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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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auf der Wache vorbeigeschaut, aber da hatten die ganzen blöden Hühner aus dem Sekretariat gackernd um sie herumgestanden, und er hatte sich lieber zurückgehalten. Mitte Januar würde sie ihre Arbeit wieder aufnehmen.
    Sie hatten doch die ganze Nachbarschaft ausgefragt. Irgendwer hätte etwas sehen müssen. In Jukkasjärvi, wo die Pastorin unter der Empore gehangen hatte, oder in Poikkijärvi, wo sie wohnte. Nichts. Sie hatten noch eine Befragungsrunde absolviert. Die einen Scheiß ergeben hatte.
    Das war wirklich seltsam. Sie war ganz offen neben dem Heimatmuseum unten am Fluss ermordet worden. Ganz offen hatte der Mörder den Leichnam in die Kirche gebracht. Es war zwar mitten in der Nacht gewesen, aber eben doch taghell.
    Sie hatten erfahren, dass die Pastorin durchaus umstritten gewesen war. Als Sven-Erik gefragt hatte, ob sie irgendwelche Feinde gehabt habe, hatte eine Mehrzahl der in der Gemeinde aktiven Frauen geantwortet: »Nehmen Sie jeden Kerl von hier.« Eine Frau im Pfarrhaus mit scharfen Falten auf beiden Seiten ihres verkniffenen Mundes hatte ziemlich unverblümt gesagt, die Pastorin sei selber schuld gewesen. Sie hatte schon zu ihren Lebzeiten für Schlagzeilen in der Lokalpresse gesorgt. Ärger mit dem Gemeindevorstand, als sie in den Räumlichkeiten der Gemeinde Selbstverteidigungskurse für Frauen veranstaltete. Ärger mit dem Ort, als ihre Bibelgruppe für Frauen, Magdalena, verlangt hatte, ein Drittel der Öffnungszeiten der lokalen Eislaufhallen für Mädcheneishockey und andere Frauensportgruppen zu reservieren. Und zuletzt hatte sie sich mit einigen Jägern und Rentierbesitzern angelegt. Es ging um die Wölfin, die sich in den Wäldern, die der Kirche gehörten, angesiedelt hatte. Mildred Nilsson hatte es als Pflicht der Kirche bezeichnet, diese Wölfin zu beschützen. Die Lokalpresse hatte in dieser Angelegenheit ein Bild von ihr und eines ihrer Gegner veröffentlicht, mit den Bildunterschriften »Wolfsfreundin« und »Wolfsfeinde«.
    Und im Pfarrhaus von Poikkijärvi, am Flussufer gegenüber von Jukkasjärvi, saß ihr Ehemann. Krankgeschrieben und unfähig, Ordnung in ihre Hinterlassenschaft zu bringen. Sven-Erik empfand wieder das Unbehagen, das ihn bei seinen Gesprächen mit dem Mann erfüllt hatte. »Ihr schon wieder. Habt ihr denn nie genug?« Jedes Gespräch war ihm vorgekommen, als müsse er eine über Nacht entstandene Eisschicht zerschlagen. Die Trauer, die wieder aufwallte. Die verweinten Augen. Kein Kind, um den Kummer zu teilen.
    Sven-Erik hatte ein Kind, eine Tochter, die in Luleå wohnte, aber dennoch kannte er diese verdammte Einsamkeit. Er lebte seit seiner Scheidung allein im Haus. Aber immerhin hatte er den Kater, und niemand hatte seine Frau ermordet und an einer Kette aufgehängt.
    Alle Anrufe und Briefe von irgendwelchen Idioten, die sich des Mordes bezichtigt hatten, waren überprüft worden. Aber dabei war natürlich nichts herausgekommen. Es waren menschliche Wracks, die zufällig durch die Schlagzeilen in einen fieberähnlichen Brand geraten waren.
    Denn Schlagzeilen hatte es gegeben. Fernsehen und Zeitungen waren geradezu ausgerastet. Mildred Nilsson war mitten im Sommerloch ermordet worden, und außerdem war es noch keine zwei Jahre her, dass in Kiruna ein anderer religiöser Führer umgebracht worden war, Viktor Strandgård, die wichtigste Person in der Gemeinde Kraftquelle. Es hatte Spekulationen über Parallelen zwischen beiden Fällen gegeben, obwohl Viktor Strandgårds Mörder nun ebenfalls tot war. Aber der Blickwinkel war sozusagen vorgegeben: ein Mann der Kirche, eine Frau der Kirche. Pastoren und Prediger durften sich in den landesweiten Zeitungen äußern. Fühlten sie sich bedroht? Wollten sie umziehen? War das feuerrote Kiruna für Geistliche ein gefährliches Pflaster? Die Sommeraushilfen der Zeitungen kamen angereist und fällten ihre Urteile über die Arbeit der Polizei. Sie waren jung und eifrig und gaben sich nicht zufrieden mit »aus ermittlungstechnischen Gründen… zu diesem Zeitpunkt kein Kommentar«. Zwei Wochen lang hatte das verbissene Interesse der Presse angehalten.
    »Verdammt, man dreht und wendet und schüttelt ja schon die Schuhe«, hatte Sven-Erik zum Kriminaloberkommissar gesagt. »Denn möglicherweise schnappt sich sonst irgendein Scheißjournalist das, was daran geklebt hat.«
    Aber da die Polizei eben nicht weitergekommen war, hatte der Medientross am Ende den Ort verlassen. Zwei Personen, die bei einem Festival totgetrampelt

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