Rebellen der Ewigkeit
wäre es ihm lieber, sie käme nicht mit. Er beschloss, später noch einmal mit ihr darüber zu reden.
»Ich will den allgemeinen Optimismus ja nicht kaputt machen, aber in meinen Augen ist die ganze Aktion einfach nur Wahnsinn.« Holmes war aufgestanden und ging mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Raum hin und her. »Erstens halte ich es für unwahrscheinlich, dass der Tresor nur so ungenügend gesichert ist. Ist euch schon einmal der Gedanke gekommen, dass das Teil einer Desinformationsstrategie sein könnte? Wenn ich Reming wäre und wüsste, dass jemand an mein Allerheiligstes will, dann würde ich es nicht ohne Sonderbewachung lassen. Deshalb muss ich das noch lange nicht überall herausposaunen. Vielleicht ist er arrogant, aber er ist sicher nicht dumm. Zweitens seid ihr völlig unerfahren in solchen Operationen. Amanda und ihre Mitkämpfer trainieren seit Jahrzehnten für diesen Moment, was man von euch nicht behaupten kann. Was tut ihr, wenn ihr wirklich auf Gegenwehr stoßt? Glaubt ihr, es reicht, die Arme zu heben und ›Wir ergeben uns‹ zu rufen?«
Er machte eine Pause, blieb stehen, blickte herausfordernd in die Runde und deutete mit dem Zeigefinger auf Amanda. »Und drittens verlasst ihr euch bei allem, was ihr vorhabt, ausschließlich auf die Aussagen dieser Frau, von der keiner von uns weiß, wie glaubwürdig sie ist.«
Damit sprach er, ohne es zu wissen, Willis aus der Seele. Auch er hatte nach wie vor seine Vorbehalte gegenüber Amanda. Er hatte sich zwar entschlossen, ihr zu helfen, aber das hatte sie zu einem großen Teil Valerie zu verdanken. Natürlich, sie hatte ihnen das Universenlager gezeigt und überzeugend die Gefahren geschildert, die von Ricardos Geschäften ausgingen. Aber wer wusste schon, ob das, was sie erzählte, auch wirklich der Wahrheit entsprach? Vielleicht trieb sie nur der Hass auf Ricardo an, der sie damals ausgebootet hatte.
»Ich glaube, wir machen einen großen Fehler, wenn wir Amanda nicht helfen«, sagte Valerie. »Wir alle sehen, was in der Welt passiert. Ob das nun die Folge des Zeithandels ist oder nicht – solange nur die kleinste Möglichkeit besteht, die Stabilität des Universums wiederherzustellen, müssen wir diese nutzen.«
»Selbst wenn wir uns damit zu Handlangern von Terroristen machen?«, rief Holmes.
Valerie nickte. »Selbst dann.«
Holmes sah sie unverwandt an. Willis spürte förmlich, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Ob er noch einen Trumpf im Ärmel hatte?
Der bleiche Junge lehnte sich zurück. »Weißt du, was mich wundert, Valerie?«, fragte er scheinbar beiläufig. »Erst setzt du Himmel und Hölle in Bewegung, um deine Mutter zu retten, und jetzt willst du den Quantenextrapolator zerstören. Wenn ihr erfolgreich seid, wird es vorerst keinen Zeithandel mehr geben. Und deine Mutter wird sterben.«
Willis verschlug es die Sprache. Er traute Holmes viel zu, aber das war ein Schlag weit unter die Gürtellinie. Ohne es zu merken, hatte er sich von seinem Stuhl erhoben. Eine Handbewegung Valeries hielt ihn zurück.
»Meinst du, darüber habe ich nicht nachgedacht?«, fragte sie leise.
Holmes zuckte mit den Schultern und wirkte auf einmal verlegen. Vielleicht hatte er gemerkt, dass er zu weit gegangen war.
»Wenn der Extrapolator weiterarbeitet, kann ich meine Lebenszeit verkaufen und meine Mutter retten, das stimmt«, fuhr sie fort. »Aber weißt du, für wie lange? Wenn Tempus Fugit unser Universum zerstört, gehen wir alle zugrunde, ob krank oder gesund. Wenn wir den Extrapolator aber zerstören und die Welt fortexistiert, dann kann ich bestimmt einen anderen Weg finden, um die Behandlung meiner Mutter zu bezahlen. Also ist die Entscheidung für die Zerstörung des Extrapolators doch der logische Schluss für mich, findest du nicht?«
Holmes blickte vor sich auf die Tischplatte und schwieg. Willis hätte zu gern gewusst, was jetzt in ihm vorging. War das alles nur Schauspiel oder gab er sich den Argumenten von Valerie tatsächlich geschlagen?
Langsam wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit von Holmes ab und ihm zu. Jeder in diesem Raum konnte eine Meinung haben, entscheidend war, was er tat. Ohne seine Mithilfe waren Amanda und ihre Rebellen machtlos.
»Was immer ich auch persönlich glaube, spielt in diesem Augenblick keine Rolle«, erklärte Willis. »Valerie hat das einzig Richtige gesagt: Wir haben keine Wahl. Und deswegen bin ich dabei.«
21.
Wenige Minuten vor Mitternacht erschienen Valerie und Willis wie
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