Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebella - Verliebt oder was?

Rebella - Verliebt oder was?

Titel: Rebella - Verliebt oder was? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH , Co. KG
Vom Netzwerk:
es
gesehen hat.«
    Nick beugt sich vor und faltet die Hände zusammen. Er
erinnert mehr an einen Lehrer, der mir gleich erzählen wird, was ich alles falsch gemacht habe, als an einen Freund, der
grundsätzlich auf meiner Seite ist. Versteht er nicht, wie
wütend ich bin? Wie gedemütigt ich mich fühle? Dass ich
nur bei dem Gedanken an Raoul schon losheulen könnte?
    »Aber willst du denn nicht wissen, was er zu sagen hat? Ist
es nicht vernünftig …«
    »Bitte, Nick!«, unterbreche ich ihn energisch. »Was erzählst
du mir hier für einen Stuss? Vernünftig? Du bist doch nicht
mein Vater!«
    Nick sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an und
steht dann mit einem Ruck auf. »Ich brauchte mich nicht wie
dein Vater zu benehmen, wenn du dich nicht wie ein kleines
Kind aufführen würdest.«
    Mit einem Knall wirft er die Tür hinter sich zu.
    Großartig. Jetzt habe ich auch noch Streit mit Nick.
    Ich setze mir die Suppentasse an die Lippen und schütte
die restliche Suppe in mich rein. Mein Magen protestiert. Mit
dem Handrücken wische ich mir den Mund ab.
    Zum Teufel mit dir, Nick, denke ich. Mir hier erzählen
wollen, was ich tun soll, während du nicht mal deine eigenen
Probleme mit deinem bescheuerten Freund lösen kannst.
    Ich gehe zu meinem Laptop und klicke auf den Ordner
wütend
in meiner Playlist.
    Zum Teufel. Zum Teufel mit allen.
    Ich muss mich in den Schlaf geweint haben, denn als ich
aufwache, sind meine Wangen feucht. Auf meinem Kissen sind dunkle Flecken. Mir war gar nicht klar, wie müde ich
war, aber ich muss trotz der megalauten Musik eingenickt
sein. Mit halb geöffneten Augen stehe ich auf und mache die
Musik aus.
    »Zum Glück!« Meine Mutter steht im Türrahmen. »Ich
wollte dich gerade bitten, den Krach leiser zu stellen.«
    Ich wende schnell mein Gesicht ab, doch sie hat schon
bemerkt, was los ist.
    »Hast du geweint?«, fragt sie, aber eigentlich sagt sie es,
denn meine Mutter weiß genauso gut wie ich, dass ich geweint
habe.
    Ich reibe mir über die Augen. »Krach mit Nick.«
    »Darf ich wissen, weshalb?«, fragt meine Mutter und setzt
sich auf meine Bettkante.
    Warum auch nicht? Lynn hat ihr sowieso schon alles über
Raoul erzählt.
    »Nick meinte, ich müsse zu Raoul, um mir seine Seite der
Geschichte anzuhören. Er begreift nicht, dass ich Raoul nicht
sehen will.«
    Ich spüre, wie wütend ich schon wieder werde, wenn ich
den Namen Raoul nur ausspreche. »Es interessiert mich
nicht die Bohne, was er zu sagen hat.«
    Meine Mutter kneift die Augen kurz zusammen, erwidert
aber nichts. Sie sieht mich prüfend an.
    »Möchtest du denn nicht wissen, was er zu sagen hat?«
    Fängt sie jetzt auch schon so an? Wie oft muss ich den Leuten
noch klarmachen, dass Raoul für mich gestorben ist?
    »Nein«, sage ich knapp.
    Meine Mutter legt die Hände in den Schoß. »Bevor du
gleich wieder ›Ma-ham‹ sagst, möchte ich, dass du mich ausreden
lässt.«
    Ich sehe sie an. Offensichtlich meint sie es ernst.
    Automatisch hebe ich zwei Finger. »Versprochen.«
    Meine Mutter beugt sich vor und stützt den Kopf in die
Hände.
    »Josse und du, ihr wart noch ganz klein, du warst vielleicht
vier oder fünf und Josse ungefähr sieben, als unsere Nachbarin
eines Tages zu mir kam. Tine, die Nachbarin, war damals
eine gute Freundin von mir.«
    Ich presse die Lippen zusammen. Tischt sie mir jetzt wieder
uralte Geschichten auf?
    »Tine kam also zu mir und sagte, sie habe gesehen, wie
du Josse mit einer Plastikschaufel geschlagen hast. Ihr hättet
euch wegen der Schaufel gestritten, und du wärst schließlich
so wütend geworden, dass du Josse die Schaufel abgenommen
und ihm damit auf den Kopf gehauen hättest.«
    Ich schaue meine Mutter an. Was soll denn das jetzt? Bekomme
ich nun nachträglich noch eins auf den Deckel, weil
ich Josse vor hundert Jahren geschlagen habe?
    »Was hätte ich damals machen sollen, was meinst du?«,
fährt meine Mutter fort. »Hätte ich dich sofort dafür bestrafen
sollen?«
    Ich zucke zusammen. »Ich habe Josse bestimmt nie mit
einer Schaufel geschlagen!«
    Meine Mutter sagt eine Weile nichts. »Aber Tine war eine
gute Freundin von mir. Und sie hatte es selbst gesehen …«
    Ich spüre, wie in meinem Kopf mit lautem Getöse ein
Groschen fällt. »Ja, aber …«, fange ich an. Blitzschnell suche
ich nach den Ungereimtheiten in ihrer Geschichte, aber ich
komme nicht weiter als: »So etwas hätte ich niemals getan.
Und das wusstest du.«
    Meine Mutter zuckt mit den Schultern. »Tine hatte

Weitere Kostenlose Bücher