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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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vorstellen, wie sie in den Buchladen in der Wigmore Street gegangen war, um die Bücher zu kaufen, und wie sie sich drinnen in ihrer resoluten, männlich bestimmten Art umgeblickt hatte. «Ich möchte gern ein paar wertvolle Bücher über Kunst für eine junge Dame, die selbst künstlerisch tätig ist», hatte sie wahrscheinlich gesagt, und der Verkäufer hatte das mit einem verbindlichen «Sehr wohl, gnädige Frau, wollen Sie sich bitte hierher bemühen» beantwortet.
    Es war wirklich nett von Beatrice. Ich fand es irgendwie rührend, daß sie nach London gefahren war und mir diese Bücher gekauft hatte, weil sie wußte, daß ich mich für Malerei interessierte und selbst etwas zeichnete. Sie hatte sich vermutlich schon ausgemalt, wie ich mich an einem Regentag in die Bücher vertiefen und die Reproduktionen andächtig betrachten und vielleicht Skizzenblock und Farbkasten holen würde, um eines der Bilder zu kopieren.
    Die gute Beatrice! Ich hatte plötzlich das törichte Bedürfnis, ein bißchen zu weinen. Ich hob die Bücher auf und sah mich im Zimmer um, wo ich sie wohl am besten hinstellen könnte.
    Sie paßten mit ihrer Größe so gar nicht in dieses zierliche, elegante Zimmer hinein, aber schließlich war es ja jetzt mein Zimmer. Ich stellte sie nebeneinander oben auf den Schreibtisch. Sie schwankten etwas, weil sie keine feste Stütze hatten. Rasch trat ich einen Schritt zu-rück, um die Wirkung besser abschätzen zu können. Vielleicht hatte ich mich etwas zu lebhaft bewegt und sie dadurch ins Wanken gebracht. Jedenfalls fiel der erste Band um, und die anderen Bände polterten hinterher und stießen dabei einen kleinen Porzellanamor an, der bisher außer den Leuchtern der einzige Schmuck des Schreibtisches gewesen war.
    Das Figürchen fiel hinunter, prallte gegen den Papierkorb und zerbrach in tausend Scherben.
    Wie ein schuldbewußtes Kind blickte ich sofort zur Tür, dann kniete ich nieder und sammelte die Scherben ein. Ich fand einen größeren Umschlag, tat die Scherben hinein und versteckte den Umschlag hinten in einer der Schubladen.
    Daraufhin trug ich die Bücher in die Bibliothek, wo ich sie zwischen die anderen stellte.
    Maxim lachte, als ich sie ihm voller Stolz zeigte.
    «Die gute alte Bee», sagte er. «Du hast offenbar eine Eroberung gemacht; sie rührt sonst kein Buch an, wenn sie es irgendwie vermeiden kann.»
    «Sagte sie etwas davon, was sie – was für einen Eindruck sie von mir hat?» fragte ich ihn.
    «Als sie neulich zum Essen hier war? Nein, ich glaube nicht.»
    «Ich dachte, sie hätte dir vielleicht geschrieben.»
    «Beatrice und ich korrespondieren nur miteinander, wenn wir uns durch irgendein wichtiges Familienereignis dazu veranlaßt sehen. Briefeschreiben wäre zwischen uns wirklich eine Zeitverschwendung», erklärte Maxim.
    Offenbar war ich also kein wichtiges Familienereignis, dachte ich. Aber wenn ich an Beatrices Stelle gewesen wäre, grübelte ich weiter, und einen Bruder hätte, und der Bruder hätte gerade geheiratet, dann würde ich doch bestimmt irgend etwas gesagt, mein Urteil über die Schwägerin zum Ausdruck gebracht und ein oder zwei Worte darüber geschrieben haben.
    Ausgenommen natürlich, ich hätte eine Abneigung gegen die Schwägerin oder die Heirat unpassend gefunden. Das wäre natürlich etwas anderes gewesen. Aber Beatrice hatte sich sogar die Mühe gemacht, nach London zu fahren, um mir die Bücher zu kaufen. Das hätte sie sicherlich nicht getan, wenn sie mich nicht gern gehabt hätte.
    Es war am nächsten Tag – ich erinnere mich noch gut –, als Frith, der uns nach dem Mittagessen den Mokka in die Bibliothek gebracht hatte, einen Augenblick unschlüssig stehen blieb und dann schließlich Maxim anredete: «Darf ich Sie eine Minute stören, Sir?»
    Maxim sah von seiner Zeitung hoch. «Ja, Frith, worum handelt es sich denn?» fragte er überrascht. Frith sah ungewöhnlich ernst und feierlich aus, und um seine Lippen lag ein gespannter Zug. Ich dachte sofort, seine Frau wäre gestorben.
    «Es handelt sich um Robert, Sir. Er hat mit Mrs. Danvers eine leichte Auseinandersetzung gehabt und sich sehr aufgeregt.»
    «Mein Gott», sagte Maxim und schnitt mir ein Gesicht.
    Ich bückte mich, um Jasper zu streicheln, ein unfehlbares Hilfsmittel, um meine Verlegenheit zu verbergen.
    «Ja, Sir. Mrs. Danvers hat Robert offensichtlich beschuldigt, eine wertvolle Nippesfigur aus dem Morgenzimmer entwendet zu haben. Es gehört zu Roberts Pflichten, die Vasen mit den

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