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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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und schicken die Scherben nach London. Und wenn der Schaden nicht mehr behoben werden kann, werden wir es ja schließlich auch überleben. Ja, gehen Sie nur Frith, und sagen Sie Robert, daß er seine Tränen wieder trocknen kann.»
    Mrs. Danvers blieb noch, nachdem Frith das Zimmer verlassen hatte. «Ich werde mich natürlich bei Robert entschuldigen», sagte sie. «Aber es hat eben alles gegen ihn gesprochen, und es kam mir natürlich gar nicht der Gedanke, daß Mrs. de Winter dieses Mißgeschick passiert sein könnte. Vielleicht würden Mrs. de Winter, wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, so freundlich sein, es mich gleich wissen zu lassen, damit ich mich darum kümmern kann. Es würde uns allen so viel Unannehmlichkeiten ersparen.»
    «Selbstverständlich», sagte Maxim ungeduldig. «Ich begreife auch nicht, warum sie es nicht bereits gestern gesagt hat.»
    «Vielleicht waren Mrs. de Winter sich nicht darüber klar, wie wertvoll das Stück gewesen ist?» sagte Mrs. Danvers, während sie ihren Blick auf mich richtete.
    «Doch», sagte ich kläglich, «ich befürchtete schon, daß es ein sehr kostbares Stück war, deshalb habe ich ja auch alle Scherben sorgfältig aufgehoben.»
    «Und sie dann irgendwo hinten in einer Schublade versteckt, wo sie bestimmt niemand finden kann, wie?» sagte Maxim lachend und zuckte wieder mit den Achseln.
    «Pflegen das die Stubenmädchen nicht so zu tun, Mrs. Danvers?»
    «Auf Manderley ist es den Stubenmädchen streng untersagt, die Wertstücke im
    Morgenzimmer anzurühren, Sir», entgegnete Mrs. Danvers.
    «Ja, ich kann mir denken, daß Sie das nicht zulassen würden», meinte Maxim.
    «Es ist sehr bedauerlich», fuhr Mrs. Danvers fort. «Ich kann mich nicht erinnern, daß bisher etwas im Morgenzimmer entzweigegangen ist. Wir haben uns dort immer besonders vorgesehen. Im vergangenen Jahr habe ich die Sachen sogar selbst abgestaubt, weil niemand da war, auf den ich mich verlassen konnte. Als Mrs. de Winter noch lebte, haben wir es immer zusammen getan.»
    «Na ja», sagte Maxim, «es ist nun nicht mehr zu ändern. Es ist gut, Mrs. Danvers.»
    Sie ging aus dem Zimmer, und ich setzte mich ans Fenster und sah in den Garten hinaus.
    Maxim nahm seine Zeitung wieder auf.
    «Es tut mir schrecklich leid, Liebster», sagte ich nach einer kleinen Weile. «Es war sehr unachtsam von mir. Ich weiß gar nicht, wie es eigentlich kam; ich war gerade dabei, die Bücher auf den Schreibtisch zu stellen, um auszuprobieren, ob sie dort fest genug stehen würden, und dann fielen sie um, und der Amor fiel auf den Boden.»
    «Mein liebes Kind, denk nicht mehr daran. Was macht das schon?»
    «Doch, es macht etwas, ich hätte eben vorsichtiger sein müssen. Mrs. Danvers wird sehr wütend auf mich sein.»
    «Was hat sie denn wütend zu sein? Es ist schließlich nicht ihr Porzellan.»
    «Nein, aber sie ist so stolz auf all die Sachen. Es ist mir gräßlich, daß ich der erste Mensch bin, der etwas davon zerbrochen hat.»
    «Besser du als der unglückliche Robert.»
    «Ich wünschte, Robert wäre es gewesen; Mrs. Danvers wird mir das nie verzeihen.»
    «Zum Teufel mit Mrs. Danvers», rief Maxim aus. «Sie ist doch schließlich nicht der liebe Gott. Ich kann dich wirklich nicht begreifen. Was meinst du eigentlich damit, wenn du sagst, daß du Angst vor ihr hast?»
    «Angst meinte ich im Grunde nicht. Ich sehe sie ja kaum. Nein, das ist es nicht. Ich kann es dir nicht genau erklären.»
    «Dein Benehmen ist mir wirklich unverständlich», sagte Maxim. «Warum hast du denn Mrs.
    Danvers nicht kommen lassen, nachdem das Malheur passiert war, und ihr einfach gesagt:
    ‹Hier, Mrs. Danvers, sehen Sie zu, ob das Porzellan noch zu kitten ist.› Das würde sie ja wohl begriffen haben. Statt dessen tust du die Scherben in einen Briefumschlag und versteckst ihn in der Schublade. Genau wie ein Stubenmädchen, wie ich eben sagte, und nicht wie die Herrin des Hauses.»
    «In dieser Hinsicht bin ich auch wie ein Stubenmädchen», sagte ich langsam. «Das weiß ich selbst. Deshalb verstehe ich mich auch so gut mit Clarice. Wir stehen eben auf demselben Niveau, und deshalb hängt sie so an mir. Neulich habe ich ihre Mutter besucht, und weißt du, was sie sagte? Ich fragte sie, ob sie glaube, daß Clarice sich wohl bei uns fühle, und sie antwortete: ‹Oh, ja, Mrs. de Winter, Clarice ist sehr glücklich über diese Stellung. Sie sagte zu mir, es ist gar nicht wie bei einer vornehmen Dame, Mutter, es ist beinahe so wie

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