Rebecca
wieder, «ja, natürlich.» Und nach ein paar Minuten sah ich auf meine Armbanduhr und sagte: «Es tut mir leid, daß ich jetzt gehen muß, aber es ist ja schon nach vier.»
Es war die Frau des Bischofs aus der nächsten größeren Stadt, die mich fragte: «Glauben Sie, daß Ihr Gatte den berühmten Kostümball von Manderley wieder aufleben lassen wird? Es war immer so ein bezauberndes Ereignis, ich werde es nie vergessen.»
Und ich mußte lächeln, als ob ich alles darüber wüßte, und ihr antworten: «Wir sind uns noch nicht schlüssig. Es gab so vieles zu besprechen und zu erledigen.»
«Ja, das kann ich mir denken. Aber ich hoffe, Sie werden diese hübsche Gewohnheit beibehalten. Sie müssen Ihren Einfluß auf ihn geltend machen. Letztes Jahr fand das Fest natürlich nicht statt, aber ich erinnere mich noch an das Jahr vorher; der Bischof und ich gingen zusammen hin, und es war ganz entzückend. Manderley eignet sich so besonders gut für derlei Festlichkeiten. Die Halle sah wunderschön aus. Dort wurde getanzt, und die Musiker saßen auf der Galerie, ganz wie in alten Zeiten. Es war alles so stilvoll. Die Vorbereitungen müssen eine Menge Arbeit gemacht haben, aber jeder war auch einfach hingerissen.»
«Ja», sagte ich, «ich werde Maxim danach fragen.»
Ich dachte an die Schreibtischfächer mit den Schildern im Morgenzimmer; ich stellte mir den hohen Stapel der Einladungskarten vor, die lange Liste der Namen und Adressen, und ich sah eine Frau dort am Schreibtisch sitzen, neben die Namen der Gäste, die sie auswählte, ein Häkchen machen und dann nach den Einladungen greifen, ihre Feder in die Tinte tauchen und schnell und mühelos mit ihrer weitzügigen, schrägen Handschrift zu schreiben beginnen.
«Wir sind in einem Sommer auch einmal zu einem Gartentee auf Manderley gewesen», sagte die Frau des Bischofs. «Es war immer alles so geschmackvoll. Die Blumen in den Vasen richtig künstlerisch angeordnet. Ein herrlicher Tag, ich erinnere mich noch. Der Tee wurde an kleinen Tischen im Rosengarten serviert, wirklich ein reizender, origineller Gedanke. Ja, sie hatte immer so entzückende Einfälle …»
Errötend hielt sie inne, weil sie wohl fürchtete, eine taktlose Bemerkung gemacht zu haben, aber ich stimmte ihr sofort zu, um sie aus ihrer Verlegenheit zu befreien, und kühn, tollkühn hörte ich mich sagen: «Rebecca muß ein wundervoller Mensch gewesen sein.»
Ich konnte es selbst kaum glauben, daß ich den Namen über meine Lippen gebracht hatte. Ich wartete, was nun wohl geschehen würde. Ich hatte ihn tatsächlich ausgesprochen, ich hatte laut den Namen Rebecca genannt. Es war eine ungeheure Erleichterung. Es war so, als ob ich eine Medizin geschluckt hätte, die mich von einem unerträglichen Schmerz befreite. Rebecca.
Ganz laut hatte ich es gesagt.
Ich fragte mich nur besorgt, ob die Frau des Bischofs bemerkte, wie rot ich geworden war, aber sie führte die Unterhaltung unbeirrt weiter, und ich lauschte ihr gierig.
«Sie haben sie also gar nicht gekannt?» fragte sie, und als ich den Kopf schüttelte, zögerte sie einen Augenblick, weil sie sich offenbar auf etwas unsicherem Boden fühlte.
«Wissen Sie, wir haben sie eigentlich nie näher kennengelernt; der Bischof hat sein Amt hier erst vor vier Jahren übernommen; aber natürlich wurden wir bei dem Ball und dem Gartentee sehr herzlich von ihr empfangen. In dem einen Winter wurden wir auch zum Abendessen eingeladen. Ja, sie war ein sehr liebenswertes Geschöpf. Strahlend vor Lebensfreude.»
«Sie scheint sehr vielseitig begabt gewesen zu sein», sagte ich mit einer Stimme, die genügend Gleichmut verriet, um ihr zu zeigen, daß es mir nichts ausmachte, und spielte dabei mit meinen Handschuhen. «Einen Menschen, der zugleich klug und schön und sportlich interessiert ist, findet man nicht oft.»
«Nein, gewiß nicht», bestätigte die Frau des Bischofs. «Sie war zweifellos sehr begabt. Ich sehe sie noch bei dem Ball am Fuß der Treppe stehen und jedem Menschen die Hand geben –
dieser eigenartige Kontrast zwischen dem lockigen, dunklen Haar und der schneeweißen Haut – und ihr Kostüm stand ihr so gut! Ja, sie war sehr schön.»
«Sie hat sogar den Haushalt selbst geführt», berichtete ich lächelnd, als ob ich damit sagen wollte: «Ich fühle mich durchaus wohl bei dieser Unterhaltung, ich spreche oft von ihr.» –
«Es muß sie viel Zeit und Mühe gekostet haben. Ich muß gestehen, daß ich alles der Haushälterin
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