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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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hat er keine. Es braucht kein Nachahmer zu sein. Es kann auch jemand sein, der durch Zufall in Wut geraten ist. Wenn wir das Pech haben, dass noch ein Mord geschieht, reden wir weiter.«
    Sven-Erik wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er an einem Autofahrer vorbeikam, der seinen Hund ausführte, indem er die Leine aus dem geöffneten Wagenfenster hängen und den Hund nebenherlaufen ließ. Es war eine Jämthundmischung. Der Hund rannte mit hängender Zunge neben dem Auto her.
    »Verdammter Tierquäler«, murmelte Sven-Erik und schaute in den Rückspiegel.
    Vermutlich ein Elchjäger, der den Hund für die Jagd in Form bringen wollte. Sven-Erik spielte einen Moment mit dem Gedanken, zu wenden und mit dem Hundebesitzer zu sprechen. Solche Leute dürften eigentlich gar keine Tiere haben. Für den Rest des Jahres war der Hund vermutlich im Zwinger eingesperrt.
    Aber er wendete nicht. Erst kürzlich hatte er mit einem Mann gesprochen, der das Besuchsverbot bei seiner Exfrau gebrochen und sich geweigert hatte, zum Verhör auf der Wache zu erscheinen.
    Man hat den ganzen Tag Ärger, dachte Sven-Erik. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Wo soll man die Grenze ziehen? Und eines schönen Tages macht man an seinem freien Tag Leute zur Schnecke, weil sie Bonbonpapier auf die Straße geworfen haben.
    Aber das Bild des rennenden Hundes und der Gedanke an dessen zerfetzte Laufkissen machten ihm auf der ganzen Fahrt in die Stadt zu schaffen.
    Fünfundzwanzig Minuten später betrat Sven-Erik Stålnacke das Büro des Oberstaatsanwalts Alf Björnfot. Der sechzigjährige Staatsanwalt saß mit einem kleinen Kind auf dem Arm auf der Schreibtischkante. Der Kleine zog glücklich an der Schnur der Leuchtröhre, die über dem Schreibtisch hing.
    »Sieh mal«, rief der Staatsanwalt, als Sven-Erik hereinkam. »Da kommt Onkel Sven-Erik. Das ist Gustav, Anna-Marias Kleiner.«
    Letzteres sagte er zu Sven-Erik und kniff kurzsichtig die Augen zusammen. Gustav hatte ihm die Brille abgenommen und schlug damit gegen die Lampenschnur, die dadurch hin und her schwang.
    In diesem Moment kam Polizeiinspektorin Anna-Maria Mella herein. Sie begrüßte Sven-Erik mit dem Heben der Augenbrauen und dem Anflug eines Lächelns in ihrem Pferdegesicht. Als hätten sie sich wie üblich bei der Frühbesprechung gesehen. In Wirklichkeit war es mehrere Monate her.
    Er war überrascht davon, wie klein sie war. Das war ihm schon früher passiert, wenn sie sich eine Weile nicht gesehen hatten, nach einem Urlaub zum Beispiel. In seiner Vorstellung war sie immer viel größer. Ihr war anzusehen, dass sie dienstfrei hatte. Sie wies eine tiefe Sonnenbräune auf, die erst weit im dunklen Winter verschwinden würde. Die Sommersprossen waren nicht mehr zu sehen, denn sie hatten jetzt dieselbe Farbe wie das übrige Gesicht. Der dicke Zopf war fast weiß. Ganz oben am Haaransatz war eine Reihe zerkratzter Mückenstiche, kleine braune Flecken aus getrocknetem Blut.
    Sie setzten sich. Der Oberstaatsanwalt hinter seinem überladenen Schreibtisch, Anna-Maria und Sven-Erik auf seinem Besuchersofa. Der Oberstaatsanwalt fasste sich kurz. Die Ermittlungen im Mordfall Mildred Nilsson waren ins Stocken geraten. Im Sommer hatten sie fast alle Ressourcen der Polizei in Anspruch nehmen können, jetzt mussten andere Prioritäten gesetzt werden.
    »Das muss so sein«, sagte er bedauernd zu Sven-Erik, der stur aus dem Fenster sah. »Wir können andere Ermittlungen und Voruntersuchungen nicht länger vernachlässigen. Am Ende kriegen wir sonst den Ombudsmann an den Hals.«
    Er legte eine Pause ein und sah zu, wie Gustav seinen Papierkorb leerte und den Inhalt ordentlich auf dem Boden ausbreitete. Eine leere Kautabakdose. Eine Bananenschale. Eine leere Packung Halspastillen. Einige zusammengeknüllte Papiere. Als der Papierkorb leer war, zog Gustav seine Schuhe aus und warf sie hinein. Der Staatsanwalt lachte und redete weiter.
    Er hatte Anna-Maria überreden können, in Teilzeit zurückzukommen, ehe sie dann nach Weihnachten wieder vollen Dienst machen würde. Sven-Erik sollte so lange Gruppenchef bleiben, während Anna-Maria sich der Mordermittlung widmen würde, bis ihr Mutterschaftsurlaub offiziell zu Ende ging.
    Er schob sich die Brille sorgfältig an die Nasenwurzel hoch und ließ seinen Blick über den Tisch schweifen. Am Ende fand er die Unterlagen über Mildred Nilsson und schob sie Anna-Maria und Sven-Erik hin.
    Anna-Maria blätterte ein wenig in der Akte. Sven-Erik schaute ihr über die

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