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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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von Jungen, die auf einem Wiesenstück auf der anderen Straßenseite einen Ball hin und her kickten. Es juckte ihn in den Zehen, hinüberzulaufen und mitzumachen. Im Waisenhaus war das wöchentliche Fußballspiel immer ein Höhepunkt gewesen, denn dann wurden sie von einem Bus aus dem düsteren Gebäudekomplex abgeholt und zu einem richtigen Rasenplatz gefahren, wo sie sich zwei Stunden austoben durften. Selbst Schnee und Regen hatten sie nie davon abgehalten.
    Willis seufzte wehmütig. Jeden Tag auf einer Wiese kicken zu können, das war für ihn und seine Mitbewohner ein unerfüllbarer Traum gewesen.
    Die Zeit verstrich quälend langsam. Willis überlegte, ob er sich im Supermarkt eine Flasche Wasser kaufen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Falls die Kassiererin von vorhin noch da war, würde sie sich nur fragen, was er hier noch verloren hatte. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch eine halbe Stunde, dann würde Karelia ihn ablösen. Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das Haus, vor dem er wartete. Auf einem Balkon im zweiten Stock lehnte ein dicker Mann im weißen Unterhemd auf dem Geländer und rauchte eine Zigarette. Er beobachtete Willis aufmerksam. Ortswechsel war angesagt.
    Willis fragte sich, ob es wirklich so unauffällig war, einzeln den Supermarkt zu beobachten. Die nächste Bank stand so ungünstig, dass man von dort den Eingang nicht sehen konnte. Es blieb einem also nichts anderes übrig, als an irgendeiner Hauswand oder einem Baum zu lehnen oder im engen Radius um das Geschäft herumzuschleichen. Dabei zog man unwillkürlich die Aufmerksamkeit gewisser Leute auf sich, so wie die des Rauchers auf dem Balkon.
    Er stieß sich vom Baum ab und lief ein paar Meter den Gehweg entlang. Vielleicht kam die Frau, hinter der sie her waren, heute auch gar nicht und sie würden morgen einen weiteren Beschattungstag einlegen müssen. Spätestens dann mussten sie sich etwas einfallen lassen, wenn sie nicht weiter auffallen wollten. Aus dem Supermarkt traten zwei Frauen, von denen eine in seine Richtung ging. Willis war so damit beschäftigt, nach einem neuen Standort Ausschau zu halten, dass er ihr erst im letzten Augenblick ins Gesicht sah.
    Sie war es.
    Er ging noch ein paar Schritte weiter und drehte sich dann um. Was für ein Mist! Er hatte nicht aufgepasst und nicht gesehen, wie die Frau den Supermarkt betreten hatte. Sie hatte zwar ihre Haare blond gefärbt, aber das Gesicht war unverkennbar. Wenn sie mit dem Auto gekommen war, dann hatte er es jetzt vermasselt, denn so schnell würde Karelia nicht hier sein können.
    Die Frau ging die Straße hinunter. Willis folgte ihr, zog sein Mobiltelefon heraus und wählte im Gehen Karelias Nummer.
    »Sie ist hier«, flüsterte er, als Karelia abhob. Durch den Hörer konnte er das Klappern von Geschirr hören. Sie war also nicht mehr im Auto. »Wo seid ihr?«
    »Im Café. Wir wollten gerade eine Kleinigkeit essen. Ist sie noch drin?«
    »Nein, sie geht schon wieder. Ich bin hinter ihr.«
    »Wir kommen. Wo bist du jetzt?«
    »Auf der Straße links hinter dem Supermarkt.«
    »Wir sind gleich da. Sieh zu, dass du erreichbar bleibst.« Karelia unterbrach die Verbindung.
    Willis stellte das Mobiltelefon auf Vibrationsalarm und behielt es in der Hand. Die Frau ging etwa acht Meter vor ihm und schien nicht bemerkt zu haben, dass sie verfolgt wurde. Sie trug in jeder Hand eine volle Plastiktüte mit dem Namen des Supermarktes darauf. Es sah so aus, als habe sie für mehrere Personen eingekauft. Er hoffte nur, dass sie lange genug auf dieser Straße blieb, bis Karelia und Valerie mit dem Auto da waren. Willis warf einen Blick zurück, ob der Pick-up vielleicht schon zu sehen war. Als er wieder nach vorne schaute, war die Frau verschwunden.
    Mist!
    Er suchte die andere Straßenseite ab, konnte die Frau aber nicht entdecken. Ob sie in eines der Wohnhäuser gegangen war? Aber wie sollte sie das so schnell geschafft haben? Sein Blick zurück hatte höchstens zwei oder drei Sekunden gedauert.
    Willis lief ein paar Meter vor – und atmete erleichtert durch. Zwischen zwei Häusern ging ein Fußweg hindurch, der den Berg hinaufführte. Die Frau war bereits am anderen Ende angekommen und bog nach rechts ab. Willis rannte so schnell er konnte hinterher, um sie nicht noch einmal zu verpassen. Er gelangte in eine kleine Wohnstraße. Die Frau war bereits zwei Blocks weiter. In einem Vorgarten spielten zwei Kinder. Ein Pärchen kam ihm auf der anderen

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