Rebeccas Traum
er.
Sie blickte ihn über die Schulter an. »Ich habe mich noch nicht entschieden. Aber jetzt will ich erst einmal schwimmen.« Mit einem Hechtsprung war sie unter der Wasseroberfläche verschwunden.
Stephanos blieb beinahe das Herz stehen, als er sie nicht mehr sah. Er hatte gerade seine Schuhe ausgezogen, um ihr nachzuspringen, als sie wieder auftauchte.
Sie lachte, und das silberne Mondlicht ließ ihr Haar schimmern. Das Wasser lief ihr in Bächen über die Wangen, und die Tropfen glitzerten wie Diamanten auf ihrer Haut. Sie bot einen hinreißenden Anblick.
»Es ist herrlich! Kühl und sanft und wundervoll …«
Kopfschüttelnd ging Stephanos tief genug ins Wasser, damit sie seine Hand ergreifen konnte. Sie ist vielleicht ein wenig verrückt, aber gerade das gefällt mir an ihr, dachte er. »Sind Sie immer so impulsiv?«
»Ich versuche es. Sie nicht?« Sie fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar. »Oder schicken Sie fremden Frauen immer Champagner an den Tisch?«
»Wie ich auch antworte, es wird mich in Schwierigkeiten bringen«, lachte er. »Hier.« Stephanos legte ihr sein Jackett
um die Schultern. »Sie sind bezaubernd, Rebecca«, sagte er weich.
Er rückte ihr das Jackett am Hals zurecht, und sie sah ihn an. »Ich bin nass«, erwiderte sie dann.
»Und schön«, sagte er leise. Sanft zog er sie an sich. »Und faszinierend.«
Darüber musste Rebecca lachen. »Das glaube ich zwar nicht, aber trotzdem vielen Dank.« Seine Augen hatten einen besonderen Ausdruck angenommen, der sie erregte. Ihre Haut begann zu prickeln, als sein Blick an ihren vom Meerwasser feuchten Lippen hängen blieb. Sie standen dicht beieinander, so dicht, dass ihre Körper sich berührten. Rebecca begann zu zittern, und sie wusste, es hatte nichts mit ihrer nassen Kleidung und dem leichten Wind zu tun …
»Ich glaube, ich muss mich umziehen.«
Ihre offensichtliche Unbefangenheit, beinahe Naivität, fesselte Stephanos. Er fühlte, dass er sich mit dem heutigen Abend nicht zufrieden geben würde. Er wollte mehr … Er wollte diese Frau besser kennen lernen.
»Wir sehen uns wieder.«
»Ja.« Rebeccas Herz schlug heftig. »Die Insel ist ja nicht sehr groß.«
Er lächelte und ließ ihre Hand los. Rebecca empfand Erleichterung und Bedauern zugleich. »Morgen. Ich habe morgen früh zuerst etwas Geschäftliches zu erledigen. Um elf Uhr bin ich sicher fertig damit. Falls es Ihnen recht ist, werde ich Ihnen dann Korfu zeigen.«
»Einverstanden. Wir können uns in der Hotelhalle treffen.« Es fiel Rebecca schwer, zurückzutreten, aber sie tat es. »Gute Nacht, Stephanos.«
Dann vergaß sie, sich wie eine Frau von Welt zu benehmen, und rannte zum Hotel zurück.
Stephanos sah ihr nach. Sie verwirrte ihn, weil er sie nicht verstand – und er wollte sie haben. Er kannte diese Gefühle natürlich. Rebecca war jedoch die Erste, die sie so rasch und so heftig in ihm geweckt hatte.
Aus einem plötzlichen Einfall heraus hatte er ihr den Champagner geschickt, und nun war sie für ihn zu einem Geheimnis geworden, das er lösen wollte – und musste. Er lachte leise vor sich hin, dann bückte er sich und hob die Schuhe auf, die sie vergessen hatte.
Seit vielen Monaten hatte er sich nicht mehr so lebendig gefühlt.
Stephanos gehörte nicht zu den Männern, die ihre Pläne über den Haufen warfen, nur um den Tag mit einer Frau zu verbringen.
Vor allem nicht mit Frauen, die er kaum kannte. Er war zwar ein wohlhabender, aber auch ein viel beschäftigter Mann. Er war es gewöhnt, hart zu arbeiten, und es machte ihm Spaß, Verantwortung zu übernehmen.
Sein Zeitplan für Korfu sah keine freie Zeit vor. Normalerweise hielt er Geschäftliches und Vergnügen strikt getrennt. Und doch war er plötzlich damit beschäftigt, Termine zu verschieben, nur um auch noch den Nachmittag für Rebecca frei zu haben.
Aber er hatte eine Ausrede für sich bereit. Jeder Mann würde eine Frau besser kennen lernen wollen, die bei einer Flasche Champagner mit ihm geflirtet und sich bei einem Strandspaziergang in voller Kleidung ins Wasser geworfen hatte.
»Ich habe das Treffen mit Theoharis auf heute Abend um halb sechs verlegt.« Stephanos’ Sekretärin schrieb rasch ein paar Notizen auf ihren Block. »Er wird hier ins Hotel in die Suite kommen. Ich habe bereits ein paar Kleinigkeiten zu essen und eine Flasche Ouzo bestellt.«
»Sie sind wie immer ausgesprochen tüchtig, Eleni.«
Sie lächelte und strich sich eine vorwitzige Locke wieder hinter das Ohr.
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