Rebellen der Ewigkeit
Höhe der Straße standen und über denen ein Mann soeben einen Sonnenschirm aufspannte.
Das erste Geschäft auf der rechten Seite war ein Juwelier. Eine Frau in mittleren Jahren, die gerade mit einem weichen Lappen die Glasscheibe der Vitrinen polierte, blickte auf, als Valerie und Willis eintraten.
»Guten Morgen«, grüßte sie und musterte sie von Kopf bis Fuß.
Sie grüßten zurück und Valerie trat wie abgesprochen vor und legte das Foto auf die Theke. »Wir würden gerne wissen, ob Sie diese Frau schon einmal gesehen haben.«
Die Juwelierin kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Und warum möchtet ihr das wissen?«
»Das ist meine Cousine Chris, die seit zwei Wochen verschwunden ist. Ihre Familie macht sich furchtbare Sorgen um sie, aber die Polizei wird nicht aktiv, solange es keinen Hinweis auf eine Straftat gibt. Deshalb hat die Familie beschlossen, bei der Suche zu helfen. Chris wurde zuletzt hier in der Brückenvorstadt gesehen.«
Diese Geschichte hatten sie sich vorher als Begründung für ihre Frage ausgedacht. Karelia hatte davon abgeraten, sich als Privatdetektive auszugeben, weil sie das erstens streng genommen nicht seien und weil viele Leute Vorbehalte gegenüber privaten Ermittlern hatten. Verwandte hingegen genossen ein deutlich höheres Vertrauen.
Die Juwelierin, so schien es, hatte aber auch Vorbehalte gegenüber Verwandten.
»Woher weiß ich, dass ihr mir die Wahrheit sagt?«, fragte sie. »Könnt ihr euch in irgendeiner Form ausweisen?«
»Wir möchten doch nur wissen, ob Sie Chris in den letzten Tagen vielleicht gesehen haben«, sagte Willis. »Damit können Sie ihr doch nicht schaden.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte die Frau. »Wenn ihr mit der Polizei kommt, gebe ich gerne Auskunft. Aber so nicht.«
»Vielen Dank«, presste Valerie heraus und sie verließen den Laden.
»Puh«, stöhnte Willis, als sie wieder vor der Tür standen. »Das fängt ja gut an.«
In den nächsten fünf Geschäften erging es ihnen nicht viel besser. Entweder wollten die Ladenbesitzer nichts sagen oder sie hatten die Frau auf dem Foto nie gesehen. Auch Karelia schien noch keinen Erfolg gehabt zu haben. Sie kam soeben aus einer Bäckerei und winkte ihnen kurz zu, bevor sie in einer Weinhandlung verschwand.
Eine Stunde später hatten sie das Ende der Fußgängerzone erreicht. Vor ihnen lagen noch ein kleiner Supermarkt und eine Bankfiliale.
»In der Bank brauchen wir es gar nicht erst versuchen«, murrte Willis. »Die werden uns sowieso nichts sagen. Und im Supermarkt sind täglich so viele Leute unterwegs, da wäre es wirklich ein Wunder, wenn jemand sich ein Gesicht merken würde.«
»Sei nicht so pessimistisch.« Valerie versetzte ihm einen spielerischen Stoß. »Irgendwo werden wir schon noch fündig werden.«
Mit hängenden Schultern folgte ihr Willis in den Laden. Es gab nur eine einzige Kasse, an der eine jüngere Frau saß, die sich gerade die Fingernägel schwarz lackierte.
Willis verdrehte die Augen. »Auch das noch.«
Valerie überhörte seine Bemerkung und ging mit ihrem Foto zur Kasse. Von der anderen Seite näherte sich eine ältere Frau mit ihrem Einkaufswagen.
»Entschuldigen Sie«, begann Valerie. »Wir suchen meine Cousine, die seit zwei Wochen verschwunden ist. Haben Sie sie vielleicht gesehen?«
Die Kassiererin, verärgert über die Störung, warf einen kurzen Blick auf das Foto, das Valerie ihr hinhielt. »Kenn ich nicht«, sagte sie und wandte sich wieder ihren Nägeln zu.
»Könnten Sie vielleicht noch einmal hinsehen?«, bat Valerie. »Bitte, es ist wichtig.«
»Tut mir leid, ich muss jetzt kassieren.«
Die Frau mit dem Einkaufswagen hatte die Kasse erreicht und begann, ihre Artikel auf das Laufband zu legen. Sie hatte den kurzen Wortwechsel zwischen Valerie und der Kassiererin mitbekommen.
»Zeigen Sie mal her, junge Frau«, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. Valerie reichte ihr das Foto. Die Frau studierte es gründlich. Die Kassiererin trommelte ungeduldig auf der Kassenschublade herum.
»Ja, ich glaube, die habe ich hier schon einige Male gesehen«, sagte die Frau. Sie hielt der Kassiererin das Foto vors Gesicht. »Sie müssen sich doch auch daran erinnern. So viele neue Kunden gibt es hier ja nicht.«
»Ja, kann sein, dass die ein paar Mal hier war«, brummte das Mädchen widerwillig. »Kann ich jetzt mit dem Kassieren beginnen?«
Die Frau gab Valerie das Foto zurück. »Ich hoffe, ich habe jetzt keinen Fehler gemacht, junge Dame«,
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