Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt
zusammengehörten. Etwas war da. Ich muss mich hier entscheiden.«
Sie sucht nach Worten, die ihre Gefühle vermitteln könnten, kommt sich aber plötzlich nur töricht vor.
»Ich verstehe«, sagt er.
»Ich glaube nicht an so was«, sagt Rebecka.
»Brauchst du auch nicht. Tu einfach, was dir richtig vorkommt. Und kümmere dich auch um Tintin.«
»Ich würde niemals zulassen, dass ihr etwas passiert.«
»Ich weiß.«
Eine kleine Stille folgt. Es gibt vieles, das gesagt werden will, aber am Ende beendet er das Gespräch einfach nur mit einem schlichten Tschüss.
Hjalmar Krekulas Hütte bei Saarisuanto ist aus quer liegenden braun gebeizten Brettern gezimmert. Fensterrahmen und Türen sind blau gestrichen und die beiden Treppenstufen zur Tür einfach aus Pressholz zusammengenagelt. Das Dach ist aus Wellblech, der Schornstein gemauert. Schöne Kiefern wachsen am Hang zum Flussufer. Ein altes rotes Bootshaus ist unter dem Schnee bedenklich in sich zusammengesunken. Vielleicht wird es noch einen Sommer durchhalten, aber sicher ist das nicht. Nicht weit von der Hütte, dicht am Wasser, steht die Sauna. Aus dem Dach ragt ein runder eiserner Schornstein. Ein Holzsteg ist an Land gezogen. Er ist bisher nur zur Hälfte vom Schnee freigetaut.
Die Schranke ist oben, und der Weg ist vom Schnee befreit, aber er führt nicht ganz bis zur Hütte. Hjalmars Wagen steht dort, wo der Weg ein Ende nimmt. Auf dem letzten Stück muss Rebecka in den Schneemobilspuren gehen. Jemand ist vor ihr hier gegangen, das muss er gewesen sein. Eine schwere Wanderung, bei jedem dritten, vierten Schritt ist er eingesunken.
Vera und Tintin jagen mit den Nasen am Boden umher wie glückliche Närrinnen. Hier gibt es Spuren von Rentieren, die an der Schneemobilfahrrinne entlanggelaufen sind, um Kräfte zu sparen. Zwischen den Birken sind die Schneehühner in Schleifen getrippelt. An einer Stelle war ein Elch unterwegs. Sie braucht gut eine Viertelstunde, um durch den Wald zur Hütte zu gehen.
Sie klopft an die Tür. Als von drinnen keine Antwort kommt, öffnet sie die Tür.
Die Hütte besteht aus einem einzigen Zimmer. Gleich bei der Tür liegt die Küchenecke. Links an der Wand hängen alte Küchenschränke mit Schiebetüren über Kochplatte und Arbeitsfläche. Auf der Arbeitsfläche steht eine umgedrehte orangefarbene Spülschlüssel, die Bürste liegt ordentlich daneben.
Gleich links davon steht ein kleiner Esstisch mit drei ungleichen Holzstühlen, mit mehreren Schichten viel zu dicker Farbe lackiert, zuletzt kornblumenblau. Weiter hinten im Zimmer steht eine Sofabank. Die genoppten elfenbeinweißen Sitzkissen mit nougatbraunen, grünen und dunkelbraunen Streifen in der Mitte stehen hochkant auf dem Boden, an die Armlehne gelehnt, um auf der Unterseite nicht allzu feucht und schimmelig zu werden.
Im Kamin brennt ein Feuer. Aber noch hat die Hitze die große Feuchtigkeit nicht vertreiben können.
Hjalmar Krekula sitzt auf dem Sofa. Er hat sich kein Sitzkissen genommen, sondern sitzt direkt auf dem harten Gestell. Seine Schirmmütze aus Popeline und die Jacke trägt er noch immer.
»Was willst du hier?«, fragt er.
»Ich weiß nicht«, sagt Rebecka und bleibt stehen. »Du, ich habe draußen zwei Hunde, die gerade deine Eingangstür zerkratzen. Dürfen die reinkommen? Die sind total verdreckt.«
»Lass sie nur rein.«
Sie lässt die Hunde herein. Vera stößt in ihrem Eifer, Hjalmar als Erste begrüßen zu dürfen, fast den Tisch um. Tintin achtet nicht darauf, sie schnuppert eine Runde, ignoriert Hjalmar und legt sich dann vor dem offenen Kamin auf die Seite.
Hjalmar muss Vera einfach streicheln, und sie deutet dieses Wohlwollen als Signal dafür, dass sie auch auf die Sofabank springen darf.
Rebecka sagt mit strenger Stimme »Vera« und will sie vom Sofa scheuchen, aber er macht eine abwehrende Handbewegung. Damit hat Vera das Gefühl, dass sie ihre Beziehung jetzt auf ein höheres Niveau heben können, und klettert auf seinen Schoß. Es ist nicht ganz leicht, dort Platz zu finden, sein Bauch ist zu groß, aber sie kommt zurecht und leckt liebevoll seinen Mund ab.
»Hör mal«, sagt Hjalmar und versucht, streng zu klingen.
Aber er fängt sofort an, ihr Schneeklumpen aus dem Fell zu lesen. Das gefällt ihr. Sie lehnt sich mit ihrem ganzen Gewicht an ihn und leckt abermals seine Mundwinkel ab.
»Vorhin hat sie eine Wühlmaus gefressen«, sagt Rebecka. »Ich dachte, das wolltest du wissen.«
»Ach, verdammt«, sagt er
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