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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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frischen Blumen ins Morgenzimmer zu stellen. Mrs. Danvers ging heute morgen hinein, nachdem Robert die Blumen verteilt hatte, und entdeckte, daß eine Nippesfigur fehlte. Sie beschuldigte Robert, daß er entweder die Figur an sich genommen oder sie zerbrochen und ihr das verheimlicht habe. Robert leugnete beides auf das entschiedenste ab und kam beinahe in Tränen aufgelöst zu mir, Sir. Es wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, daß er beim Servieren ganz verstört gewesen ist.»
    «Ja, allerdings, es fiel mir auf, daß er mir die Koteletts schon reichte, bevor er mir einen Teller gegeben hatte», murmelte Maxim. «Ich hatte keine Ahnung, daß Robert so zart besaitet ist. Na, wahrscheinlich ist jemand anders der Schuldige. Vielleicht eines von den Hausmädchen.»
    «Nein, Sir, Mrs. Danvers ging in das Zimmer, bevor das Mädchen dort saubergemacht hat.
    Nach der gnädigen Frau gestern hat niemand das Zimmer betreten, bevor Robert heute früh die Blumen hineinstellte. Das bringt Robert und mich in eine sehr unangenehme Situation, Sir.»
    «Ja, das verstehe ich. Es ist wohl am besten, Sie holen Mrs. Danvers, dann werden wir der Sache schon auf den Grund kommen. Was für eine Figur war es denn eigentlich?»
    «Der Porzellanamor, Sir, der immer auf dem Schreibtisch stand.»
    «Oh! Mein Gott, ist das nicht eine von unseren Kostbarkeiten? Der muß dann eben wieder gefunden werden. Sagen Sie Mrs. Danvers, sie möchte sofort zu mir kommen.»
    «Sehr wohl, Sir.» Frith verließ das Zimmer, und wir waren wieder allein.
    «Was für eine unerquickliche Angelegenheit», sagte Maxim, «dieser Amor ist ein verdammt wertvolles Stück. Und mir sind solche Auseinandersetzungen zwischen den Dienstboten so zuwider! Ich frage mich bloß, warum sie mich damit behelligen. Das ist eigentlich deine Angelegenheit, Liebling.»
    Ich sah mit feuerrotem Gesicht von Jasper auf. «Maxim», sagte ich, «ich wollte es dir schon eher sagen, aber ich – ich hatte es ganz vergessen. Ich habe nämlich den Amor zerbrochen, als ich gestern vormittag im Morgenzimmer war.»
    «Du hast ihn zerbrochen? Ja, zum Teufel, warum hast du das nicht eben gesagt?»
    «Ich weiß nicht, ich brachte es einfach nicht fertig. Er mußte mich ja für eine richtige Idiotin halten.»
    «Das wird er jetzt erst recht tun, du Dummchen. Jedenfalls wirst du es ihm und Mrs. Danvers doch mitteilen müssen.»
    «Oh, bitte nein, Maxim! Sag du es ihnen. Laß mich solange nach oben in mein Zimmer gehen.»
    «Sei doch nicht albern. Die glauben sonst noch, daß du Angst vor ihnen hast.»
    «Ich habe auch Angst vor ihnen, das heißt, nicht Angst, aber …»
    Die Tür ging auf, und Frith kehrte mit Mrs. Danvers zu-rück. Ich warf Maxim einen beschwörenden Blick zu. Er zuckte halb belustigt, halb verärgert die Achseln.
    «Der Fall hat sich schon aufgeklärt, Mrs. Danvers. Mrs. de Winter hat den Amor offenbar umgestoßen und vergaß nur, etwas davon zu sagen», erklärte Maxim.
    Alle sahen mich an. Es war genau, wie wenn man als Kind etwas verbrochen hatte, und ich fühlte, wie meine Wangen noch immer vor Verlegenheit brannten. «Es tut mir sehr leid», sagte ich zu Mrs. Danvers. «Ich habe natürlich nicht daran gedacht, daß Robert verdächtigt werden könnte.»
    «Ist es möglich, das Porzellan noch zu kitten, Madam?» entgegnete Mrs. Danvers. Es schien sie durchaus nicht zu überraschen, daß ich die Sünderin war. Sie sah mich mit ihren dunklen Augen in dem bleichen Totenschädel unverwandt an. Ich hatte das Gefühl, daß sie von Anfang an wußte, wer es war, und daß sie Robert nur beschuldigt hatte, um zu sehen, ob ich den Mut aufbringen würde, meine Ungeschicklichkeit einzugestehen.
    «Ich fürchte, nein», sagte ich. «Es ist in viel zu kleine Scherben zerbrochen.»
    «Wo hast du denn die Scherben hingetan?» fragte Maxim.
    Ich kam mir wie ein Sträfling vor, der einem Kreuzverhör unterzogen wird. Wie erbärmlich und kleinlich meine Vergehen jetzt erschienen; selbst ich empfand das so. «Ich habe sie in einen Briefumschlag getan», erwiderte ich.
    «Und was hast du mit dem Umschlag angefangen?» fragte Maxim weiter, in einem Ton, der teils amüsiert, teils ungeduldig klang, und zündete sich eine Zigarette an.
    «Ich habe ihn in eine der Schreibtischschubladen gelegt», sagte ich.
    «Es sieht fast so aus, als ob Mrs. de Winter glauben würde, daß Sie sie auf der Stelle verhaftet hätten, nicht wahr, Mrs. Danvers?» sagte Maxim. «Vielleicht sehen Sie sich das Malheur einmal an

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