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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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würde.»
    «Ich bin überzeugt, daß Sie das ausgezeichnet fertigbringen», erklärte er. Der gute Frank Crawley – wie taktvoll und aufmerksam er war! Fast hätte ich es ihm geglaubt, aber es gelang ihm doch nicht, mich zu täuschen.
    «Wollen Sie Maxim wegen des Balles fragen?» bat ich ihn.
    «Warum fragen Sie ihn denn nicht selbst?» antwortete er.
    «Nein», sagte ich, «nein, das möchte ich nicht.»
    Daraufhin verstummten wir. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Nachdem ich meine Hemmung, Rebeccas Namen auszusprechen, überwunden hatte, war es wie ein Zwang, es wieder zu tun. Es gab mir eine eigenartige Befriedigung; wie ein Reizmittel wirkte es auf mich. Ich wußte, daß er mir in ein, zwei Augenblicken von neuem über die Lippen kommen würde. «Neulich war ich unten in der Bucht», begann ich, «dort, wo die Brandung so stark ist. Jasper war ganz außer sich und bellte dauernd diesen armen Kerl mit dem idiotischen Lächeln an.»
    «Sie meinen sicher Ben», sagte Frank mit einer Stimme, die jetzt wieder ganz ungezwungen klang. «Der strolcht immer da unten am Strand herum. Das ist ein völlig harmloser Bursche; Sie brauchen keine Angst vor ihm zu haben. Er würde nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun.»
    «Oh, ich hatte gar keine Angst vor ihm», sagte ich. Ich zögerte etwas, bevor ich fortfuhr, und summte vor mich hin, um mir Mut zu machen. «Ich glaube nur, daß das Haus da auf dem Felsen allmählich ganz verfallen wird», bemerkte ich leichthin. «Ich ging nämlich hinein, um ein Stück Schnur zu suchen als Leine für Jasper. Das Porzellan hat lauter Stockflecken, und die Bücher verschimmeln bereits. Warum geschieht denn nichts, um das zu verhindern? Es ist doch schade darum.»
    Ich wußte, daß er mir nicht sofort antworten würde. Er bückte sich, um seine Schnürsenkel festzubinden.
    Ich tat so, als untersuche ich ein Blatt an einem der Sträucher. «Wenn Maxim etwas geändert haben wollte, würde er mich wohl verständigen», sagte er schließlich, während er sich noch immer an seinem Schuh zu schaffen machte. «Waren das alles Rebeccas Sachen?» fragte ich.
    «Ja», sagte er.
    Ich riß das Blatt ab, warf es fort und pflückte mir ein anderes, das ich von beiden Seiten eingehend betrachtete.
    «Wofür hat sie denn das Haus benutzt?» erkundigte ich mich. «Das Zimmer ist ja vollständig eingerichtet. Von außen dachte ich, es wäre ein gewöhnliches Bootshaus.»
    «Ursprünglich war es das auch», sagte er wieder mit einer gezwungenen Stimme, der man deutlich anmerkte, wie unangenehm ihm dieses Thema war. «Dann – dann ließ sie das Zimmer herrichten, die Möbel hineinstellen und die übrigen Sachen dorthin bringen.»
    Ich fand es komisch, wie er von ihr nur als «sie» sprach und daß er sie weder Rebecca noch Mrs. de Winter nannte, wie ich es von ihm erwartet hätte. «Hielt sie sich denn oft dort auf?»
    fragte ich.
    «Ja», sagte er, «ja, das tat sie. Sie veranstaltete dort Mondscheinpicknicks und – und dergleichen mehr.»
    Wir gingen nebeneinander her, und ich summte noch immer meine kleine Melodie vor mich hin. «Wie reizend», sagte ich heiter, «so ein Mondscheinpicknick denke ich mir wunderschön. Haben Sie auch eins mitgemacht?»
    «Ja, ein-oder zweimal», sagte er. Ich gab vor, nicht zu bemerken, wie still er auf einmal geworden war und wie widerstrebend er von diesen Dingen sprach.
    «Warum ist die Boje eigentlich in dem kleinen Hafen verankert?» fragte ich.
    «Das Boot wurde daran festgemacht», sagte er.
    «Welches Boot?»
    «Ihr Boot», erwiderte er.
    Eine seltsame Erregung bemächtigte sich meiner; ich mußte einfach mit meinen Fragen fortfahren. Er wollte nicht darüber sprechen, das wußte ich jetzt, aber obwohl er mir leid tat und ich entsetzt über mich selbst war, konnte ich nicht damit aufhören; es wäre mir unmöglich gewesen, zu schweigen.
    «Wo ist es denn?» fragte ich. «War es das Boot, mit dem sie beim Segeln ertrank?»
    «Ja», sagte er ruhig. «Es kenterte und sank. Sie wurde über Bord gespült.»
    «War es ein größeres Boot?» fragte ich.
    «Dreißig Quadratmeter; es hatte auch eine kleine Kajüte.»
    «Und wie kam es, daß es kenterte?»
    «Es kann sehr böig in der Bucht sein», sagte er.
    Ich stellte mir dieses grüne Meer vor und die weißen Schaumkronen darauf, die der Sturm jenseits der Landzunge kanalabwärts trieb. Ob der Wind wohl sehr plötzlich aufgekommen war, fragte ich mich, aus den Hügeln hinter dem Leuchtturm hervorwirbelnd, so

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