Rebellen der Ewigkeit
Straßenseite entgegen und ein Jugendlicher fuhr mit seinem Fahrrad an ihm vorbei.
Sein Mobiltelefon vibrierte. Es war Karelia.
»Wo bist du?«
Er suchte seine Umgebung nach einem Schild mit dem Straßennamen ab, fand aber keins. »Ich weiß nicht. Irgendwo oberhalb der Fußgängerzone.«
»Gut. Wir biegen die nächste links ab. Vielleicht sehen wir uns ja.«
Die Frau bog erneut in einen Durchgang nur für Fußgänger ein. Willis fluchte leise. Bald würde er völlig die Orientierung verloren haben. Er spähte in den Fußweg, bis die Frau am oberen Ende links abgebogen war, und eilte dann hinterher. Es war eine weitere Wohnstraße, eine kleine Allee mit Baumreihen auf jeder Seite, an deren Ende eine Wendeschleife vor einer Reihe von Garagen lag.
Die Frau überquerte den Wendeplatz und verschwand rechts neben den Garagen. Willis sah sich hektisch um. Wieder kein Straßenschild! Bis auf den Fahrer eines Elektrorollers, der gerade ein paar Meter vor ihm von seinem Gefährt kletterte, war kein Mensch zu sehen.
Willis rannte bis zum Wendeplatz und näherte sich vorsichtig der Garagenecke. Von der Frau war nichts zu sehen. Ein schmaler Trampelpfad führte zwischen zwei Müllcontainern hindurch zu einer weiteren Straße. Er schlich an der Garagenwand entlang, als er hinter sich ein Geräusch hörte.
Bevor er herumfahren konnte, spürte er einen harten Gegenstand in seinem Rücken.
»Nicht umdrehen«, sagte eine tiefe Frauenstimme. »Und lass deine Hände da, wo ich sie sehen kann.«
Willis führte die Arme vom Körper weg und bewegte sich nicht.
»So ist es brav«, sagte die Frau. »Eine falsche Bewegung, und ich schieße. Und das ist keine leere Drohung. Wir gehen jetzt ganz langsam zu den Müllcontainern. Und keine Tricks.«
Willis musste sich mit den Armen vornüber gegen einen der Metallcontainer lehnen und die Beine so weit wie möglich spreizen. Dann tastete ihn eine Hand ab, ohne dass der Druck des Pistolenlaufs in seinem Rücken nachließ.
»Wieso folgst du mir?«, fragte die Frau, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass er unbewaffnet war.
»Ich folge Ihnen nicht«, entfuhr es ihm. Die Frau durfte auf keinen Fall herauskriegen, dass er für Tempus Fugit arbeitete. Wer weiß, ob sie ihn dann wieder gehen lassen würde.
Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als ihn ein kräftiger Hieb in die Seite traf. Er schrie auf und wollte sich krümmen, doch der Revolverlauf war bereits wieder an der alten Stelle.
»Lass die Hände da, wo sie sind.« Die Stimme der Frau verriet keinerlei Gefühlsregung. »Und jetzt noch mal: Wieso folgst du mir?«
Willis zog die Luft durch die Zähne ein. Der Schmerz breitete sich in rasendem Tempo durch seinen ganzen Oberkörper aus und presste seine Lunge zusammen. Nur langsam kam er wieder zu Atem.
»Weil ich hoffe, dass Sie mich zu den Rebellen führen«, stieß er hervor.
»Wie kommst du darauf, dass ich etwas mit denen zu tun habe?«
»Sie waren bei der Pressekonferenz gestern Abend dabei.«
Das verschlug ihr offenbar die Sprache. Für Willis war es eine willkommene Gelegenheit, ein paar Mal tief Luft zu holen. Langsam löste sich die Faust, die seine Lunge umklammert hielt.
»Du bist also da gewesen«, sagte sie schließlich. »Und wie hast du mich erkannt?«
»Das ist eine längere Geschich…«
Diesmal war der Schmerz so stark, dass er die Hände an den Unterleib riss. Er geriet ins Taumeln und sackte gegen die Seite des Containers, wo er nach Luft schnappend liegen blieb. Vor seinen Augen tanzten grelle Lichtstreifen und die Stimme der Frau drang wie aus weiter Entfernung zu ihm.
»Du bist einer von den Schlaumeiern, die nicht aus ihren Fehlern lernen können, was? Nicht umdrehen! Wer ist dein Auftraggeber?«
Willis versuchte zu antworten, brachte aber nur ein heiseres Krächzen hervor. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich ihre dunkle Silhouette gegen den Himmel abzeichnete.
»Ich … bin … Journalist«, stieß er hervor.
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Du hast in deinem Leben doch höchstens für eine Schülerzeitung gearbeitet. Letzte Chance: Wer hat dir aufgetragen, mir zu folgen?«
Willis vergrub sein Gesicht in den Händen. Egal, was er sagte, er konnte nur verlieren. Wenn er log, würde sie ihn bis zur Bewusstlosigkeit oder noch schlimmer prügeln; wenn er die Wahrheit sagte, würde sie ihn bestimmt nicht laufen lassen. Das Beste war zu schweigen.
Diesmal bestrafte sie ihn mit einem gezielten Tritt gegen den Oberschenkel. Der Schmerz schoss
Weitere Kostenlose Bücher