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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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seine Frau hatte ihn abgeschnitten. Sie wollte Gerede vermeiden, Örjan Bylund war doch in Kiruna bekannt. Hatte über dreißig Jahre bei der Zeitung gearbeitet.«
    »Es ist schwer zu sehen, ob die Verletzungen mit der … hrrr … hrrr … Erhängungsweise übereinstimmen …hrrr …«
    Pohjanen verstummte und räusperte sich.
    Anna-Maria hielt das Telefon ein Stück von ihrem Ohr weg. Sie hatte nichts dagegen, beim Essen über Leichen zu sprechen, aber wenn sie das hier hörte, verging ihr der Appetit. Sollte er doch über Polizisten reden, die sich nicht an die Vorschriften hielten. Er als Arzt rauchte wie eine Dampflokomotive. Trotz der vor einigen Jahren durchgeführten Kehlkopfkrebsoperation.
    Jetzt sagte Pohjanen:
    »Ich wurde schon bei der äußerlichen Untersuchung ein wenig misstrauisch. In den Bindehäuten der Augen gab es einige kleine Blutungen, eigentlich kaum der Rede wert, eher wie Nadelstiche. Und dann haben wir die inneren Verletzungen, Blutungen auf unterschiedlichem Niveau in der Umgebung des Kehlkopfes und der Muskulatur.«
    »Ja?«
    »Ja, und bei Erhängen hast du vor allem Blutungen unter und bei den Seilspuren, nicht wahr?«
    »Schon.«
    »Aber das hier sind zu große und verstreute Blutungen. Außerdem sind Schilddrüsenhorn und Zungenknochen gebrochen.«
    Pohjanen hörte sich an, als wäre er fertig und wollte auflegen.
    »Moment mal«, sagte Anna-Maria. »Und was schließt du daraus?«
    »Dass er erwürgt wurde, natürlich. Diese inneren Verletzungen im Hals, die kannst du bei Erhängen nicht erwarten. Ich tippe auf Erwürgen. Mit der Hand. Und getrunken hatte er auch. Ziemlich viel. Also würde ich mir mal seine Frau vorknöpfen, wenn ich du wäre. Die suchen sich manchmal den Moment aus, wenn der Alte einen in der Krone hat.«
    »Es war nicht die Frau«, sagte Anna-Maria. »Das ist eine größere Sache. Eine viel größere.«

MAURI KALLIS SAH Ester über den Hofplatz laufen. Sie nickte Ebba und Ulrika kurz zu und lief dann weiter in Richtung des zwischen dem alten und dem neuen Steg gelegenen Wäldchens. Sie nahm immer diesen Weg, folgte einem kleinen Pfad, der am alten Steg vorbeiführte, wo Mauris Jägermeister sein Motorboot liegen hatte.
    Es war seltsam, dass diese Fixierung auf das Training die Malerei ersetzt zu haben schien. Ester las über Proteine und Muskelaufbau, hob Gewichte und drehte ihre Runden.
    Und sie schien beim Laufen die Augen zu schließen. Auch das war eine ihrer Macken. Zu laufen, ohne gegen die Bäume zu stoßen. Die Füße den Weg finden zu lassen, den sie nicht sah.
    Er dachte an ein Essen vor nicht allzu langer Zeit. Ebbas Vettern und Kusinen aus Schonen, Inna, Diddi mit Frau und Söhnchen. Ester war eben erst in die Mansarde gezogen, und Inna hatte sie dazu überredet, mit ihnen zusammen zu essen. Ester hatte nicht gewollt.
    »Ich muss trainieren«, hatte sie gesagt und den Boden angestarrt.
    »Wenn du nicht isst, hilft auch das viele Training nichts«, hatte Inna erwidert. »Lauf deine Runde, und dann kommst du essen, wenn du fertig bist. Du kannst gehen, wenn du gegessen hast. Niemandem wird es auffallen, wenn du dich ein wenig früher verdrückst.«
    Mitten beim Essen, mit weißer Leinendecke und Leuchtern und Silberbesteck und allem, kam Ester zu Tisch. Ihre Haare waren nass, ihr ganzes Gesicht zerkratzt, an zwei Stellen blutete sie.
    Ebba stellte sie vor. Weiß und verlegen hinter dem Lächeln und bei Wörtern wie »Kunstschule« und »aufsehenerregende Ausstellung in der Galerie Lars Zanton«.
    Inna konnte sich das Lachen nur mit Mühe verkneifen.
    Ester aß, konzentriert und stumm, mit Blut im Gesicht, nahm zu große Bissen und rührte die Serviette neben ihrem Teller nicht an.
    Als sie nach dem Essen zum Rauchen auf die Veranda gingen, sagte Diddi:
    »Ich habe gesehen, dass sie mit verbundenen Augen durch das Wäldchen zum alten Steg läuft. Und das kommt dann dabei raus …«
    Er hielt seine Hand wie Krallen vor sein Gesicht, um Schrammen und Kratzer anzudeuten, und ließ den Satz unvollendet.
    »Warum denn?«, fragte einer von Ebbas Vettern.
    »Weil sie verrückt ist?«, schlug Diddi vor.
    »Ja«, stimmte Inna glücklich zu. »Ihr versteht sicher, dass wir sie dazu bringen müssen, bald wieder zu malen.«
     
    Ester nahm den direkten Weg über den Rasen und lief Ulrika, Ebba und dem Rappen fast in die Arme. Früher hätte sie den eleganten Kopf gesehen, die Linien und die schönen großen Augen. Linien über Linien. Den geschwungenen Rücken, wenn

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