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Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg

Titel: Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Besen, der in der Ecke steht, und versucht, Musta vom Tisch zu jagen.
    Aber jetzt beißt Musta wirklich zu. Die Fleischsuppe gehört ihr, niemand darf sie ihr wegnehmen.
    Mutter geht rückwärts aus der Küche. In diesem Moment komme ich aus der Schule nach Hause, steige die Treppe hoch und stoße oben fast mit Mutter zusammen. Mutter dreht sich um, weiß im Gesicht, und presst die blutende Faust an ihre Brust. Hinter ihr, durch die Tür, sehe ich Musta auf dem Küchentisch. Wie einen schwarzen kleinen Dämon, mit gebleckten Zähnen und gesträubtem Fell. Die Ohren an den Kopf gelegt. Ich starre zuerst den Hund und dann Mutter an. Was um alles in der Welt ist hier passiert?
    Eine Viertelstunde darauf fährt Vater mit dem Volvo auf den Hofplatz. Er sagt nicht viel. Holt sein Gewehr und wirft es auf die Ladefläche. Dann holt er Musta. Sie kann nicht mehr vom Küchentisch springen, als sie ihn sieht, sie wimmert vor Schmerz und als Zeichen der Unterwerfung, als er sie an Nacken und Schwanz packt, sie zum Auto trägt und hineinfallen lässt. Sie legt sich auf das Gewehrfutteral.
    Auto bedeutet wunderbare Arbeit an der frischen Luft, sie begreift nicht, was auf sie wartet. Das ist das Letzte, was wir von ihr sehen. Vater kommt abends ohne Hund nach Hause, und wir reden nicht mehr darüber.
    Musta war eine ausgeprägte Leithündin. Vater hat sicher bedauert, eine so tüchtige Gebirgskameradin verloren zu haben. Sie konnte hinter einem verirrten Rentier hersetzen und es zwei Stunden darauf zurückbringen.
    Sie hatte gesehen, was mit Mutter passierte. Dass sie schwächer geworden war. Natürlich versuchte Musta, Mutters Platz als Anführerin zu übernehmen.
    An diesem Nachmittag saß Mutter allein in der Küche. Fauchte mich an, ich solle sie allein lassen. Ich wusste, dass sie sich schämte. Sie schämte sich, weil sie sich vor dem Hund gefürchtet hatte. Wegen Mutters Angst und Schwäche war Musta jetzt tot.

SVEN-ERIK STÅLNACKE fuhr in der Mittagspause zu Airi Bylund. Er hatte sich angeboten, und Anna-Maria war erleichtert gewesen, dass ihr diese Fahrt erspart blieb. Er saß an Airis Küchentisch und berichtete, dass Airis Mann sich nicht umgebracht hatte, sondern ermordet worden war.
    Airi Bylunds Hände jagten umher und wussten nicht, wohin. Sie strich in einer Tischdecke eine Falte glatt, die es gar nicht gab.
    »Er hat sich also nicht umgebracht«, sagte sie nach langem Schweigen.
    Sven-Erik Stålnacke öffnete den Reißverschluss seiner Jacke. Es war warm. Sie hatte gerade gebacken. Die Katze mit ihren Jungen war nicht zu sehen.
    »Nein«, sagte er.
    Airi Bylunds Mund zuckte. Sie erhob sich eilig und setzte Kaffeewasser auf.
    »Ich habe so oft darüber nachgedacht«, sagte sie mit dem Rücken zu Sven-Erik. »Habe mich gefragt, warum. Er war von der grüblerischen Sorte, aber mich so zu verlassen … ohne ein Wort. Und die Jungen. Sie sind zwar erwachsen, aber trotzdem … dass er uns einfach losgelassen hat.«
    Sie legte Rosinenbrötchen auf einen Teller und stellte ihn auf den Tisch.
    »Ich war auch wütend. Herrgott, was war ich wütend auf ihn.«
    »Er hat es nicht getan«, sagte Sven-Erik und schaute ihr in die Augen.
    Sie starrte zurück. Und in ihren Augen lagen die Wut, Trauer und Qual der vergangenen Monate. Eine gen Himmel geballte Faust, die ohnmächtige Verzweiflung eines unbeantworteten Warum, die Suche nach der eigenen Schuld.
    Sie hat schöne Augen, dachte er. Eine schwarze Sonne mit blauen Strahlen unter grauem Himmel. Schöne Augen und einen schönen Hintern.
    Und nun fing sie an zu weinen. Starrte Sven-Erik an, während die Tränen über ihr Gesicht strömten.
    Sven-Erik stand auf und nahm sie in die Arme. Legte eine Hand um ihren Hinterkopf, spürte die weichen Haare in seiner Handfläche. Die Katzenmutter kam aus dem Schlafzimmer, die Jungen folgten und legten sich Sven-Erik und Airi Bylund um die Füße.
    »Herrgott«, sagte Airi schließlich, zog die Nase hoch und wischte sich die Augen mit dem Pulloverärmel. »Der Kaffee wird kalt.«
    »Das macht nichts«, sagte Sven-Erik und wiegte sie langsam hin und her. »Den machen wir nachher in der Mikrowelle wieder heiß.«
     
    Anna-Maria Mella betrat um Viertel nach zwei das Büro von Oberstaatsanwalt Alf Björnfot.
    »Hallo, Anna-Maria«, sagte der munter. »Schön, dass du kommen konntest. Wie geht’s denn?«
    »Gut, glaube ich«, sagte Anna-Maria.
    Sie fragte sich, was er wollte, und wünschte, er wäre direkt zur Sache gekommen.
    Rebecka

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