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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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habe ich denn Schlimmes getan? Was hast du denn nur?»
    «Wer hat dir etwas davon erzählt?» sagte er langsam.
    «Niemand. Bestimmt nicht. Kein Mensch.»
    «Warum hast du das dann gesagt?»
    «Ich weiß es doch nicht. Es kam mir so in den Kopf. Ich fühlte mich gekränkt und war wütend. Ich hasse es, diese Besuche machen zu müssen, ich kann es nicht ändern. Und du hast mich gescholten, weil ich so schüchtern bin. Ich meinte es gar nicht so. Wirklich nicht.
    Maxim. Bitte, glaub mir doch.»
    «Es war nicht gerade nett von dir, das zu sagen», meinte er.
    «Nein», sagte ich. «Nein, es war sehr häßlich von mir.»
    Er sah mich ernst und forschend an, die Hände in den Taschen, während er auf den Absätzen vor-und zurück-wippte. «Ich weiß nicht, ob es nicht sehr egoistisch von mir war, dich zu heiraten», sagte er nachdenklich.
    Mir wurde ganz kalt, fast übel. «Wie meinst du das?» fragte ich.
    «Ich passe nicht gut zu dir als Lebensgefährte, stimmt es nicht?» sagte er. «Der Altersunterschied ist zu groß zwischen uns. Du hättest noch etwas warten und dann einen jungen Mann in deinem eigenen Alter heiraten sollen. Nicht einen Menschen, der schon sein halbes Leben hinter sich hat.»
    «Das ist Unsinn», sagte ich rasch. «Du weißt genau, daß der Altersunterschied bei einer Ehe gar keine Rolle spielt. Natürlich paßt du zu mir.»
    «Tue ich das? Ich weiß nicht recht», sagte er.
    Ich stand auf und legte meine Arme um seinen Hals. «Warum sprichst du so zu mir?» sagte ich. «Du weißt doch, daß ich dich mehr liebe als irgend etwas in der Welt. Für mich hat es niemals einen anderen Menschen gegeben. Du bist mir Vater, Bruder, Sohn, alles zugleich.»
    «Es war meine Schuld», sagte er, ohne mir zuzuhören. «Ich habe dich einfach überrumpelt und dir gar keine Zeit gelassen, es dir zu überlegen.»
    «Ich wollte es mir gar nicht überlegen», sagte ich. «Für mich gab es gar nichts anderes. Du willst mich nicht verstehen, Maxim. Wenn man einen Menschen liebt …»
    «Bist du glücklich hier?» fragte er, während er sich von mir abwandte und zum Fenster hinaussah. «Ich zweifle oft daran. Du bist so viel dünner geworden und hast gar keine Farbe mehr.»
    «Natürlich bin ich glücklich», erwiderte ich. «Ich liebe Manderley und den Park, alles liebe ich hier. Es macht mir auch gar nichts aus, diese Besuche machen zu müssen. Ich habe das nur so gesagt, weil ich eben dumm bin. Wenn du willst, werde ich jeden Tag Besuche machen. Es ist mir ganz gleich, was ich tue. Ich habe es noch nicht einen einzigen Augenblick bereut, dich geheiratet zu haben, das mußt du doch eigentlich wissen.»
    Er tätschelte mir die Wange – auf diese schreckliche, geistesabwesende Weise –, beugte sich zu mir nieder und küßte mich auf das Haar. «Mein armes Schäfchen, du hast nicht viel Freude an mir, nicht wahr? Ich fürchte, es ist nicht sehr einfach, mit mir zusammenzuleben.»
    «Es ist gar nicht schwierig», sagte ich eifrig. «Im Gegenteil, es ist sehr, sehr leicht, viel leichter, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte immer gedacht, daß es gräßlich wäre, verheiratet zu sein; daß ein Ehemann sich betrinkt oder häßliche Worte benutzt oder schimpft, wenn der Toast beim Frühstück zu weich ist, und sich überhaupt sehr abstoßend benimmt und womöglich noch schlecht riecht. Und das tust du alles gar nicht.»
    «Du lieber Gott, das hoffe ich aber auch», sagte Maxim und lächelte wieder.
    Ich machte mir dieses Lächeln zunutze, lächelte auch, faßte nach seiner Hand und küßte sie.
    «Wie unsinnig, zu behaupten, daß wir keine guten Kameraden wären», sagte ich. «Und dabei sitzen wir jeden Abend so friedlich zusammen, du mit einem Buch oder deiner Zeitung und ich mit meinem Strickzeug. Natürlich passen wir zusammen. Natürlich sind wir glücklich. Du redest, als hätten wir einen Fehler begangen. Das wolltest du doch nicht sagen, oder, Maxim?
    Du zweifelst doch nicht daran, daß wir eine glückliche Ehe führen? Du bist doch davon überzeugt, daß unsere Ehe glücklich ist, ja?»
    «Wenn du das sagst, dann wird es wohl stimmen», sagte er.
    «Ja, aber du glaubst es doch auch, ja, Liebster? Nicht nur ich allein. Wir sind doch glücklich, nicht wahr? Sehr, sehr glücklich?»
    Er schwieg. Er sah noch immer zum Fenster hinaus, und ich hielt noch immer seine Hand.
    Meine Kehle fühlte sich ganz trocken und geschwollen an, und meine Augen brannten. Oh, Gott! dachte ich, das ist wie eine Szene aus einem

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