Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
gelbes, verdrecktes Schaumgummi. Sein Rücken ist breit und schweißnass, er sieht aus wie ein großer glatter Stein am Ufer.
Später begreife ich, dass diese Frau meine und Mauris gemeinsame Mutter ist. Die andere. Die, die mich geboren hat. Aber das hier war vor meiner Zeit.
Mauri ist so klein, zwei, drei Jahre. Er hängt auf dem Rücken des Mannes, um dessen Hals, und ruft Mama, Mama. Die beiden beachten ihn nicht mehr als eine Mücke.
Das ist mein Porträt von Mauri.
Ein blasser kleiner Rücken, wie der einer Krabbe, auf dem riesigen Fels von Mann in diesem dunklen, stickigen Zimmer.
Und dann lässt er meine Hand los und ich bin wieder da.
Und da weiß ich, dass ich ihn tragen muss. Für uns beide gibt es hier auf Regla keinen Platz. Und uns bleibt nur noch wenig Zeit.
Ester bewegte sich mit der Stange über den Schultern. Trat einen großen Schritt vorwärts. Mauri lächelte sie an und machte noch einen Versuch:
»Ich bezahle es auch. In der Porträtbranche ist viel Geld zu verdienen. Die Egos der Wirtschaftsbosse sind groß wie Zeppeline.«
»Es würde dir nicht gefallen«, antwortete sie einfach.
Sie lugte verstohlen zu ihm hinüber. Sah, wie er versuchte, sich dafür zu entscheiden, dass er nicht verletzt war. Aber was hätte sie sagen sollen?
Auf jeden Fall konnte sie es nicht mehr ertragen, dass er in ihren Bildern herumwühlte. Sie zog die Knie unter der Stange an, und er verschwand im Treppenhaus.
»JA, ICH KANN mich an einen Kunden mit einem solchen Mantel erinnern.«
Anna-Maria Mella und Sven-Erik Stålnacke standen auf dem Flughafen von Kiruna und sprachen mit einem Angestellten eines Mietwagenunternehmens. Er war um die zwanzig und kaute energisch auf einem Kaugummi herum, während er in seiner Erinnerung kramte. Seine Wangen und sein Hals waren von ziemlich kräftiger Akne bedeckt. Anna-Maria versuchte, ihren Blick von einem überreifen Pickel fernzuhalten, wie eine weiße Larve schien der aus einem rot geränderten Krater zu kriechen. Sie hielt ihm ihr Mobiltelefon hin. Die eingebaute Digitalkamera zeigte ein Bild von dem Mantel, den die Taucher in Torneträsk unter dem Eis gefunden hatten.
»Ich weiß noch, dass ich dachte, dass er bestimmt frieren würde.«
Er lachte. »Ausländer!«
Anna-Maria und Sven-Erik hielten den Mund. Warteten, ohne Fragen zu stellen. Es war besser, wenn er seiner Erinnerung freien Lauf ließ, ohne gestört zu werden. Anna-Maria nickte aufmunternd und merkte sich »Ausländer«.
»Vorige Woche kann das nicht gewesen sein, da hatte ich Grippe und war zu Hause. Momentchen …«
Er klapperte ein wenig auf seinem Computer herum und holte dann ein Formular.
»Das ist der Vertrag.«
Das ist doch der pure Wahnsinn, dachte Anna-Maria. Wir kriegen ihn!
Sie konnte es kaum erwarten, den Namen zu sehen.
Sven-Erik zog Handschuhe an und bat um das Formular.
»Ausländer«, sagte Anna-Maria. »Welche Sprache hat er gesprochen?«
»Englisch. Ich kann das nur so einigermaßen …«
»Hatte er einen Akzent?«
»Na ja …«
Der Junge schob das Kaugummi in seinem Mund herum. Legte es zwischen den Vorderzähnen ab, so dass die Hälfte aus seinem Mund ragte, und steigerte danach seine Kaugeschwindigkeit. Anna-Maria musste an eine Nähmaschine denken, die auf einem kleinen weißen Stoffstück herumhackt.
»Britisch, würde ich sagen. Aber nicht so versnobt, das war eher … working class, irgendwie. Dohoch«, fügte er dann hinzu und nickte, als ob er mit sich selbst konferierte. »Ja, denn das passte irgendwie nicht zu dem langen Mantel und den Schuhen. Er sah ein bisschen mitgenommen aus, fand ich. Obwohl er so braun war.«
»Wir bleiben in Kontakt«, sagte Sven-Erik. »Sie bekommen eine Kopie unseres Protokolls, aber bitte sprechen Sie darüber nicht mit Presseleuten. Und wir brauchen alle Informationen, die Sie in Ihrem Computer haben, wie er bezahlt hat, egal was.«
»Und wir wollen den Wagen«, sagte Anna-Maria. »Wenn der vermietet ist, müssen Sie ihn sofort zurückrufen. Und dem Kunden einen anderen geben.«
»Es geht um Inna Wattrang, nicht wahr?«
»Als er das Auto zurückgebracht hat, trug er da diesen Mantel?«
»Weiß nicht. Ich glaube, er hat einfach den Schlüssel in den Briefkasten geworfen.«
Er schaute im Computer nach.
»Treffer, vermutlich hat er am Freitag die Abendmaschine genommen. Oder am frühen Samstag.«
Dann hat vielleicht eine Flugbegleiterin ihn ohne Mantel gesehen, dachte Anna-Maria.
»Wir suchen also den Mann, der
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