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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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Boot gefahren. Hat doch am anderen Ufer gewohnt. In Poikkijärvi. Dort am Ufer beim Boot lagen auch ihre Schuhe.«
    »Und dann? Das Blut, meine ich.«
    »Dann gibt es weniger reichliche Absonderungen von den Verletzungen im Gesicht und im Kopf zur Schädelspitze hin.«
    »Na gut«, sagte Anna-Maria. »Der Mörder hat sie über seiner Schulter getragen, so dass ihr Kopf nach unten hing.«
    »Das dürfte die Erklärung sein. Und das ist ja nicht gerade Hausfrauengymnastik.«
    »Ich hätte sie tragen können«, sagte Anna-Maria. »Ich hätte sie auch an die Orgel hängen können. Sie war doch ziemlich klein.«
    Vor allem, wenn ich außer mir vor Wut gewesen wäre, dachte sie.
    Sven-Erik sagte: »Die letzten Blutungen laufen zu den Füßen hinunter.«
    »Als sie aufgehängt worden ist?«
    Sven-Erik nickte.
    »Da war sie also noch nicht tot?«
    »Nicht ganz. Das steht im Protokoll.«
    Anna-Maria überflog die Seiten. Es gab eine kleine Blutung in der Haut unter den Verletzungen am Hals. Laut Gerichtsmediziner Pohjanen war sie demnach noch nicht ganz tot, als sie aufgehängt wurde. Vermutlich aber nicht mehr bei Bewusstsein.
    »Das habe ich schon häufiger gesehen«, sagte der Staatsanwalt. »Das kommt oft vor, wenn du jemanden auf diese Weise totschlägst. Das Opfer zuckt und röchelt. Das ist ziemlich unangenehm. Und um dieses Röcheln zum Verstummen zu bringen…«
    Er unterbrach sich. Dachte an die Misshandlung einer Ehefrau, die mit einem Mord geendet hatte. Den halben Schlafzimmervorhang im Rachen.
    Anna-Maria sah sich die Fotos an. Das zerschlagene Gesicht. Den Mund, der ohne Vorderzähne schwarz klaffte.
    Und die Hände, überlegte sie. Die Kleinfingerkante der Hände? Die Arme?
    »Keine Abwehrverletzungen«, sagte sie.
    Der Staatsanwalt und Sven-Erik schüttelten die Köpfe.
    »Und keine ganzen Fingerabdrücke?«, fragte Anna-Maria.
    »Nein. Wir haben ein Stück Abdruck auf der einen Seite.«
    Jetzt war Gustav dazu übergegangen, an allen erreichbaren Blättern eines großen Gummibaums zu ziehen, der in einem Topf mit Lecakugeln auf dem Boden stand. Als Anna-Maria ihn von dort wegzog, heulte er wütend los.
    »Nein, und ich meine auch nein«, sagte Anna-Maria, als er versuchte, sich aus ihrem Griff zu winden und zum Gummibaum zurückzukehren.
    Der Staatsanwalt wollte etwas sagen, aber Gustav heulte wie eine Sirene. Anna-Maria versuchte, ihn mit ihren Autoschlüsseln und ihrem Handy zu bestechen, aber alles fiel knallend zu Boden. Er hatte mit der Entlaubung des Ficus begonnen und wollte sein Werk vollenden. Anna-Maria klemmte ihn unter den Arm und erhob sich. Die Besprechung war eindeutig zu Ende.
    »Ich werde eine Anzeige in der Rubrik ›Zu verschenken‹ aufgeben«, sagte sie verbissen. »Oder unter ›Tauschen‹: ›Tausche gesunden anderthalbjährigen Jungen gegen Rasenmäher, alle Angebote von Interesse.‹«
    Sven-Erik brachte Anna-Maria zum Auto. Noch immer der ramponierte Ford Escort, wie er sah. Gustav vergaß seinen Kummer, als sie ihn auf den Boden stellte und er selbst laufen durfte. Zuerst sprang er in schwankendem Übermut auf eine Taube zu, die Reste aus einem Papierkorb pickte. Der Vogel hob müde ab, und Gustav richtete seine Aufmerksamkeit auf den Papierkorb. Etwas Rosafarbenes war über den Rand geflossen, es sah aus wie eingetrocknete Kotze vom Samstag. Anna-Maria schnappte sich Gustav in dem Moment, als er den Korb erreichte. Er fing an zu heulen, als sei damit sein Leben beendet. Sie drückte ihn in den Kindersitz und schloss die Tür. Aus dem Auto war sein gedämpftes Geschrei zu hören.
    Sie drehte sich grinsend zu Sven-Erik um.
    »Ich lasse ihn da drin sitzen und gehe zu Fuß nach Hause«, sagte sie.
    »Ist doch klar, dass er protestiert, wenn du ihn so kurz vor der Ziellinie wegholst«, sagte Sven-Erik und nickte zu dem widerlichen Papierkorb hinüber.
    Anna-Maria hob in gespieltem Schaudern die Schultern. Sie schwiegen einige Sekunden.
    »Ja, ja«, sagte Sven-Erik grinsend. »Dann muss man sich also wieder mit dir herumschlagen.«
    »Ja, du Armer.« Sie lächelte. »Jetzt ist Schluss mit lustig.«
    Dann wurde sie ernst.
    »In den Zeitungen wird sie als Emanze beschrieben, die Selbstverteidigungskurse organisiert hat und so. Trotzdem keine Abwehrverletzungen.«
    »Ich weiß«, sagte Sven-Erik.
    Er bewegte seinen Schnurrbart zu einer nachdenklichen Miene.
    »Vielleicht hat sie nicht mit einem Schlag gerechnet«, sagte er. »Vielleicht kannte sie ihn.«
    Anna-Maria nickte langsam. Hinter

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