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Rebella - Verliebt oder was?

Rebella - Verliebt oder was?

Titel: Rebella - Verliebt oder was? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH , Co. KG
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aus könnte die ganze Welt heute noch
zusammenbrechen. Wenn ich jetzt hören würde, dass Raoul
tot ist, würde ich nicht mal zu seiner Beerdigung gehen.
Oder vielleicht doch, und dann würde ich eine Rede darüber
halten, was für eine miese Ratte er in Wirklichkeit war. Ich
würde erzählen, wie er zwei Freundinnen gleichzeitig hatte.
Julia säße natürlich in der ersten Reihe neben ihrer Mutter,
mit so einer großen schwarzen Glamour-Sonnenbrille.
    »Das arme Ding«, würde sie zu ihrer Mutter sagen. »Sie
dachte allen Ernstes, Raoul wäre in sie verliebt.«

Abends ist Lynn wieder da.
    »Deine Mutter sagt, du willst nichts essen.« Sie sieht mich
nachsichtig an. »Aber du musst was essen, Süße.«
    »Ich habe keine Lust«, erwidere ich und starre weiterhin
auf den Fernseher. Ich habe zu nichts Lust.
    Heute Nachmittag habe ich fast eine Stunde vor dem Spiegel
gesessen und meine Playlist trauriger Lieder gespielt. Am
Anfang musste ich immer wieder weinen, aber dann hatte
ich plötzlich die Nase voll. Wenn Raoul mit Julia zusammen
sein wollte, bitte schön! Aber er sollte bloß nicht denken, ich
würde auch nur eine Sekunde länger um ihn weinen.
    Ich bin aufgestanden, habe geduscht, mich angezogen und
angefangen, mein Zimmer aufzuräumen. Ich hatte gerade
alle Sachen von meinem Schreibtisch auf den Fußboden
gepackt, als ich wieder einen Weinkrampf bekam. Es hatte
keinen Sinn. Nichts hatte noch Sinn.
    Ich habe alles auf dem Boden liegen lassen und bin ins
Bett gekrochen. Und da bin ich jetzt immer noch.
    Lynn zieht eine Konservendose aus ihrer Tasche.
    Tomatensuppe. Das Wundermittel bei Verliebtheit und
Liebeskummer.
    »Falls du doch Appetit bekommst«, sagt Lynn und zwinkert
mir zu.
    Ich verziehe den Mund. »Woher wusstest du das?«
    »Geraten.«
    Lynn schaut mich prüfend an. Als würde sie testen, ob ich
schlechte Nachrichten vertragen könnte.
    »Ich wollte dich fragen, wie’s dir geht, aber das erübrigt
sich ja wohl. Immer noch ziemlich mies, was?«
    Ich kenne diesen Blick. Den hatte sie auch, als sie mir
erzählen musste, dass Stefan Schluss machen wollte.
    »Du weißt etwas«, sage ich. »Du weißt etwas über Raoul,
aber du traust dich nicht, es mir zu sagen.«
    Lynn schaut gebannt auf ihre Hände. Sie reibt sich über
den Ringfinger, als würde sie an einem Ring drehen.
    »Jetzt sag schon«, bohre ich nach. »Er hat Jasper was erzählt,
oder?«
    »Er hat Julia am Samstagabend nach Hause gebracht.«
    Ich merke, wie mein Gesicht erstarrt. Er hat was getan?
    »Am Samstag?«, frage ich leise. »Aber das kann gar nicht
sein. Am Samstag haben wir uns zum ersten Mal geküsst.«
    Lynn sieht mich an, als würde sie jeden Moment selbst in
Tränen ausbrechen. »Ich weiß es auch nicht. Jasper fing auf
Facebook davon an, und er dachte, ich wüsste es. Und du
auch. Dass du es von Tim gehört hast oder so.«
    »Samstag?«
    »Jasper sagt, dass nichts weiter gelaufen sei. Dass er sie
einfach nach Hause gebracht hat und zwischen ihnen nichts
gewesen ist.«
    Ich werfe die Fernbedienung gegen die Wand. Ich kann
es nicht glauben. Ich glaube überhaupt nichts mehr. Erst
küsst er sie – nein, erst küsst er mich, dann bringt er sie nach
Hause, verabredet sich danach mit mir und anschließend
küsst er wieder sie?
    »Julia? Wieder Julia? Er hat Julia nach Hause gebracht?«
    Ich höre, wie schwer ich atme. Ich keuche fast, so wütend
bin ich.
    »Diese blöde Tussi!«, schreie ich. »Was denkt sie eigentlich,
wer sie ist? Sie kann jeden kriegen, aber ausgerechnet Raoul
will sie haben. Blöde, blöde Tussi!«
    Je lauter ich auf Julia schimpfe, desto wütender werde ich.
Am liebsten würde ich noch mehr gegen die Wand schmeißen.
Oder mein Handy auf dem Boden zerstampfen, mein
Handy mit all den blöden SMS von Raoul.
    Lynn weiß nicht so recht, was sie tun soll.
    »Ich hole uns mal was zu trinken, okay?«, sagt sie.
    Noch ehe ich genickt habe, ist sie schon aus dem Zimmer.
    Liebe, liebe, liebe Lynn.
    Liebe Lynn, die mir all diese Sachen erzählt, obwohl sie
weiß, dass sie die erste Wut und die erste Traurigkeit abbekommt
statt Raoul.
    Liebe Lynn, die fast Angst hat, mich alleinzulassen, weil sie
sonst keine gute Freundin wäre.
    Ich spüre, wie mein Wutanfall vorbeigeht. Was bleibt, ist
vor allem Wut auf mich selbst. Wenn hier jemand eine blöde
Tussi ist, dann bin ich es ja wohl. Wie konnte ich jemals
glauben, Raoul findet mich super? Richtig super? Ich wusste
doch, dass er auf so Tussis wie Julia steht. Warum habe ich
mich

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