Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Tochtergesellschaft hat Aktiva für fünf Millionen Dollar gekauft. Die Anklagebehörden glauben, dass es sich um eine fiktive Rechnung handelt, und sie haben die Zahlung nicht zum angeblichen Verkäufer in Indonesien zurückverfolgen können, sondern zu einer Bank in Andorra.«
»Ach?«, sagte Alf Björnfot.
Er hatte das Gefühl, dass Rebecka von ihm erwartete, aus dem Gesagten eine Schlussfolgerung zu ziehen. Aber er hatte keine Ahnung, wie die aussehen könnte.
»Sieht aus, als müsste Kallis Mining Kapital flüssig machen. Und wollte keine Aufmerksamkeit dabei erregen. Deshalb verkaufen sie an allerlei Orten auf der Welt kleine Aktienposten. Und sie scheinen diese Gesellschaft in Colorado total ausgenommen zu haben. Und sie überführen Geld an eine Bank in Andorra. In Andorra gilt ein sehr strenges Bankgeheimnis. Und da frage ich mich doch: Warum braucht Kallis Mining Geld? Und warum überführen sie dieses Geld an eine Bank in Andorra?«
»Ja, warum?«
»Im vorigen Sommer sind drei Ingenieure von Milizen ermordet worden, als sie von der Grube von Kallis Mining in Nord-Uganda kamen. Gleich danach hat Kallis Mining seine Tätigkeit dort unten eingestellt, es wurde zu unruhig. Dann wurde alles nur noch schlimmer, und die Grube wurde von verschiedenen Gruppen umkämpft. Das galt auch für alle anderen Gruben im nördlichen Teil des Landes. Aber im Januar stabilisierte sich die Lage etwas. General Kadaga hat abermals die Kontrolle über die meisten Grubengebiete im Norden an sich gerissen. Joseph Cony und die LRA haben sich in den Süd-Sudan zurückgezogen. Andere Gruppen sind jetzt im Kongo und bekämpfen sich dort gegenseitig.«
Alf Björnfot hörte, dass Rebecka in Ausdrucken blätterte.
»Und jetzt«, sagte sie, »kommt das wirklich Interessante. Es gibt schon lange Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Präsidenten und General Kadaga. Vor einem Jahr wurde Kadaga aus der Armee entlassen. Er blieb Kampala fern, aus Angst, der Präsident könnte ihn festnehmen lassen und ihm wegen irgendeines angeblichen Verbrechens den Prozess machen. Der Präsident will ihn loswerden. Kadaga kommt mit immer weniger Leuten einigermaßen zurecht. Jetzt aber wächst sein Privatheer, und sie haben sogar große Gebiete im Norden unter ihre Kontrolle bringen können. In New Vision steht, dass Präsident Museveni einem niederländischen Geschäftsmann vorwirft, Kadaga finanziell zu unterstützen. Dieser Geschäftsmann heißt Gerhart Sneyers, und er besitzt eine der stillgelegten Gruben in Uganda. Sneyers hat diese Vorwürfe natürlich entschieden zurückgewiesen. Er bezeichnet sie als grundlose Unterstellungen.«
»Ach?«, fragte Alf Björnfot wieder.
»Ich denke mir das so: Ich glaube, dass Mauri Kallis und Gerhart Sneyers und vielleicht noch andere ausländische Geschäftsleute Kadaga unterstützen. Viele sehen ihre Interessen in der Region gefährdet. Deshalb setzen sie so diskret wie möglich Kapital frei. Finanzieren Kadagas Feldzug gegen das Versprechen, dass ihren Gruben nichts passiert. Vielleicht hoffen sie, ihre Tätigkeit wieder aufnehmen zu können, wenn die Lage sich stabilisiert. Und wenn eine Bank in Andorra Kriegsherren Geld ausbezahlt, dann ist die Identität der Geldgeber durch das Bankgeheimnis geschützt.«
»Lässt sich das alles beweisen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Na, bis auf weiteres verdächtigen wir jedenfalls Diddi Wattrang des Insiderhandels. Da fangen wir erst mal an«, erklärte Alf Björnfot.
MAURI KALLIS’ ESSENSGÄSTE trafen am Freitagabend um kurz nach acht ein. Wagen mit getönten Scheiben rollten die Allee zum Herrensitz hoch. Die Leute von Sicherheitschef Mikael Wiik empfingen sie an den Toren.
Oben beim Gutshaus nahm Mauri Kallis zusammen mit seiner Frau und Ulrika Wattrang die Gäste in Empfang. Gerhart Sneyers, Bergwerks- und Ölgesellschaftsbesitzer und Vorstandsvorsitzender des African Mining Trust, Heinrich Koch, geschäftsführender Direktor von Gems and Minerals Ltd. Paul Lasker und Viktor Innitzer, beide Grubenbesitzer in Nord-Uganda, sowie General a. D. Helmuth Stieff. Gerhart Sneyers hatte die Sache mit Inna Wattrang gehört und sprach sein Beileid aus.
»Die Tat eines Wahnsinnigen«, sagte Mauri Kallis. »Uns kommt es noch immer unwirklich vor. Sie war eine loyale Mitarbeiterin und eine gute Freundin der Familie.«
Während des Händeschüttelns fragte er Ulrika:
»Kommt Diddi zum Essen?«
»Ich weiß nicht«, sagte Ulrika und reichte Viktor Innitzer ein Glas.
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