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Rebella - Verliebt oder was?

Rebella - Verliebt oder was?

Titel: Rebella - Verliebt oder was? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH , Co. KG
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mindestens eine SMS pro Tag
von ihm erwartest. Das kann er nämlich nicht wissen, weil er
ja noch nie ein Mädchen gehabt hat, das ihm das gesagt hat.
Das musst du also alles machen.«
    »Aber woher soll ich denn solche Sachen wissen? Ich habe
doch auch noch nie einen echten Freund gehabt.«
    Lynn schraubt das Lipgloss auf und streicht sich eine neue
Schicht auf die Lippen. »Mädchen wissen solche Sachen
eben.«
    Ich nicht, denke ich, aber ich halte den Mund. Diese Diskussion
habe ich schon so oft mit Lynn geführt. Sie glaubt,
dass ich das auch alles weiß, aber nicht genug auf meine
weibliche Intuition vertraue.
    »Und was, wenn er eine einzige Freundin gehabt hat?«,
frage ich.
    »Lästig.« Lynn trommelt mit den Fingern auf die Zeitschrift.
»Dann vergleicht er dich ständig mit ihr, ob er das
nun will oder nicht. Sie ist seine erste Freundin, also ist sie
der Maßstab. Bei allem, was du tust, denkt er unbewusst: ›He,
das hat meine Ex ganz anders gemacht.‹«
    Ich lasse das kurz auf mich wirken. »Wenn er also nur eine
Freundin gehabt hat, ist es eine miese Situation.«
    »Muss nicht sein«, sagt Lynn. »Er kann natürlich auch
denken: ›He! Das hat meine vorige Freundin ganz anders
gemacht, aber so ist es eigentlich viel besser!‹«
    »Und wenn er nun sechs Freundinnen hatte? Oder zehn?«
    »Alles über drei ist zu viel.« Lynn schüttelt den Kopf. »Vier
Freundinnen oder mehr, heißt, er hat Bindungsangst. Und so
einen Jungen willst du nicht.«
    Automatisch schüttele ich auch den Kopf. Nein, so einen
Jungen will niemand.
    »Zwei oder drei Freundinnen vor dir ist ideal«, sagt Lynn.
    »Das bedeutet, dass er zwar eine Beziehung will, aber eben
nicht mit jeder. Und dass er Ahnung hat, wie er mit Mädchen
umgehen muss. Das ist doch gut zu wissen.«
    Trotzdem finde ich es seltsam, dass Lynn solche Sachen
weiß. Sie ist genauso alt wie ich, liest dieselben Zeitschriften,
schaut sich dieselben Filme an und ich weiß solche Sachen
nicht. Es hat nichts mit Intuition zu tun, sondern eher mit
Erfahrung.
    »Wenn Raoul also vor mir keine einzige Freundin gehabt
hat oder mehr als vier, dann ist das Ganze zum Scheitern verurteilt
«, schlussfolgere ich.
    Lynn sieht mich an, als hätte ich nichts von dem kapiert,
was sie gerade erzählt hat. »Nein, natürlich nicht. Zwischen
Raoul und dir ist alles in Ordnung, auch wenn er sechshundert
Freundinnen vor dir hatte.«
    Als ich nichts mehr sage, wirft Lynn mir einen skeptischen
Blick zu.
    »Oder? Es ist doch alles in Ordnung zwischen dir und
Raoul? Ihr habt euch gestern zum zweiten Mal geküsst!
Innerhalb von drei Tagen! Das heißt echt was, weißt du!«
    Ich schiebe die Spitze eines alten Kassenbons unter meine
Fingernägel. Ja, ja. Plötzlich nervt mich das alles. Raoul hat
nicht sechshundert Exfreundinnen, sondern
eine
. Und eine
viel zu perfekte. Julia.
    Als würde auf meiner Stirn plötzlich ihr Name aufleuchten,
sagt Lynn: »Machst du dir noch immer Gedanken darüber,
dass er sie irgendwann mal geküsst hat?«
    Ich schiebe den Kassenbon unter einen anderen Nagel. Es
wäre viel leichter, wenn er Julia nicht geküsst hätte. Warum
sollte er sich in mich verlieben, wenn er so eine wie Julia
haben kann? Wenn man die perfekte Jeans gefunden hat,
zieht man doch auch keine Hose mehr an, die den Hintern
dick aussehen lässt? Oder – um es in Raouls Sprache auszudrücken
– fährt erst einen Ferrari und steigt dann um auf
einen Opel?
    Ich zucke mit den Schultern. Ich will gar nicht hören,
dass ich mindestens so hübsch bin wie Julia. Dass Julia verglichen
mit mir doch nur Durchschnitt ist. Lynn meint es
gut, aber ich weiß nun mal sicher, dass Julia hübscher ist. Ich
finde mich selbst nicht hässlich oder so, aber ich bin einfach
kein Mädchen, nach dem sich alle Jungs den Hals verrenken,
wenn es vorbeigeht.
    Ich bin so in Gedanken versunken, dass ich nicht merke,
als sich meine Zimmertür öffnet.
    »Hi, Josse. Wie geht’s? Alles klar bei dir?«, höre ich Lynn
sagen.
    Ich schaue zur Tür. In seiner kurzen Hose und mit Flipflops
sieht Josse viel sommerlicher aus als ich. Ich habe noch
immer mein Schlafshirt an.
    »Prima!«, sagt Josse. »Und bei dir?«
    »Steht dir gut.« Lynn zeigt auf sein Kinn.
    Ich folge ihrem Blick und sehe mir meinen Bruder genauer
an. Was ist denn das?
    »Du hast da was im Gesicht«, sage ich und grinse.
    »Wie witzig.« Josse zwirbelt die Haare auf seinem Kinn
mit Daumen und Zeigefinger zu einer Linie. »Du bist schon
fast so witzig wie dein

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