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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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überlasse.»
    «Aber natürlich, wir können ja nicht so vielseitig sein. Und Sie sind noch sehr jung, nicht wahr? Das kommt schon alles mit der Zeit, wenn Sie sich erst eingewöhnt haben werden.
    Haben Sie nicht übrigens ein besonderes Steckenpferd? Ich glaube, irgend jemand erzählte mir, daß Sie eine Neigung fürs Zeichnen hätten.»
    «Ach, das», sagte ich. «Ich glaube nicht, daß ich mir darauf etwas einbilden kann.»
    «Es ist aber doch ein hübsches kleines Talent», meinte die Frau des Bischofs. «Zeichnen kann durchaus nicht jeder. Sie dürfen es nicht vernachlässigen. Manderley muß doch sehr reich an reizvollen Motiven sein.»
    «Ja, ja, das ist es wohl», sagte ich etwas niedergeschlagen, denn ich hatte plötzlich eine Vision von mir selbst, wie ich über den Rasen von Manderley ging, einen Feld-stuhl und eine Schachtel mit Bleistiften unter dem einen und mein «kleines Talent», wie sie es genannt hatte, unter dem anderen Arm. Sie hatte es so ausgesprochen, als ob es sich um eine Lieblingskrankheit handelte.
    «Spielen Sie vielleicht Tennis oder Hockey oder reiten und schießen Sie?» erkundigte sie sich.
    «Nein», sagte ich, «ich treibe so gut wie gar keinen Sport. Aber ich gehe sehr gern spazieren», versuchte ich kläglich einen Ersatz ins Feld zu führen.
    «Die gesündeste Bewegung, die es gibt», sagte sie lebhaft, «der Bischof und ich gehen sehr viel zu Fuß.» Dann erzählte sie mir von einer Fußwanderung, die sie einmal vor vielen Jahren in Yorkshire unternommen hatten, und daß sie täglich durchschnittlich zwanzig Meilen gelaufen waren; und ich nickte und lächelte höflich. Und dann die unvermeidliche Pause, der überflüssige Blick auf meine Armbanduhr, als die Standuhr in ihrem Wohnzimmer mit schrillem Klang vier schlug und ich mich erhob, um mich zu verabschieden: «Es hat mich so gefreut, daß ich Sie zu Hause traf; ich hoffe, Sie kommen bald einmal zu uns.»
    «Ja, wir kommen sehr gern einmal; der Bischof ist nur leider immer so beschäftigt. Bitte, empfehlen Sie mich Ihrem Gatten und vergessen Sie nicht, ihn an den Kostümball zu erinnern!»
    «Ja, das werde ich bestimmt tun», log ich, indem ich vortäuschte, alles darüber zu wissen; und auf der Heim-fahrt im Auto saß ich in meiner Ecke und biß mir auf den Daumen, während ich in Gedanken die große Halle von Manderley vor mir sah, die von einer schwatzenden, summenden und lachenden Menschenmenge in bunten Maskenkostümen
    erfüllt war; die Musiker auf der Galerie und das kalte Büffet, das bei solchen Gelegenheiten wahrscheinlich im Salon auf langen, an die Wand gerückten Tischen aufgebaut wurde. Und am Fuß der Treppe sah ich Maxim, wie er die Gäste begrüßte und sich lachend zu der Frau neben sich umwandte, einer hohen, schlanken Gestalt mit dunklem, lockigem Haar – hatte die Frau des Bischofs gesagt – mit dunklem Haar, das einen so eigenartigen Kontrast zu dem blassen Gesicht bildete, eine Frau, die sich mit einem schnellen Blick vergewisserte, ob ihre Gäste sich auch wohl fühlten, die über ihre Schulter hinweg einem Diener einen Auftrag erteilte, eine Frau, die niemals linkisch, sondern stets anmutig war und die beim Tanzen denselben zarten Duft verbreitete wie eine weiße Azalee.
    «Werden Sie auf Manderley ein sehr geselliges Leben führen, Mrs. de Winter?» vernahm ich die Frage wieder, in diesem bedeutungsvollen, neugierigen Tonfall.
    Nein, ich wollte diese Fragestellerinnen nicht wiedersehen, ich wollte überhaupt keinen von all den Menschen wiedersehen. Sie kamen nur nach Manderley, weil sie neugierig waren und bei uns herumschnüffeln wollten. Es machte ihnen Spaß, mein Aussehen, meine Manieren, meine Haltung zu kritisieren, und sie machten sich ein Vergnügen daraus, zu beobachten, wie Maxim und ich uns einander gegenüber benahmen, um herauszufinden, ob wir uns auch wirklich liebten. Nein, ich wollte diese Besuche nicht mehr erwidern, beschloß ich bei mir, und ich würde es Maxim sagen. Es war mir einerlei, wenn sie mich daraufhin für unhöflich und unliebenswürdig erklärten. Es würde ihnen gewiß ein willkommener Anlaß sein, mich noch schärfer unter die Lupe zu nehmen und noch mehr über mich zu klatschen. Mochten sie nur ruhig feststellen, daß ich schlecht erzogen sei. «Das überrascht mich gar nicht», würden sie wahrscheinlich sagen, «schließlich, wer war sie denn schon?» und dann ein Lachen und Achselzucken. «Ja, weißt du denn nicht, meine Liebe? Er hat sie in Monte Carlo oder

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