum denn?» fragte ich, zur ihr aufsehend. «Warum sollte sie denn eifersüchtig sein?
    Maxim scheint sie durchaus nicht besonders zu schätzen.»
    «Mein liebes Kind, es handelt sich auch gar nicht um Maxim», sagte Beatrice. «Sie hat natürlich Respekt vor ihm und was so dazu gehört, aber weiter auch nichts.

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