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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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auf den Daumen und sah Frank verstohlen von der Seite an. «Sagen Sie mir», fragte ich gleichgültig, ganz ungezwungen, «sagen Sie mir – war Rebecca sehr schön?»
    Frank zögerte einen Augenblick mit der Antwort. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Er hatte sich von mir abgewandt und betrachtete das Haus. «Ja», sagte er langsam, «ja ich glaube, sie war das schönste Geschöpf, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.»
    Wir stiegen die Stufen zur Halle hinauf, und ich läutete nach dem Tee.

12
    Ich bekam Mrs. Danvers nur noch selten zu sehen; sie hielt sich sehr im Hintergrund. Sie rief mich zwar noch jeden Vormittag im Morgenzimmer an, um mir die Speisenfolge unserer Mahlzeiten mitzuteilen, aber das war nur eine Formsache, und darauf beschränkte sich unsere Beziehung auch. Sie hatte für mich ein Mädchen engagiert, Clarice, die Tochter irgendeines Gutsangestellten, eine stille, sympathische Person mit nettem Benehmen, die Gott sei Dank noch niemals in Stellung gewesen war und daher keine beunruhigenden Vergleiche ziehen konnte.
    Ich glaube, sie war der einzige Mensch im Haus, der Respekt vor mir hatte. Für sie war ich die Herrin, war ich Mrs. de Winter. Der Klatsch, den sie möglicherweise von den anderen Dienstboten zu hören bekam, vermochte ihr nichts anzuhaben. Sie war von einer fünfzehn Meilen entfernt wohnenden Tante großgezogen worden, also längere Zeit fort gewesen, und war deshalb auf Manderley eigentlich ebenso fremd wie ich. Ich verstand mich gut mit ihr. Es machte mir gar nichts aus, ihr zu sagen: «O Clarice, würden Sie mir bitte meinen Strumpf stopfen?»
    Das Hausmädchen Alice war immer so überlegen gewesen, daß ich mir meine Wäsche lieber heimlich aus der Schublade hervorsuchte und sie selbst ausbesserte, als sie darum zu bitten.
    Ich hatte sie einmal beobachtet, wie sie, eines meiner Hemden über dem Arm, den billigen Stoff mit der kleinen Spitzenkante befühlte, und ich werde nie ihren Gesichtsausdruck dabei vergessen. Sie sah nahezu entsetzt aus, als wäre sie in ihrem persönlichen Stolz getroffen. Ich hatte mir bisher nie Gedanken über meine Unterwäsche gemacht. Solange sie sauber und heil war, dachte ich, spiele Stoffart und Spitzenbesatz keine Rolle. Wohl hatte ich in den Zeitungen von Bräuten gelesen, die eine große Wäscheausstattung, Dutzende der kostbarsten Garnituren besaßen, aber das hatte mich nicht weiter bekümmert. Alices entsetztes Gesicht war mir jedoch eine Lehre.
    Ich schrieb sofort an ein Londoner Spezialgeschäft und bat um einen Katalog. Als ich schließlich meine Wahl getroffen hatte, war Clarice bereits an Alices Stelle getreten. Mir nun für Clarice neue Unterwäsche zu kaufen, schien mir eine solche Verschwendung, daß ich den Katalog in die Schublade legte und meine Bestellung gar nicht aufgab.
    Clarice würde echte Spitze von falscher ohnehin nicht unterscheiden können. Es war sehr rücksichtsvoll von Mrs. Danvers gewesen, mir gerade dieses Mädchen auszusuchen. Sie mußte sich gleich gedacht haben, daß Clarice und ich glänzend zueinander passen würden.
    Daß ich nun die Ursache von Mrs. Danvers Abneigung und Unfreundlichkeit kannte, machte es etwas leichter für mich. Ich wußte jetzt, daß sie mich nicht persönlich haßte, sondern das, was ich darstellte. Sie würde jeder Frau gegenüber, die Rebeccas Platz eingenommen hätte, dasselbe empfinden. Wenigstens hatte ich Beatrice so verstanden.
    «Aber weißt du denn nicht?» hatte sie staunend ausgerufen. «Sie betete Rebecca förmlich an.»
    Zunächst hatten mir diese Worte einen schweren Schlag versetzt. Sie trafen mich so unvorbereitet. Aber als ich darüber nachdachte, begann ich meine Furcht vor Mrs. Danvers zu verlieren. Sie fing sogar an, mir leid zu tun. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie ihr zumute sein mußte. Es mußte ihr jedesmal einen Stich geben, wenn sie hörte, wie man mich mit Mrs. de Winter anredete. Jeden Morgen, wenn sie durch das Haustelephon zu mir sprach, dachte sie gewiß an eine andere Stimme.
    Wenn sie durch die Zimmer ging und die Spuren sah, die meine Anwesenheit hinterlassen hatte – meine Basken-mütze auf der Fensterbank oder mein Strickzeug auf einem Stuhl –, mußte sie an jene andere denken, deren Sachen früher dort gelegen hatten. Ich tat es ja auch, obwohl ich doch Rebecca gar nicht gekannt hatte. Mrs. Danvers wußte, was für einen Gang und was für eine Stimme Rebecca gehabt hatte. Mrs. Danvers erinnerte sich noch der Farbe ihrer Augen, ihres

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