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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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dass ich hier bleiben darf«, sagte Sanna. »Ich hoffe, sie verlegen mich nicht in den richtigen Knast in Luleå. Wegen der Mädchen, meine ich. Ich muss sie doch sehen dürfen. Es gibt möblierte Arrestzellen, aber die sind im Moment alle belegt, und deshalb haben sie mich bis auf Weiteres in die Ausnüchterungszelle gesteckt. Aber das ist durchaus praktisch. Wenn da jemand kotzt oder so, dann wird die Zelle einfach mit dem Schlauch ausgespritzt. Eigentlich sollte man das zu Hause auch so machen. Raus mit dem Schlauch und Wasser marsch, und schon ist der Hausputz erledigt. Anna-Maria Mella, du weißt schon, die Kleine, die schwanger ist, hat gesagt, dass heute eine normale Zelle frei wird. Und hier ist es doch ziemlich hell. Vom Fenster auf dem Gang kann man das Bergwerk und den Kebnekaise sehen, ist dir das aufgefallen?«
    »Sicher«, sagte Rebecka. »Schick einen Makler her, und bald kann eine Familie mit drei Kindern hier einziehen und die Aussicht genießen.«
    Der Beamte reichte Rebecka die Einkaufstüten mit einem zustimmenden Nicken und entfernte sich. Rebecka gab sie an Sanna weiter, und die machte sich darüber her wie ein Kind am Heiligen Abend.
    »Ach, was für schöne Sachen«, lachte Sanna, und ihre Wangen färbten sich rosig vor Begeisterung. »Dieser Pullover! Schau doch nur! Wie schade, dass es keinen Spiegel gibt!«
    Sie hielt sich einen roten, ausgeschnittenen und mit Glitzerfäden durchwirkten Pullover vor die Brust und drehte sich zu Rebecka um.
    »Den hat Sara ausgesucht«, sagte Rebecka.
    Sanna tauchte wieder in ihren Tüten unter.
    »Und Unterwäsche und Seife und Shampoo und alles«, sagte sie. »Ich kann dir das Geld aber erst später zurückgeben.«
    »Nein, nein, das ist ein Geschenk«, wehrte Rebecka ab. »Es hat wirklich nicht viel gekostet. Wir haben bei Lindex eingekauft.«
    »Und du hast Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen. Und Süßigkeiten gekauft.«
    »Ich habe auch eine Bibel gekauft«, sagte Rebecka und zeigte auf eine kleine Tüte. »Das ist die neue Übersetzung. Ich weiß, dass dir die von 1917 am liebsten ist, aber die kannst du doch sicher auswendig. Ich dachte, es könnte dich interessieren, beide zu vergleichen.«
    Sanna hob das rote Buch auf und drehte es einige Male um, ehe sie es aufschlug und in den dünnen Seiten blätterte.
    »Danke«, sagte sie. »Als diese neue Übersetzung der Bibelkommission herauskam, fand ich ja, dass die Sprache alle Schönheit verloren hatte, aber es wird bestimmt interessant sein, das hier zu lesen. Obwohl es ein seltsames Gefühl ist, eine ganz neue Bibel vor sich zu haben. Ich bin doch an meine eigene gewöhnt, mit allen Unterstreichungen und Anmerkungen. Aber es bringt bestimmt etwas, neue Formulierungen und Seiten ohne Randbemerkungen zu lesen. Ich glaube, dann geht man unvoreingenommener an die Sache heran.«
    Meine alte Bibel, dachte Rebecka. Die liegt sicher in einem Karton auf Omas Dachboden. Denn weggeworfen hab ich sie ja wohl nicht, oder? Sie ist wie ein altes Tagebuch. Mit allen Bildern und Zeitungsausschnitten, die ich reingelegt habe. Und die vielen peinlichen Stellen, die ich rot unterstrichen habe, verraten ja auch ganz schön viel. ›Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.‹ – ›In der Zeit meiner Not suche ich den Herrn, meine Hand ist des Nachts ausgestreckt und lässt nicht ab; denn meine Seele will sich nicht trösten lassen.‹
    »Ist mit den Mädchen heute alles gut gegangen?«, fragte Sanna.
    »Am Ende, ja«, antwortete Rebecka kurz. »Ich hab sie immerhin in die Schule und in den Kindergarten schaffen können.«
    Sanna biss sich in die Unterlippe und öffnete die Bibel.
    »Was ist los?«, fragte Rebecka.
    »Ich muss an meine Eltern denken. Die holen sie da vielleicht weg.«
    »Was ist zwischen dir und deinen Eltern passiert?«
    »Nichts Neues. Nur habe ich es einfach satt, ihr Eigentum zu sein. Du weißt doch noch, wie sie sich aufgeführt haben, als Sara klein war.«
     
    Rebecka rennt die Treppen zu der Wohnung hoch, die sie mit Sanna teilt. Sie ist spät dran. Sie hätten schon vor zwanzig Minuten auf einem Kinderfest sein müssen. Und die Fahrt dorthin dauert mindestens zwanzig Minuten. Vermutlich noch länger, jetzt, wo es geschneit hat. Vielleicht sind Sanna und Sara ohne sie gefahren.
    Ja, hoffentlich, denkt sie, denn sie sieht Sannas Winterstiefel nicht vor der Tür stehen. Wenn sie schon weg sind, brauch ich kein schlechtes Gewissen zu haben.
    Aber da stehen

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