Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
Vom Netzwerk:
irgendwo da unten an der Riviera aufgegabelt, keinen Penny besaß sie! Sie soll die Gesellschafterin von irgendeiner alten Dame gewesen sein.» Erneutes Gelächter, erstauntes Hochziehen der Augenbrauen. «Unbegreiflich, nicht wahr? Wie sonderbar Männer doch sind!
    Ausgerechnet Maxim, der immer so wählerisch war! Wie konnte er nur – nach Rebecca!»
    Es machte mir nichts aus, es war mir völlig gleichgültig. Mochten sie sagen, was sie wollten.
    Als der Wagen durch das Tor fuhr, beugte ich mich vor, um der Pförtnersfrau freundlich zuzulächeln. Sie stand gebückt da und pflückte Blumen in dem kleinen Vorgarten. Als sie den Wagen kommen hörte, richtete sie sich auf, aber mein Lächeln mußte ihr entgangen sein.
    Ich winkte ihr zu, doch sie starrte mich nur ausdruckslos an. Ich glaube, sie wußte gar nicht, wer ich war. Der Wagen fuhr weiter, und ich lehnte mich wieder in meinem Sitz zurück.
    Als wir dann um eine der engen Kurven bogen, sah ich einen Mann, der etwas weiter vorn neben der Anfahrt spazierenging. Es war der Verwalter, Frank Crawley. Er blieb stehen, als er den Wagen kommen hörte, und der Chauffeur bremste etwas. Als er mich erblickte, nahm Crawley den Hut ab und begrüßte mich mit einem Lächeln. Er schien sich zu freuen, mich zu sehen. Ich lächelte zurück.
    Es war so nett von ihm, sich über diese Begegnung zu freuen. Ich mochte Frank Crawley gern, ich fand ihn durchaus nicht so langweilig und uninteressant, wie Beatrice ihn beurteilt hatte. Vielleicht kam das daher, weil ich selbst eine so langweilige Person war. Wir waren beide langweilig, wir hatten beide nichts zu sagen: gleich und gleich …
    Ich klopfte gegen die Scheibe und bat den Chauffeur zu halten.
    «Ich möchte gern aussteigen und mit Mr. Crawley ein Stück zu Fuß gehen», sagte ich.
    Crawley öffnete mir die Wagentür. «Haben Sie Besuche gemacht, Mrs. de Winter?» fragte er.
    «Ja, Frank», antwortete ich. Ich nannte ihn Frank, weil Maxim ihn so nannte, aber er redete mich stets mit Mrs. de Winter an. So war er nun einmal. Ich glaube, selbst wenn wir zusammen auf eine einsame Insel verschlagen worden wären und dort ganz allein aufeinander angewiesen den Rest unseres Lebens miteinander verbracht hätten, würde ich für ihn immer Mrs. de Winter sein.
    «Ich habe dem Bischof einen Besuch gemacht», sagte ich. «Er selbst war zwar nicht da, aber ich traf seine Frau an. Sie möchte gern wissen, wann wir den nächsten Kostümball auf Manderley geben», teilte ich ihm mit und lugte dabei verstohlen aus dem Augenwinkel zu ihm hinüber. «Sie erzählte mir, daß sie den letzten mitgemacht habe und ihn sehr gelungen fand. Ich wußte gar nicht, daß ihr hier Kostümfeste veranstaltet, Frank.»
    Er zögerte einen Augenblick mit der Antwort; er sah plötzlich etwas verlegen aus. «Oh, ja», sagte er nach einer kleinen Pause, «der Ball auf Manderley war alljährlich das große Ereignis der Saison. Jeder Mensch in der ganzen Grafschaft war stolz, eingeladen zu werden. Und auch aus London kamen eine Menge Gäste. Es war ein glänzendes Bild.»
    «Die Vorbereitungen müssen viel Mühe gekostet haben», bemerkte ich.
    «Ja», bestätigte er.
    «Und Rebecca», sagte ich leichthin, «hat wahrscheinlich die meiste Arbeit dabei gehabt, nicht wahr?» Ich sah geradeaus auf den Weg vor mir, aber es entging mir nicht, daß er mir sein Gesicht zuwandte, als ob er sich vergewissern wollte, was ich wohl dachte.
    «Wir hatten alle ganz hübsch zu tun», entgegnete er ruhig.
    Es lag eine merkwürdige Zurückhaltung in seinen Worten, eine gewisse Scheu, die mich an meine eigene erinnerte. Es kam mir plötzlich in den Sinn, ob er vielleicht in Rebecca verliebt gewesen war. Seine Stimme klang genauso, wie meine Stimme geklungen hätte, wäre ich in derselben Lage gewesen. Dieser Gedanke eröffnete ein neues Feld von Möglichkeiten. Frank Crawley, der so schüchtern und langweilig war! Natürlich hatte er nie daran gedacht, sich irgendeinem Menschen anzuvertrauen, am allerwenigsten Rebecca.
    «Ich fürchte, ich würde mich kaum nützlich machen können, wenn wir jetzt wieder einen Ball veranstalten sollten», sagte ich. «Ich besitze überhaupt kein Organisations-talent.»
    «Es wäre auch gar nicht notwendig, daß Sie irgend etwas tun», sagte er. «Sie brauchen sich nur ganz natürlich zu geben und hübsch auszusehen.»
    «Das ist sehr höflich von Ihnen gesagt, Frank», sagte ich, «aber ich fürchte, daß ich auch das nicht sehr gut machen

Weitere Kostenlose Bücher