Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
sie für ein Butterbrot und ein Ei bekommen, bedachte man seinen Stammbaum. Nur, weil es teuflisch schwer war, ihn zu reiten. Sie erinnerte sich an ihre Erwartungen, als man ihn aus dem Transporter bugsiert hatte. Geblähte Nüstern und verdrehte Augen in diesem göttlichen schwarzen Kopf. Ein Tritt, vor dem man sich hüten musste. Drei Männer hatten ihn damals festhalten müssen.
»Viel Glück«, hatten die Männer lachend gewünscht, als sie ihn endlich in die Box geschafft hatten und nach Hause fahren konnten, um Weihnachten zu feiern. Der Hengst hatte mit rollenden Augen in der Box gestanden.
Ebba hatte ihn nicht mit Peitsche und straffen Zügeln traktiert. Gemeinsam – als Verbündete – hatten sie ihm selbst den Teufel ausgetrieben. Sie hatte ihn laufen und springen lassen, weit und hoch. Sie hatte ihre Schutzweste angezogen und ihn zur Geschwindigkeit angetrieben, statt ihn zurückzuhalten. Sie waren von Kopf bis Fuß mit Schlamm bedeckt gewesen, als sie zurückgekehrt waren. Eines der Stallmädchen, die Ebba halfen, hatte sie gesehen und gelacht. Echnaton hatte auf vor Müdigkeit zitternden Beinen im Stallgang gestanden. Ebba hatte ihn mit lauwarmem Wasser abgewaschen. Er hatte zufrieden gewiehert und plötzlich die Stirn an sie geschmiegt.
Derzeit hatte sie zwölf Pferde. Sie kaufte Jungtiere und hoffnungslose Fälle und ritt sie zu. Später wollte sie mit ihrer eigenen Zucht anfangen. Mauri lachte immer und sagte, sie kaufe mehr als sie verkaufe. Und sie spielte höflich ihre Rolle als Gattin mit zwei teuren Hobbys. Rassepferde und Hunde.
»Regla gehört dir«, hatte Mauri bei ihrer Hochzeit gesagt.
Als Ausgleich und zur finanziellen Absicherung, weil Kallis Mining nur ihm gehörte.
Aber er kaufte und renovierte Regla mit geliehenem Geld und zahlte diese Darlehen nie zurück.
Wenn sie Mauri verlassen wollte, würde sie auch Regla verlassen müssen. Die Pferde, die Hunde, das Personal, die Nachbarn, ihr ganzes Leben hatte sie hier.
Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie lächelte zum Empfang, wenn er seine Familie besuchte. Sie hielt ihn auf dem Laufenden, was Schulbesuch und Interessen der Söhne anging. Sie arrangierte, ohne zu murren, Innas Beerdigung.
Ich bin wie er, dachte Ebba und sah ihr Pferd an. Wir sind Sklaven, es gibt keine Freiheit. Und wenn man immer erschöpft ist, wird man nicht verrückt.
Als sie gerade diesen Gedanken gedacht hatte, kam Ester in großen Sprüngen über den Hofplatz gelaufen.
ANNA-MARIA MELLA schloss am Donnerstag gegen Mittag ihre Haustür auf und sagte, hallo, Haus. Ihr Herz freute sich, als sie sah, dass der Frühstückstisch abgeräumt und sauber war.
Sie füllte einen Teller mit Milch und Cornflakes, schmierte sich ein Leberwurstbrot und wählte danach die Nummer des Gerichtsmediziners Lars Pohjanen.
»Na?«, fragte sie nur, ohne ihren Namen zu nennen, als er sich meldete.
Am anderen Ende der Leitung schien eine Krähe in einem Schornstein festzustecken. Man musste Oberarzt Lars Pohjanen kennen, um zu wissen, dass er lachte.
»Hätähousu.«
»Gib der Hätähousu, was sie will. Woran ist Örjan Bylund gestorben? Hat er sich aufgehängt oder was?«
»Nimmersatt«, Pohjanens Stimme klang plötzlich unzufrieden. »Was ist eigentlich los mit deinen Kollegen? Ihr hättet ihn zur Obduktion herschicken müssen, als ihr ihn damals gefunden habt. Schon komisch, dass die Polizei sich einfach nicht an die Regeln hält. Nur alle anderen sollen das tun.«
Anna-Maria verkniff sich den gereizten Kommentar, dass die Polizei ja niemals gerufen worden war, weil ein Arzt, also ein Kollege von Pohjanen, auf die Vorschriften und Regeln gepfiffen und Herzinfarkt auf den Totenschein geschrieben und die Leiche dem Bestattungsunternehmen überlassen hatte. Es war wichtiger, dass Pohjanen guter Laune war, als dass sie recht behielt.
Sie murmelte etwas, das als Entschuldigung gedeutet werden konnte, und ließ Pohjanen weiterreden.
»Na gut«, sagte der Gerichtsmediziner in freundlicherem Tonfall. »Immerhin gut, dass er im Winter begraben worden ist, das ergibt nicht so große Veränderungen im Weichgewebe. Aber es geht doch schnell, jetzt, wo er aufgetaut ist.«
»Mmm«, antwortete Anna-Maria und biss in ihr Leberwurstbrot.
»Ich kann verstehen, dass es als Selbstmord verbucht worden ist, die äußeren Verletzungen deuten darauf hin. Die Seilspuren um den Hals … und er war schon heruntergenommen worden, als der Bezirksarzt ihn gesehen hat, nicht wahr?«
»Ja,
Weitere Kostenlose Bücher