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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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»Ich weiß es wirklich nicht.«
     
    Ich bin nicht drogensüchtig. Das hatte Diddi Wattrang sich im vergangenen halben Jahr immer häufiger gesagt. Drogensüchtige spritzen, und er war nicht drogensüchtig.
    Am Montag hatte Mikael Wiik ihn am Stureplan abgesetzt. Er hatte von Montagnacht bis Freitag herumgesumpft, dann war er mit dem Taxi nach Hause gefahren. Jetzt war er in der Dunkelheit erwacht, mit schweißnassen Haaren. Erst als er die Nachttischlampe einschalten konnte, begriff er, dass er zu Hause auf Regla war. Die vergangenen Tage und Nächte lagen wie fragmentarische Erinnerungsbilder hinter ihm. Schnappschüsse ohne logische Reihenfolge. Ein Mädchen, das in einer Bar laut lacht. Ein paar Typen, mit denen er ins Gespräch kommt und die er auf ein Fest begleitet. Sein Gesicht in einem Spiegel auf einer Toilette. Inna in seinem Kopf, gerade in diesem Moment, er feuchtet ein Stück Toilettenpapier an, gießt Amphetamin darauf, knüllt es zusammen zu einem Papierball, den er dann verschluckt. Ein dampfender Tanzboden in einem Lagerlokal. Hunderte von Händen in der Luft. Er erwacht auf dem Boden einer Wohnung der Gesellschaft in Stockholm. Auf dem Sofa sitzen vier Personen. Er hat sie noch nie gesehen. Weiß nicht, wer sie sind.
    Danach muss er sich ein Taxi besorgt haben. Er glaubte, sich erinnern zu können, dass Ulrika ihm beim Aussteigen geholfen, dass sie geweint hatte. Aber das kann auch ein andermal gewesen sein.
    Er war nicht drogensüchtig. Aber wer jetzt gesehen hätte, wie er seinen Medizinschrank durchwühlte, hätte ihn leicht dafür halten können. Er warf Alvedon und Pflaster und Thermometer und Nezeril und tausend andere Dinge auf den Boden, auf der Jagd nach Benzo. Er suchte in Schubladen, und er suchte hinter einer Kommode unten im Keller, aber diesmal hatte Ulrika alles gefunden.
    Es musste irgendwo etwas geben. Aus Mangel an Benzo, Kokain. Aus Mangel an Kokain, Dope. Er war nicht besonders für Halluzinogene gewesen, aber jetzt hätte er gern Gras geraucht oder E eingeworfen. Etwas, das Schluss machen könnte mit diesem Schwarzen, das sich in ihm wand, sich durch ihn hindurchschlängelte.
    Unten in der Küche fand er im Kühlschrank eine Flasche Hustensaft. Er trank in langen Zügen. Und dann stand jemand hinter ihm. Das Kindermädchen.
    »Wo ist Ulrika?«, fragte er.
    Sie antwortete und konnte den Blick nicht von der Medizinflasche in seiner Hand abwenden.
    Das Essen. Herrgott. Mauris Essen.
    »Wie findest du eigentlich Mauri Kallis?«, fragte er sie.
    Und als sie keine Antwort gab, wiederholte er mit überdeutlicher Stimme:
    »Eigentlich, meine ich!«
    Und er packte ihre Schultern, um eine Antwort aus ihr herauszupressen.
    »Du musst mich loslassen«, sagte sie mit ungewöhnlich fester Stimme. »Lass mich los. Du machst mir Angst, und das will ich nicht!«
    »Verzeihung«, sagte er. »Verzeihung, Verzeihung. Ich werde … ich kann nicht …«
    Er bekam keine Luft. Seine Luftröhre schien geschrumpft zu sein, als ob er durch einen Trinkhalm atmete.
    Die Hustensaftflasche fiel auf den Boden. Sie zerbrach. Verzweifelt riss er an seinem Schlips.
    Das Kindermädchen befreite sich aus seinem Zugriff. Er ließ sich auf einen Küchenstuhl fallen, versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
    Angst? Hatte sie das gesagt? Sie hat keine Ahnung. Hat absolut keine Ahnung von Angst.
    Er dachte daran, wie er Mauri von Quebec Invest erzählt hatte. Dass Sven Israelsson von einem Spion in der SGAB wusste.
    Mauri war erbleicht. Er war wütend geworden. Das war zu sehen gewesen, auch wenn er nichts gesagt hatte.
    Alles ist persönlich, dachte Diddi. Mauri prahlt, dass er so ein »It’s just business«-Typ sei. Aber gleich unter der Oberfläche liegt dieses Gefühl von Unterlegenheit auf der Lauer, das aus allem eine Beleidigung macht.
    Mauri hatte gesagt, das könnten sie zu ihrem Vorteil nutzen. Wenn die Probebohrungen ein positives Resultat ergäben, würden sic die Quelle falsch informieren und Aktien kaufen, wenn Quebec Invest verkaufte und der Wert sank.
    Diddi sollte sich darum kümmern und Mauris Namen aus der Sache heraushalten.
    Aber die Sache sei idiotensicher, hatte Mauri gesagt. Denn wer würde schon plappern? Quebec Invest ja wohl kaum.
    Diddi hatte gezögert. Wenn es so idiotensicher war, warum sollte dann er die Sache durchziehen und nicht Mauri?
    Worauf Mauri ihn angelächelt hatte.
    »Weil du viel besser überzeugen kannst«, hatte er gesagt. »Wir müssen Sven Israelsson auf unserer Seite

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