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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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könnten Sie die Beziehung der beiden beschreiben?«
    »Sie waren Bruder und Schwester.«
    »Aber deshalb ist es noch nicht selbstverständlich, dass sie eine gute Beziehung hatten«, beharrte Anna-Maria.
    Der Vater holte Luft.
    »Sie waren die besten Freunde. Aber Sanna ist ein verletzlicher Mensch. Sensibel. Meine Frau, ich und mein Sohn mussten uns immer wieder um sie und die Mädchen kümmern.«
    Die machen ja ein großes Getue um ihre Verletzlichkeit, dachte Anna-Maria.
    »Wie ist das zu verstehen, dass sie sensibel ist?«, fragte sie und sah, dass Kristina sich ein wenig wand.
    »Es fällt uns nicht so leicht, darüber zu sprechen«, sagte Olof. »Aber als Erwachsene ist sie nicht immer so gut zurechtgekommen. Es fällt ihr schwer, den Mädchen einen festen Rahmen zu geben. Und bisweilen macht es ihr Probleme, sich um sich selbst und um die Kinder zu kümmern, nicht wahr, Kristina?«
    »Ja«, stimmte seine Frau ihm gehorsam zu.
    »Manchmal bleibt sie eine Woche lang in einem dunklen Zimmer liegen«, sagte jetzt Olof Strandgård. »Ist total unansprechbar. Und dann kümmern wir uns um die Kinder, und Viktor hat Sanna wie ein Kind mit dem Löffel gefüttert.«
    Er legte eine Pause ein und musterte Anna-Maria mit strengem Blick.
    »Ohne die Hilfe ihrer Familie hätte sie die Mädchen nicht behalten können«, sagte er.
    Alles klar, dachte Anna-Maria. Du willst uns offenbar einprägen, wie gebrechlich und schwach sie ist. Wieso eigentlich? Eine anständige Familie will solche Dinge doch normalerweise unter den Teppich kehren.
    »Haben die Mädchen keinen Vater?«, fragte sie.
    Olof Strandgård seufzte.
    »Sicher«, sagte er. »Aber sie war erst siebzehn, als Sara geboren wurde. Und ich …«
    Er schüttelte bei dieser Erinnerung den Kopf.
    »Ich habe darauf bestanden, dass sie heirateten. Sie brauchten eine königliche Lizenz dafür, wie man das nennt. Aber das Versprechen, das er vor Gott abgelegt hatte, hinderte den jungen Mann nicht daran, Frau und Kind zu verlassen, als Sara erst ein Jahr alt war. Lovas Vater war eine zufällige Schwäche.«
    »Wie heißen diese Männer? Wir möchten gern Kontakt zu ihnen aufnehmen«, sagte Sven-Erik.
    »Ja, sicher. Ronny Björnström, Saras Vater, wohnt in Narvik. Das glauben wir wenigstens. Er hat keinen Kontakt zu seiner Tochter. Sammy Andersson, Lovas Vater, ist vor zwei Jahren bei einem tragischen Schneemobilunfall ums Leben gekommen. Er fuhr im Spätwinter über einen See, und das Eis trug nicht mehr. Grauenhafte Geschichte.«
    Nein, wenn ich nicht in den guten Sessel pinkeln will …, dachte Anna-Maria und erhob sich mühsam.
    »Verzeihung, aber wo ist …«, begann sie.
    »In der Diele links«, sagte Olof Strandgård und stand auf, als sie das Zimmer verließ.
    Die Toilette war ebenso gepflegt wie das übrige Haus. Es roch nach synthetischem Blütenduft. Vermutlich stammte der aus einer der Spraydosen auf dem Toilettenschrank. In der Toilette hing ein kleiner Behälter mit etwas Blauem, das beim Spülen zusammen mit dem Wasser nach unten floss.
    Sauber, sauber, sauber, dachte Anna-Maria, als sie durch die Diele zurück zum Wohnzimmer ging.
    »Wir machen uns große Sorgen darüber, dass unsere Kinder bei Rebecka Martinsson sind«, sagte Olof Strandgård, als sie sich wieder setzte. »Sie stehen doch sicher unter Schock und sind außer sich vor Angst. Sie brauchen jetzt Ruhe und Geborgenheit.«
    »Daran kann die Polizei nichts ändern«, sagte Anna-Maria.
    »Ihre Tochter hat das Sorgerecht für die Kinder, und sie hat sie Rebecka Martinsson anvertraut, und da …«
    »Aber wenn ich doch sage, dass Sanna nicht zurechnungsfähig ist. Ohne mich und meine Frau hätte sie das Sorgerecht schon längst nicht mehr.«
    »Aber das fällt trotzdem nicht in die Zuständigkeit der Polizei«, sagte Anna-Maria gelassen. »Das Jugendamt und die Bezirksbehörden haben zu entscheiden, ob ungeeigneten Eltern das Sorgerecht entzogen wird.«
    Plötzlich verschwand alles Sanfte aus Olof Strandgårds Stimme.
    »Von der Polizei können wir also keinerlei Hilfe erwarten«, sagte er schroff. »Wenn es sein muss, werde ich mich natürlich an das Jugendamt wenden.«
    »Begreifen Sie denn nicht?«, rief Kristina Strandgård plötzlich.
    »Rebecka hat schon einmal versucht, unsere Familie auseinanderzubringen. Sie wird alles tun, um die Mädchen gegen uns aufzubringen. Genau, wie sie es damals bei Sanna gemacht hat.«
    Das Letzte war an ihren Mann gerichtet. Olof Strandgård saß mit angezogenen Knien

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