Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt
vielleicht nicht sofort. Versucht, auf die Beine zu kommen, oder es gibt noch letzte Zuckungen.«
»Blut auf dem Boden?«
»Es gab eine abgewischte Stelle.«
Anna-Maria betrachtete Hjörleifur Arnarson. Es war traurig, dass er tot war, aber das hier war jetzt eine Mordermittlung und sonst nichts. Jetzt war es erlaubt, andere Ermittlungen liegen zu lassen und sich nur dieser hier zu widmen. Sven-Erik würde sich ärgern. Sie hatte recht gehabt. Er war am Tatort herumgetrampelt. Die Techniker waren stocksauer gewesen.
Aber ich kann dafür nicht die Verantwortung übernehmen, dachte sie. Und er kann sich ja eine andere Arbeit suchen, wenn er will.
Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch.
»Ich muss los«, sagte sie.
»Ach«, sagte Pohjanen. »Wohin …«
»Rebecka Martinsson. Ich brauche einen Durchsuchungsbeschluss.«
»Du, diese Rebecka Martinsson«, sagte Lars Pohjanen neugierig. »Was ist das eigentlich für eine?«
Aber Anna-Maria hatte den Raum schon verlassen.
Auf der Wache von Kiruna fasste Anna-Maria für Staatsanwältin Rebecka Martinsson den vorläufigen Obduktionsbericht zu Hjörleifur Arnarson zusammen. Ihre Kollegen Sven-Erik Stålnacke, Fred Olsson und Tommy Rantakyrö waren ebenfalls zugegen.
Vera hatte sich zu Rebeckas Füßen gelegt. Tommy Rantakyrö hatte sie mitgebracht, sie in Rebeckas Büro abgegeben und war dann zum Supermarkt gerannt, um Hundefutter zu kaufen. Vera hatte nichts fressen wollen, aber ein wenig Wasser getrunken und sich dann hingelegt.
Und wo wir schon von Hunden reden, dachte Rebecka und musterte die Polizisten, die sich in ihrem Büro drängten. Was für eine Meute.
Anna-Maria Mella: Jetzt war das Energiefeld, das sie umgab, ein ganz anderes als bei ihrer letzten Begegnung. Sie war wieder die Alphahündin der Gruppe, ihre ganze Erscheinung sprach von Jagdlust, sie nahm nicht einmal die Mütze ab, konnte nicht sitzen bleiben, sondern trug alles im Stehen vor. Fred Olsson und Tommy Rantakyrö wedelten eifrig mit den Schwänzen. Erwartungsvoll hechelnd zerrten sie an ihren Leinen. Nur Sven-Erik saß lustlos in Rebeckas Besuchersessel und schaute aus dem Fenster ins Nichts.
»Außerdem ist Antwort vom SKL eingetroffen, was die Farbreste unter Wilma Perssons Fingernägeln angeht. Die passen zu der Farbe der Tür von Göran und Berit Sillfors. Und Göran Sillfors hatte die entwendete Schuppentür mit der gleichen Farbe angestrichen. Wir können jetzt also mit Sicherheit sagen, dass jemand die Tür über das Eisloch gelegt hat, in dem Wilma Persson und Simon Kyrö getaucht sind. Sie wurden ermordet.«
»Simon Kyrö ist noch immer verschwunden«, sagte Rebecka.
»Nenn es, wie du willst. Und jetzt Hjörleifur Arnarson. Ich verlange einen Durchsuchungsbeschluss für die Häuser von Hjalmar und Tore Krekula.«
Rebecka Martinsson seufzte.
»Dazu ist ein begründeter Verdacht erforderlich«, sagte sie.
»Ja und?«, rief Anna-Maria. »Das ist doch der niedrigste Verdachtgrad. Komm schon, Martinsson. Ich will die ja nicht gleich festnehmen oder so. Aber triftige Verdachtsgründe gibt es. Die kann es schon geben, wenn jemand … was weiß ich … im selben Laden eingekauft hat wie das Opfer. Komm schon, Alf Björnfot hätte hier nie im Leben ein Problem gesehen.«
Oberstaatsanwalt Alf Björnfot war Rebeckas Vorgesetzter. Inzwischen arbeitete er vor allem in Luleå und überließ Rebecka die Angelegenheiten von Kiruna.
»Tja, aber jetzt hast du es mit mir zu tun und nicht mit ihm«, sagte Rebecka langsam.
Fred Olsson und Tommy Rantakyrö zogen die Schwänze ein. Die Jagd war abgeblasen.
»Sie haben mich bedroht und versucht, mich von dieser Ermittlung abzuschrecken«, sagte Anna-Maria.
»Das können wir nicht beweisen«, sagte Rebecka Martinsson.
»Ich habe Göran Sillfors angerufen. Er hat gesagt, dass er jemandem in Piilijärvi von unserem Besuch bei Hjörleifur erzählt hatte. Das hier ist ein Dorf. Was einer weiß, wissen alle! Tore und Hjalmar Krekula müssen erfahren haben, dass wir mit Hjörleifur Arnarson gesprochen haben. Bestimmt sind sie hingefahren, gleich nachdem sie uns hier auf dem Parkplatz getroffen hatten.«
»Aber das wissen wir nicht«, sagte Rebecka. »Wenn du das beweisen kannst. Wenn jemand sie in der Nähe oder sogar in Kurravaara gesehen hat, dann bekommst du deine Genehmigung.«
»Aaaaah«, stöhnte Anna-Maria.
Die ganze Meute, alle außer Sven-Erik, sah Rebecka Martinsson flehend an.
»Beim Justizobmann würde sofort eine Beschwerde
Weitere Kostenlose Bücher